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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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den Lampen drüben bei den Palmen reichte aus, um nicht versehentlich auf eine davon zu treten.
    Mom hatte nicht nur die Poolbeleuchtung angelassen, sondern auch den Wasserfall, der sich in blaugrünen Kaskaden über die gekachelte Wand am Ende des Beckens ergoss.
    Ich ging hinüber zu dem kleinen Schuppen mit den Reinigungsgeräten für den Pool und öffnete die Tür. Mittlerweile hatte ich erkennen können, dass es sich bei dem armen strampelnden Tier um einen leuchtend grünen Gecko handelte. Er würde jeden Moment in den Filter gesaugt werden.
    »Halt durch«, sagte ich zu ihm und zog einen der langen Kescher heraus, mit denen das Reinigungspersonal immer das Laub und anderen Schmutz aus dem Wasser fischte. »Ich hab dich gleich.«
    Wenige Sekunden später hatte ich den Gecko tatsächlich gerettet und setzte ihn auf dem kräftigen Blatt eines Hibiskusstrauches ab, von wo er, nachdem er anscheinend begriffen hatte, dass er nun doch nicht sterben musste, munter davonhüpfte.
    Der Applaus kam wie aus dem Nichts.
    Ich erschrak so heftig, dass ich den langen silbernen Kescher mit einem lauten Platschen in den Pool fallen ließ, wo er sofort auf den Boden sank.
    »Dieses Mal«, sagte John und trat, immer noch applaudierend, aus den Schatten, »hast du dir nicht mal den Kopf angeschlagen.«

Man scheint zur Ueberfahrt sehr eilig dir,
    Doch die Gerechtigkeit treibt diese Leute
    Und wandelt ihre bange Furcht in Gier.
    Dante Alighieri, Göttliche Komödie , Dritter Gesang
    I m Ernst«, sagte ich, eine Hand auf die Brust gepresst (mein Herz schlug so heftig, dass ich glaubte, es würde jeden Moment zerspringen). »Du musst dir das endlich mal abgewöhnen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte John und hörte auf zu klatschen.
    Er stand auf der gegenüberliegenden Seite der leuchtend blauen Wasserfläche, groß und einschüchternd wie immer, und wie immer in sein übliches Schwarz gekleidet. Was wahrscheinlich auch der Grund war, warum ich ihn in der Dunkelheit nicht gesehen hatte.
    Aber irgendetwas war anders.
    Zuerst dachte ich, es wären die Augen. Vielleicht reflektierten sie das Blau des Pools, denn Johns Augen schienen genauso hell zu leuchten wie das Wasser im Becken.
    Doch dann merkte ich, dass es in Wahrheit etwas ganz anderes war, und schnappte unwillkürlich nach Luft.
    »Warte«, sagte ich und ging vorsichtig ein paar Schritte um den Pool herum auf ihn zu, um sein Gesicht besser sehen zu können. »Hast du das wirklich gerade gesagt?«
    John rührte sich nicht von der Stelle. Er sah in etwa genauso skeptisch aus wie vorhin der Gecko, nachdem ich ihn auf das Hibiskusblatt gesetzt hatte. Als würde er gerade denken: Was ist denn jetzt los? Das muss irgendeine Falle sein.
    »Was?«, fragte er verunsichert.
    »Ja, hast du«, sagte ich und konnte es kaum glauben. Als ich direkt vor ihm stand – er hatte sich keinen Millimeter bewegt, während ich barfuß um den Pool herum auf ihn zugetappt war, bis uns nur noch etwa ein halber Meter trennte –, sah ich es: Überdeutlich stand es in sein Gesicht gemeißelt, blitzte im Licht der Gartenbeleuchtung und schimmerte sogar in den flimmernden Reflexionen auf dem Pool. »Du hast gerade gesagt, dass es dir leid tut.«
    John trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und sein Blick sprang nervös hin und her. Statt mich anzusehen, starrte er ins Becken.
    »Ich habe mich nur entschuldigt«, gab er steif zurück, »weil ich dich erschreckt habe. Das Klatschen war als Kompliment gemeint. Für deine beeindruckenden Fortschritte als Lebensretterin seit dem letzten Mal, als du …«
    »Nein«, widersprach ich und hob die Hand. »Stopp. Hör auf. Wir müssen reden. Ich meine, wirklich reden. Ich verspreche auch, dich nicht mehr zu beschimpfen, wenn du mir versprichst, dass du nie wieder versuchst, irgendjemanden vor meiner Nase umzubringen.«
    Endlich hob er die Augen und schaute mir ins Gesicht. Ich sah ungefähr eine Million Gefühle darin – Zorn, Scham, Schmerz, alles zugleich. Dann fiel sein Blick auf meine Halskette.
    »Du trägst sie«, sagte John mit einer Stimme, die ich noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Ja«, erwiderte ich. Mein Herz schlug immer noch wie wild, und die Art, wie er mich jetzt ansah, machte es auch nicht gerade besser.
    »Ich habe gesehen, wie Richard sie heute Morgen gefunden hat«, meinte er. »Und ich habe gesehen, wie du heute Abend in sein Büro gegangen bist.«
    Also war er doch da gewesen. Ich hätte es wissen müssen. Kein Wunder, dass wir so

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