Jeremy X
Sternenkönigreich von Manticore beurteilen konnte, war es Jeremy X auch ernst damit. Andererseits gab es immer noch diesen Mann, der so viele tödliche und ... äußerst einfallsreiche Angriffe auf leitende Angestellte von Manpower geplant und vollstreckt hatte (innerlich verzog Kare angesichts dieser Wortwahl gequält das Gesicht). Der Mann war immer noch da, verborgen gleich unter seiner neuen Persona. Im Einzelkampf, da war sich Kare sicher, war Thandi Palane zweifellos deutlich gefährlicher als Jeremy es jemals sein könnte, doch wenn man die beiden als unversöhnliche Naturgewalten betrachtete, so waren sie beide nach Kares Einschätzung vermutlich absolut ebenbürtig.
Ist mir auch recht so, wenn man bedenkt, hinter welchen Leuten diese beiden vermutlich her sein werden, sinnierte er grimmig. Auch wenn Rabbi McNeil natürlich recht hat, wenn er darauf hinweist, die Rache stehe nur einer höheren Macht zu. Schließlich hat niemals jemand behauptet, er könne nicht jedes erdenkliche Mittel nutzen, das ihm angemessen erscheint, wenn es darum geht, sein Urteil zu vollstrecken.
»Ich denke, ich sollte Ihnen auch meine eigenen Mitarbeiter vorstellen«, fuhr er fort, als Jeremy seine Hand schließlich losgelassen hatte, und deutete auf den recht großen, unbestreitbar ungepflegt wirkenden Mann mit dem rotblonden Haar zu seiner Linken.
»Dr. Richard Wix, Eure Majestät«, erläuterte er. »Der sich, aus Gründen, die ich niemals richtig verstanden habe, des Spitznamens ›Tons of Joy Bear‹ erfreut.« Er verzog das Gesicht. »Normalerweise machen wir nur ›TJ‹ daraus, aber ich habe gehört, Sie verfügen hier auf Torch über einen äußerst effizienten Nachrichtendienst. Wenn Sie den Ursprung seines Spitznamens in Erfahrung bringen können, wäre ich hocherfreut, darüber zu erfahren.«
»Wenn es irgendjemanden gibt, der das herausfinden kann, dann ist das Daddy«, sagte die Königin fröhlich und streckte Wix die Hand entgegen.
»Gewarnt sein heißt gewappnet sein, Eure Majestät«, entgegnete Wix. »Abgesehen davon ist es eigentlich gar kein großes Geheimnis. Würde Jordin hin und wieder wenigstens die Nasenspitze aus seinem Labor herausstrecken, hätte er es gewiss mittlerweile selbst herausbekommen.« Er warf der jugendlichen Monarchin einen verschwörerischen Blick zu. »So oft kommt er nicht mit der wirklichen Welt in Berührung, wissen Sie?«, setzte er in überlautem Flüsterton hinzu.
»Und dies«, fuhr Kare in dem Tonfall eines Mannes fort, der sich über die Pfeil' und Schleudern kleinerer Geister hinweghebt, »ist Captain Zachary, Skipper der Harvest Joy. Sie gehört zu den praktischer Veranlagten, die sich um uns kümmert, wenn wir uns an die Arbeit machen.«
»Ich denke, Sie und Web werden beide reichlich zu tun haben, Captain«, merkte die Königin mitleidig an, als sie der dunkelhaarigen Zachary mit den auffallend dunklen Augen die Hand entgegenstreckte.
»Ist ja nicht so, als hätte ich so etwas noch nie gemacht, Eure Majestät«, erwiderte Zachary mit einem angedeuteten Lächeln, und Berry lachte stillvergnügt in sich hinein.
»Also!«, sagte sie dann, nachdem sie Zacharys Hand wieder losgelassen hatte, und deutete auf die bequemen Sessel, die rings um den Konferenztisch gruppiert waren. Dieser Raum ist einst das Büro des mesanischen Gouverneurs des damaligen ›Verdant Vista‹ gewesen. »Jetzt, da wir das ganze Vorstellungsprozedere hinter uns haben, sollten wir uns vielleicht setzen, nicht wahr?«
Das war nicht, ging es Kare durch den Kopf, die Sorte von langer Hand vorbereiteten und sorgsam choreographierten Protokolls, das man bei den meisten Leuten erwartet hätte, die ein ganzes Sonnensystem regierten. Andererseits unterschied sich Queen Berrys Reich doch deutlich von den meisten anderen Sternnationen. Zum einen war es kaum fünfzehn T-Monate alt (gezählt ab Berrys Krönung), und zum anderen war es aus einem Blutbad und Gemetzel und allzu oft grauenhaftem Rachedurst geboren worden. Dass die Befreiung des Planeten, der mittlerweile als ›Torch‹ bekannt war, nicht in einem einzigen blutdurchtränkten Massaker voller Folter und anderen Gräueltaten geendet hatte, war vor allem diesem jungen Mädchen zu verdanken. Sie sank gerade in einen Sessel, und wieder ertappte sich Kare bei dem Gedanken, wie eine so fröhlich wirkende Kindfrau das geschafft haben konnte. Laut den Berichten von Admiral Givens' Mitarbeitern im Office of Naval Intelligence oder deren zivilen Gegenstücken
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