Jeremy X
konzentrieren oder damit zu interagieren, und sie ziehen sich ganz in eine Art innere Abschaltung zurück. Bei den extremeren Fällen werden sie innerhalb nur weniger T-Jahre nahezu vollständig inkommunikativ und reagieren auf praktisch keinerlei äußere Reize mehr.«
Wieder legte sie eine Pause ein, dann zuckte sie mit den Schultern.
»Wir glauben, erste Fortschritte zu erzielen, aber um ehrlich zu sein, gibt es einige Mitarbeiter des Ausschusses, die der Ansicht sind, wir sollten das ganze Projekt einfach abschreiben. Diejenigen von uns, die anderer Ansicht sind, suchen schon seit geraumer Zeit nach einer Möglichkeit, das bestehende Paradigma zu durchbrechen. Wir - oder zumindest einige von uns - sind zu dem Schluss gekommen, dass wir dieses Problem sozusagen in die Zange nehmen sollten, indem wir es von zwei verschiedenen Seiten gleichzeitig angehen. Wir haben die Genstruktur sämtlicher Kinder der betreffenden Linie sorgfältig untersucht, und wir glauben, wie ich schon sagte, beachtliche Fortschritte dabei gemacht zu haben, die Gene selbst zu korrigieren - die Blaupausen für die ›Hardware‹, wenn Sie so wollen. Aber wir sind auch der Ansicht, dass wir es wahrscheinlich mit Umwelteinflüssen zu tun haben, die sich auf den Betrieb der ›Software‹ auswirken. Und das ist der Grund, warum ich Sie beide zu mir gebeten habe.
Sämtliche unserer Abschätzungen bestätigen, dass Sie ein ausgeglichenes Paar sind, das sich gut in seine Umgebung einfügt. Ihre grundliegenden Charakterzüge ergänzen einander prächtig, Sie passen ganz offenkundig gut zueinander und werden vermutlich auch ein stabiles Zuhause bieten können. Zudem haben Sie beide genau die Affinität zum mathematischen Denken, die wir in diesem Typus zu intensivieren versuchen - wenngleich nicht auf dem Level, das wir anstreben. Sie beide haben Ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet bei Ihrer täglichen Arbeit deutlich und erfolgreich zur Schau gestellt, und Sie haben ein beachtliches Maß an Empathie gezeigt. Was wir gerne tun würden - was wir zu tun vorhaben -, ist Folgendes: Wir würden gerne einen der Klone, die wir von Ihnen haben, auch bei Ihnen aufwachsen lassen. Dieses Kind soll bei jemandem aufwachsen, der die gleichen Fähigkeiten besitzt und der eine gewisse Anleitung zu geben vermag - und auch das erforderliche Verständnis vermitteln -, wie es bei jemandem erforderlich ist, der ein Genie werden soll. Wir erhoffen uns davon, dass es auf diese Weise durch eben den ... kritischen Prozess geleitet werden kann, der völlig außer Kontrolle gerät, wenn wir besagte Kinder verlieren. Wie ich schon sagte: Auf der genetischen Ebene haben wir signifikante Fortschritte erzielt, und nun müssen wir auch die günstigste, unterstützendste Umgebung und den bestmöglichen Nährboden bieten.«
Und so war Francesca in das Leben der Simes' getreten. Sie hatte keinerlei Ähnlichkeiten mit ihren Eltern, aber das war auf Mesa nun alles andere als ungewöhnlich. Herlander hatte rotblondes Haar, haselnussbraune Augen und - so fand er zumindest - recht attraktive Gesichtszüge, aber hübsch war er nun wirklich nicht. Zu den Dingen, die das Mesanische Alignment sorgsam vermieden hatte, gehörte diese ›Ausstechförmchen‹-artige körperliche Ähnlichkeit, die so charakteristisch war für die Schwätzer, die von den genetischen ›Supersoldaten‹ des letzten Krieges auf Alterde abstammten. Körperliche Attraktivität war Teil fast jeder Alpha- oder Beta-Linie, doch physische Diversität wurde ebenfalls betont, als Teil des sehr bewussten Bemühens, ein keinesfalls leicht identifizierbares Äußeres zu schaffen. Harriet hatte schwarzes Haar und saphirblaue Augen. Zudem war sie (nach Herlanders offenkundig gänzlich unvoreingenommener Meinung) ungleich attraktiver als er.
Sie waren beinahe gleich groß, genau einhundertundachtzig Zentimeter, ungeachtet ihrer unterschiedlichen Farbgestaltung, doch es war unverkennbar, dass Francesca immer klein und zierlich bleiben würde. Herlander bezweifelte, dass sie jemals über einhundertundfünfundfünfzig Zentimeter hinauswachsen werde, und sie hatte braunes Haar und braune Augen. Dazu hatte ihre Haut einen Olivton, der sich von der Hautfärbung ihrer Eltern deutlich unterschied.
All das machte sie nach Herlanders Meinung nur zu einem umso faszinierenderen Wesen. Er wusste natürlich, dass es bei Vätern in den Genen fest verdrahtet war, ganz vernarrt in kleine Mädchen zu sein. So war diese Spezies nun einmal
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