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Jeremy X

Jeremy X

Titel: Jeremy X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Judson - oder vielleicht sogar beide - schon bald psychologische Betreuung benötigen würden. Ein derart heftiger Anblick konnte einem wirklich den Magen herumdrehen. Und es tat überhaupt nichts zur Sache, dass Harper ein hartgesottener Ballroom-Killer gewesen war und der betreffende Mann hier für Manpower gearbeitet hatte. So etwas konnte eine posttraumatische Belastungsstörung auslösen.
    Das letzte Bild zeigte den Mund eines Toten, aufgehebelt mit einem Stock, damit auch die Kamera den Strichcode auf der Zungenspitze erkennen konnte. Dieser Anblick hatte etwas ganz besonders Entsetzliches, Widerliches, und die Gesichter aller hier Versammelten wirkten deutlich angespannter als zuvor, nachdem das Holo schließlich verlosch. Berrys Gesichtsfarbe war mittlerweile fast reinstes Weiß, als Jeremy mit rauer Stimme erneut das Wort ergriff.
    »Es ist bislang keine Möglichkeit bekannt, wie man ein genetisch aufgeprägtes Sklavenzeichen kosmetisch fälschen könnte«, sagte er mit tonloser, harter Stimme. »Zumindest nicht so, dass es bei unserer Art Scan nicht auffiele. So eine Kennung zu entfernen ist zugleich sehr schwierig und verdammt teuer - dafür haben die Dreckskerle von Manpower gesorgt. Das Ding wächst sogar wieder nach, wenn man einfach die ganze Zunge amputiert und sie dann vollständig regenerieren lässt! Glauben Sie mir, wir haben bereits nachgewiesen, dass in diesem Fall beide Kennungen so echt sind, wie das nur geht. Duplikate? Ja. Fälschungen? Nein.«
    »Aber warum?«, fragte Berry im Tonfall von jemandem, der einfach nur glücklich wäre, sich durch irgendetwas von der Erinnerungen an die giftschaumverschmierte Zunge eines Toten ablenken zu lassen. »Warum sollte man sich die Mühe machen, ein Kennungsduplikat zu verwenden? Warum hat man nicht einfach eine eigene Nummer dafür genommen, die man eigens zu diesem Zweck neu angelegt hat?«
    Jeremy schüttelte den Kopf. »Das Verfahren, diese Nummern zuzuordnen und aufzuprägen, ist gar nicht so kompliziert, Berry - nicht für jemanden, der ansonsten vollständige menschliche Genotypen entwickelt! Wir wissen, wie das funktioniert - und das von allzu vielen unabhängigen Quellen -, um daran zu zweifeln, dass Manpower es hinbekommt, sich verdammt sicher zu sein, keinesfalls aus Versehen irgendwelche Nummern doppelt zu vergeben. Die haben eine ganze Reihe Gründe dafür, das unbedingt vermeiden zu wollen, einschließlich ihrer eigenen Sicherheitsbedenken und der Notwendigkeit, den Sklavenzuchtsatz jedes einzelnen Individuums eindeutig identifizieren zu können - nur für den Fall, dass sich irgendwo eine genetische Anomalie ereignet. Die müssen in der Lage sein nachzuvollziehen, wer sonst noch davon betroffen sein könnte. Dafür zu sorgen, dass die Nummern immer eindeutig sind - sowohl bevor ein Sklave fertiggestellt ist, als auch danach -, ist keine unbedeutende Aufgabe, vor allem, wenn man bedenkt, dass Manpower die Sklaven in so vielen verschiedenen Zuchtstationen produziert. Und die haben sich bei ihren Entwicklungsverfahren reichlich Mühe gegeben, da für absolute Eindeutigkeit zu sorgen.
    Wenn Manpower sich an diesen Verfahren zu schaffen machen würde, dann könnte das irgendwo ein Loch erzeugen, das die Corporation ganz und gar nicht gebrauchen könnte. Klar, sie könnten natürlich hin und wieder eine Zuchtsatznummer freihalten. Tatsächlich gehe ich sogar davon aus, dass sie genau das tun, wenn sie mehrere ›freistehende‹ Individuen bräuchten. Aber da sie dabei angesichts ihrer Vorgehensweise jedes Mal wirklich den gesamten Zuchtsatz freihalten müssten, bezweifle ich, dass sie das allzu oft tun werden. Wenn die so vorgingen, dann würden sich die Strichcodes dieser ›freistehenden‹ Individuen ja häufen, und es besteht schließlich immer die Chance - und die wäre wahrscheinlich gar nicht 'mal so schlecht -, dass irgendjemand einen Zusammenhang zwischen Kennungen und Individuen herstellt, die irgendetwas Verdächtiges tun. Im Falle eines einzelnen Agenten wäre das wohl nicht allzu wahrscheinlich, aber die Statistik ist nun einmal unparteiisch. Früher oder später würde irgendjemandem auffallen, dass sich die Codes häufen - oder dass die Individuen dieses Zuchtsatzes sich in ihrem Alter unterscheiden oder eine Genvariation zeigen oder er würde irgendwelche anderen Unterschiede bemerken, die bei den Individuen aus dem gleichen Zuchtsatz einfach nicht vorkommen sollten. Und wenn das passiert, dann wären diese Agenten leichte

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