Jeremy X
sei denn, Ihr Bericht würde die Lage deutlich ändern.«
»Und das wird zweifellos so sein«, ergriff Jeremy das Wort. »Aber zumindest im Augenblick brauchen Harper und Judson noch nicht jede Kleinigkeit zu wissen. Ich möchte nur kurz hinzufügen, dass ich Hugh kenne, seit er fünf Jahre alt war. Er sieht in mir eine Art Patenonkel - eine Vorstellung, die natürlich oberflächlich betrachtet schlichtweg ungeheuerlich ist. Trotzdem bürge ich für ihn.«
Er wandte sich Berry zu. »Darf ich?«
»Bitte.«
Der Kriegsminister beugte sich vor und stützte sich auf der Tischplatte ab. »Heute Morgen haben diese beiden Agenten angesichts einiger Absonderlichkeiten eine Untersuchung eingeleitet. Alles entwickelte sich sehr rasch, und schon am frühen Nachmittag gab es auf einem unserer Pharma-Lager einen Toten. Und unsere funkelnagelneue Sternnation steht - das ist zumindest meine Meinung - einer neuen, ernstzunehmenden Bedrohung gegenüber. Genauer gesagt wurde eine ernstzunehmende Bedrohung entdeckt. Ich bezweifle allerdings sehr, dass sie wirklich neu ist. Das gehört zu den Dingen, die wir erst noch herausfinden müssen.«
Mittlerweile hatte Jeremy X die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Anwesenden geweckt. Er wandte sich Van Hale und Ferry zu. »Wenn Sie dann bitte übernehmen würden?«
Harper S. Ferry räusperte sich. »Wir haben leider keine Videoaufzeichnungen, die über den Standard hinausgehen, deswegen wird sehr vieles hier verbal ablaufen müssen. Vor etwas mehr als zwei Monaten, am 9. Februar, hat Dschingis hier« - er nickte der Baumkatze auf Van Hales Schulter zu - »eine ungewöhnliche emotionale Aura bei einem der neu eingetroffenen Immigranten bemerkt. Einem Mann namens Ronald Allen.«
»Das war an sich nicht sonderlich ungewöhnlich«, fiel ihm Judson ins Wort. »Allen fühlte sich zweifellos unwohl, vor allem, nachdem er Dschingis gesehen hatte. Aber viele der Immigranten sind nervös, wenn sie neu eingetroffen sind, und Baumkatzen verursachen häufig ein ungutes Gefühl bei Leuten, die sie nicht gut kennen. Es war vor allem Dschingis' Gefühl, das ›Geistesleuchten‹ dieses Mannes würde ein wenig ... sonderbar schmecken.«
Alle am Tisch Versammelten blickten den Baumkater an; dieser erwiderte ihre neugierigen Blicke mit offenkundig zur Schau gestelltem Gleichmut. Vielleicht wäre ›beiläufige Sorglosigkeit der bessere Begriff.
Und wahrscheinlich war dem auch wirklich so. Alle hier Anwesenden waren mit Baumkatzen und deren besonderen Fähigkeiten bestens vertraut.
Van Hale fuhr fort. »Das reichte mir aus, um Harper darauf aufmerksam zu machen, und er hat eine Untersuchung eingeleitet.«
»Nichts Besonderes«, wiegelte Harper ab. »Nur die routinemäßige Nachprüfung, die immer dann üblich ist, wenn irgendetwas möglicherweise nicht ganz stimmt. Trotzdem muss ich eingestehen, dass ich das Ganze einfach vergessen und mich nicht weiter darum gekümmert habe. Und bedauerlicherweise hat mich die Sachbearbeiterin, die für diese Untersuchung zuständig war, auch nicht umgehend informiert, als sich eine Anomalie abzeichnete. Stattdessen hat sie selbst eine routinemäßige Nachprüfung eingeleitet.«
»Ziehen Sie ihr das Fell über die Ohren, sobald Sie dazu kommen«, grollte Jeremy.
»Glauben Sie bloß nicht, der Gedanke wäre mir nicht auch schon gekommen. Aber ich werde es nicht tun - abgesehen davon, natürlich, dass ich dafür sorgen werde, dass sie begreift, welchen Fehler sie gemacht hat -, weil die Verantwortung letztendlich bei mir lag.« Harper zog eine Grimasse. »Als Judson mich dann schließlich erneut auf diese Angelegenheit ansprach - und das war erst heute Morgen -, waren schon mehrere Wochen verstrichen. Allen hatte einen Job als Gelegenheitsarbeiter bei einer der Pharma-Firmen gefunden - die stellen fast immer Leute ein, bei dem Boom, den wir im Augenblick erleben - und wohnte daher nicht mehr in der Hauptstadt.«
»Was war das für eine Anomalie?«, erkundigte sich die Königin.
»Ich vermute, Sie wissen bereits, Eure Majestät ...«
»Wir sind hier unter uns«, gab sie ein wenig scharf zurück. »Bitte nennen Sie mich Berry.«
»Äh ... Berry. Ich vermute, Sie wissen, dass wir die Zungenkennung jedes einzelnen Ex-Sklaven-Immigranten scannen, sobald sie hier eintreffen. Zum Teil dient das natürlich der Sicherheit, aber vor allem geht es uns um gesundheitliche Aspekte. Viele der Gen-Linien von Manpower haben gesundheitliche Probleme, einige davon wirklich ernsthaft.
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