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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollten. Sobald die Windgeschwindigkeiten einmal mehr als hundertzehn Kilometer pro Stunde erreichten, würden die Brücken zum Festland gesperrt, weshalb all jene, die beabsichtigten, die fraglichen Gebiete zu verlassen, dies bald tun sollten, vor allem da nur eine Notunterkunft geöffnet werden würde, und zwar die oben in Key Largo.
    »Mom«, meinte ich nervös. »Siehst du das? Sollen wir vielleicht auch lieber wegfahren?«
    Mom saß gerade vor ihrem Laptop.
    »Ach, Schatz«, meinte sie geistesabwesend, »es ist doch nur eine Vorwarnstufe. Der Hurrikan zieht zuerst nach Kuba, und da schwächen sich die Stürme immer ab. Sogar die Schule hat morgen offen, und solange sie den Unterricht nicht absagen, kann es nichts Ernstes sein, glaub mir. Ich hoffe also«, sprach sie grinsend weiter, »du hast deine Hausaufgaben gemacht. Denn wenn nicht, wirst du morgen keine Entschuldigung haben.«
    Deprimiert schaltete ich den Fernseher aus.
    Nicht dass ich gehofft hätte, der Sturm würde unsere Schule erwischen – nur kleine Kinder wünschen sich sowas –, aber als ich vorhin in der Garage gewesen war, um meine Büchertasche zu holen, hatte ich die Holzbretter gesehen, die Seth und Konsorten in unserer Garage deponiert hatten. Sie lehnten an den von Onkel Chris feinsäuberlich aufgestapelten Gartenmöbeln, und ich hatte mich gefragt, wie ich Alex die Nachricht beibringen sollte, dass ich jetzt mit den Leuten unter einer Decke steckte, die er so sehr hasste.
    Und dann war es irgendwie über mich hereingebrochen. Alles. Es war einfach zu viel. Seths Clique würde die nächsten Tage in unserem Haus rumhängen und einen Sarg bauen, der irgendetwas zu tun hatte mit dem Wächter dieser Unterwelt, von deren Existenz keiner von ihnen auch nur einen blassen Schimmer hatte und die zufällig genau unter der Insel lag, auf der sie ihr ganzes Leben verbracht hatten …
    Andererseits, wenn dieser Hurrikan uns heute Nacht tatsächlich heimsuchen und uns alle auslöschen sollte, brauchte mich die ganze Angelegenheit eigentlich nicht mehr zu kümmern.
    Aber das war, wie ich ja mittlerweile beschlossen hatte, nicht mehr die Art, wie ich meine Probleme angehen wollte.
    Genauso wenig wie meinen Dad anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass ich es mir doch noch einmal überlegt und beschlossen hatte, sein Angebot mit dem Internat in der Schweiz anzunehmen. Denn mit einem Mal schien mir der Gedanke sehr verlockend. Mom würde es zwar das Herz brechen; aber sie würde drüber wegkommen, wenn ich ihr erklärte, dass ich das nur tat, um meine Chancen zu erhöhen, in einem anständigen College aufgenommen zu werden.
    Das wäre zumindest besser, als ihr die Wahrheit zu erzählen: dass ich ganz einfach weg musste von dieser verrückten Insel, auf die sie mich geschleift hatte; denn sie lag zufälligerweise exakt über jenem Ort, den ich seit dem Tag meines Todes so verzweifelt zu vergessen versuchte.
    Ich wählte sogar Dads Nummer, während ich da in der Garage hockte. Natürlich nachdem ich leise die Tür geschlossen hatte, damit Mom nichts mitbekam.
    »Was?«, brüllte Dad. Er war schon beim ersten Klingeln rangegangen, wie er es immer tat, wenn ich anrief.
    Er war gerade bei einem Geschäftsessen, das konnte ich an den Gesprächen und dem Geschirrklappern im Hintergrund hören. Dad aß nie zu Hause. Warum sollte er auch, wenn es immer einen Kunden gab, der ihn bereitwillig in die feinsten Restaurants von Manhattan einlud?
    »Dad?«, fragte ich. »Ruf ich gerade zu einem ungünstigen Zeitpunkt an?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete er. »Ich bin gerade in dem Lokal, in dem wir auch mal gemeinsam waren, mit diesem runden Weinregal aus Glas, wenn du dich erinnern kannst. Du hast damals vorgeschlagen, sie sollten das Ding doch drehbar machen, damit man einfach auf die Flasche zeigen kann, die man will, weißt du noch?« Plötzlich schien er wütend zu werden. »Und was ist seitdem passiert? Nichts! Das Regal dreht sich immer noch nicht!«
    »Die sind eben blöd«, erwiderte ich nur kurz angebunden. »Dad, ich brauche deine Hilfe. Ich muss hier weg.«
    Er klang entzückt, genau wie ich es erwartet hatte. Ich hörte, wie er mit den Fingern schnippte.
    »Flugzeug«, sagte er zu jemandem. »Isla Huesos. Morgen.«
    »Es ist, weil … hier passieren gerade ein paar Dinge. Mom geht’s zwar super, aber …«
    »Hat sie einen Neuen?«, fragte Dad etwas zu beiläufig.
    »Wie?«, fragte ich zurück. »Nein. Natürlich nicht. Aber

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