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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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wird. Für immer diesmal. Das ist mein Ernst.«
    Eigentlich hatte ich ihr erzählen wollen, dass ihre Geburtsinsel der Eingang zu einer von zahllosen Unterwelten war, was Mom nach all den Ereignissen eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Aber ich wollte ihr die gute Laune nicht verderben, vor allem wo sie doch gerade Abendessen gemacht und bei der Sache mit dem Holz so locker reagiert hatte, auch wenn ich darüber eigentlich nicht besonders glücklich war.
    Mom nahm lachend noch einen Schluck Wein und sagte: »Scheint, als hätten wir die Ehre, für den Sarg der Abschlussklasse als Schreinerwerkstatt herzuhalten!«
    Was für ein gelungener Themawechsel.
    »Wie hast du das überhaupt geschafft, an deinem allerersten Tag? Du bist doch nicht einmal in irgendeinem Schulteam.«
    »Wir wohnen in einer bewachten Anlage«, erwiderte ich und stocherte missmutig in einem Stück Broccoli herum, das Mom zwischen den Nudeln versteckt hatte, damit mein Organismus zur Abwechslung auch mal mit ein bisschen Gemüse versorgt wurde. »Nur Leute, die in Dolphin Key wohnen, kommen hier rein. Deshalb kann niemand zufällig reinschneien und ihr kleines Geheimnis entdecken.«
    »Aha«, meinte Mom mit einem wissenden Lächeln. »Sie sind also klüger geworden. Früher haben sie ihre Särge aus genau diesem Grund immer in irgendeinem Mausoleum auf dem Friedhof zusammengezimmert.«
    »Genau«, sagte ich, während mich ein Schauder durchlief. »Und auf dem Friedhof können sie es jetzt nicht mehr machen, weil er seit Neuestem von der Polizei überwacht wird.«
    Was auch der Grund war, warum ich auf dem Weg hierher Jade, meiner Neue-Wege-Sozialarbeiterin, begegnet war. Nach meinem Gespräch mit Mr. Smith hatte der Regen zwar nachgelassen, aber nicht so sehr, dass ich lieber mit meinem Cruiser heimgeradelt wäre als im geheizten Minivan des Friedhofsaufsehers, weshalb ich sein Angebot schließlich doch noch annahm. Und unterwegs hatten wir dann Jade gesehen, in kurzer Hose und mit einem Regenponcho mit der Aufschrift » IHPD «.
    »Was, um Himmels willen, tun Sie bei diesem Wetter hier draußen?«, hatte Mr. Smith gefragt, nachdem er den Wagen angehalten hatte und Jade neben uns stehen geblieben war. »Sagen Sie jetzt nicht, die Polizei hätte die Patrouillen für heute Nacht nicht ausgesetzt. Wissen die denn nicht, dass eine Hurrikanwarnung herausgegeben wurde?«
    Jade nahm ihre Kapuze ab und grinste uns an. »Nur die Vorwarnstufe. Keine richtige Warnung«, erwiderte sie und leuchtete mit ihrer Taschenlampe in den Van. »Bist du das, Pierce? Was machst du denn in Mr. Smiths Auto?«
    »Ähm«, sagte ich ein wenig beschämt, weil ich mich im Minivan des Friedhofsaufsehers herumkutschieren ließ, während Jade der Regen offensichtlich nicht das Geringste auszumachen schien. Immerhin hatte ich eine Halskette, die mir die Friedhofsdämonen vom Leib halten würde – und dann ließ ich mich von ein bisschen Nieselregen ins Bockshorn jagen? Außerdem wusste ich nicht, wie ich ihre Frage, was ich denn in Mr. Smiths Auto machte, beantworten sollte.
    Er übernahm das für mich.
    »Während des Wolkenbruchs vorhin sah ich Miss Oliviera zufällig auf dem Rad und habe mich ihrer erbarmt«, erklärte er. »Ich fahre sie jetzt nach Hause und könnte dasselbe auch für Sie tun, wenn Sie möchten. Miss Oliviera hat ihr Fahrrad drüben am Friedhofstor abgesperrt. Wenn Sie wollen, wäre für Ihres genug Platz hinten im Kofferraum. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, junge Dame: Ich an Ihrer Stelle würde das Angebot annehmen.«
    »Nee«, meinte Jade nur und setzte ihre Kapuze wieder auf. Ein anderes Auto fuhr vorbei, Wasser spritzte von den Reifen hoch, und die Mausoleen in der Dunkelheit hinter dem Stacheldrahtzaun des Friedhofs blitzten kurz im Lichtkegel der Scheinwerfer auf.
    »Was glauben Sie denn? Ich hab hier gerade den Spaß meines Lebens! Nachts auf dem Friedhof auf Patrouille mit einem Sondereinsatzkommando der Polizei von Isla Huesos, wow! Sie haben mir sogar ein Walkie-Talkie gegeben.« Jade hob kurz den Regenumhang hoch und präsentierte stolz das Funkgerät an ihrem Gürtel. »Wir werden dafür sorgen, dass sich niemand mehr an Ihrem Tor vergreift, Mr. S. Und wenn’s doch einer versucht, kriegt er von mir eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht, verlassen Sie sich drauf.«
    Ich beugte mich stirnrunzelnd nach vorn. Das war doch alles einfach nur lächerlich: Während gerade ein Hurrikan aufzog, radelte Jade mitten in der Nacht auf dem

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