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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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nur, dass es ausgerechnet dieser alte Mann sein musste, der offensichtlich von nichts eine Ahnung hatte außer von Todesgottheiten. »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet und dass Isla Huesos der Eingang zur Unterwelt ist, glauben Sie im Ernst, ich wäre dann mit meiner Mom hierhergezogen? Alles, was ich verbrochen habe, war, dass ich gestorben bin. Als ich John dann sah, habe ich ihn von damals wiedererkannt, als ich sieben war, und ich habe geglaubt, er könnte mir vielleicht helfen. Ich habe ihm nur ein paar Anregungen gegeben, wie man diesen Strand vielleicht ein bisschen angenehmer gestalten …«
    Smith, der mittlerweile angefangen hatte, alle möglichen Unterlagen in seine Aktentasche zu stopfen, zuckte zusammen. »Ach du liebes bisschen. Das dürfte ihm wohl kaum gefallen haben.«
    »Überhaupt nicht«, bestätigte ich. »Und das weiß ich mittlerweile auch, okay? Aber dann war ich plötzlich mit ihm in diesem komischen Zimmer. Da stand ein Bett, und er begann davon zu faseln, wie ich mit ihm bis in alle Ewigkeiten dort bleiben müsste, weil ich meine Fähre verpasst hätte. Dabei hat er doch, wie ich ganz zufällig glaube, mit voller Absicht dafür gesorgt, dass ich sie verpasste. Was hätte ich denn tun sollen? Ich bin komplett durchgedreht. Das wären Sie auch an meiner Stelle.«
    »Nun«, meinte Mr. Smith, »durchaus. Sicherlich wäre ich an Ihrer Stelle ebenfalls, äh, komplett durchgedreht.«
    Ich sprang von meinem Stuhl auf und rannte in dem Büro auf und ab, meine Halskette krampfhaft umklammert. Draußen regnete es in Strömen, als würden alle Engel des Himmels um mich weinen. Was sie natürlich nicht taten, weil sie sich geschlossen von mir abgewendet hatten, da war ich mir mittlerweile ziemlich sicher. Sonst wäre all das nämlich gar nicht passiert.
    »Und wissen Sie was: Seit diesem Tag, an dem ich ihm gerade nochmal entwischt bin, brauche ich mich nur umzudrehen«, ließ ich den Küster wissen, »und schon sorgt er dafür, dass jemand einen Herzinfarkt kriegt, oder er zermalmt jemandem die Hand, oder er tritt vor meiner Nase ein schmiedeeisernes Tor ein, und ich bin dann diejenige, die alle für diesen ganzen Mist verantwortlich machen wollen! Jedes Mal!«
    Er schaute bekümmert drein. »Ich glaube kaum, dass Sie jeden einzelnen dieser Vorfälle allein auf ihn …«
    »Ich war dabei und hab’s gesehen!«, rief ich. »Ich musste ihn sogar davon abhalten, dass er etwas noch Schlimmeres tut! Und Sie sagen mir, ich muss mit ihm reden? Wie soll ich das denn anstellen? Jedes Mal, wenn ich es versuche, passiert irgendetwas Schreckliches. Meine Mom ist mit mir hierhergezogen, weil wir nochmal ganz von vorne anfangen wollten, weil ich normal sein wollte. Auch wenn das Wort normal, therapeutisch gesehen, Unfug ist. Aber wie kann ich normal werden, wenn ich mit jemandem sprechen soll, der der Manager irgendeiner komischen Unterwelt ist und der mir außerdem diesen Diamanten gegeben hat, der eigentlich ein Geschenk von Hades an Persephone war? Und, nicht zu vergessen, wegen dem schon mehrere tausend Leute krepiert sind?« Ich schüttelte die Halskette in seine Richtung. »Das ist doch alles vollkommen verrückt !«
    »Nein«, erwiderte Mr. Smith trocken. Mit einem lauten Klicken ließ er seine Aktentasche zuschnappen, dann drehte er mir sein Gesicht zu, das mit einem Mal dasselbe trostlose Grau hatte wie der Diamant in meiner Hand. »Ist es nicht. Ich sehe die Dinge jetzt viel klarer. Als ich anfing, hier zu arbeiten, war John ein gewisses Problem, wie ich zugeben muss. Aber schließlich gelang es mir, zu ihm durchzudringen, vielleicht weil ich, wie Sie, dem Tod ins Auge gesehen habe. Es gibt jetzt nur noch sehr wenige Dinge, die ich wahrhaft fürchte. Aber vor genau eineinhalb Jahren geschah etwas, das John zu diesem, wie sagten Sie noch, Albtraum werden ließ. Ich kam nie dahinter, was diesen Sinneswandel verursacht haben mochte, weil er schlichtweg nicht bereit war, darüber zu sprechen. Doch nun weiß ich es. Sie waren das.«
    Völlig verblüfft ließ ich den Arm sinken.
    Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen, aber die Anspannung in Mr. Smiths Stimme nicht.
    »Miss Oliviera, ich trage lediglich die Toten zu Grabe. John ist derjenige, der sich darum kümmert, wohin ihre Seelen gehen, nachdem sie die Unterwelt verlassen haben. Welche Rolle Sie bei dem Ganzen spielen, weiß ich nicht. Was ich aber weiß, ist Folgendes: Sie sollten es herausfinden, und

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