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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Polizei!«
    Ich sprang in den Garten hinunter, rannte auf die Mauer zu und nutzte den Anlauf, um mich hochzuschwingen. Taghell brannten jenseits der Mauer die Bogenlampen. Überall glühten die Lichter der Signallampen und der Kennzeichen für die Weichen. Von der Zentralstelle hallte über Lautsprecher eine Männerstimme, die Anweisungen an die Lokführer und Rangierer gab.
    Elmer Pastry hetzte in langen Sprüngen über die Gleise. In diesem Teil der Anlagen gab es kein totes, unbenutztes Gelände. Hier glitzerten die Schienen blank und rostfrei im Licht. Hier bildeten die großen Bogenlampen helle Kreise von mehr als fünfzig Yards Durchmesser, und Lichtkreis reihte sich an Lichtkreis.
    Ich lief dem Mörder nach.
    Ein Güterzug dröhnte heran. Gellend pfiff die Lokomotive. Wie eine sich bewegende Felswand donnerte die endlose Folge der Waggons an mir vorbei. Als der letzte Wagen vorbeigerollt war, sah ich Pastry wieder. Er hatte einigen Vorsprung gewonnen.
    Eine Gruppe von Rangierarbeitern wurde auf uns aufmerksam. Ein Mann rief: »He, Charly, sieh mal! Da rennen zwei Burschen!«
    Pastry schlug einen Haken, um den Arbeitern auszuweichen. Die Männer fielen in Trab, aber Pastry und ich blieben ihnen um mindestens 50 Yards voraus.
    Der Ripper rannte jetzt an einem Schienenstrang entlang, der in gerader Linie zu dem Tunnel führte. Unmittelbar vor der Tunneleinfahrt brannte eine Bogenlampe, aber dahinter gähnte lichtlos die Einfahrt wie das Tor zur Hölle.
    Hinter mir dröhnten Räder. Im Laufen wandte ich mich um. Die Lampen eines Zuges schoben sich heran. Ich ging von den Gleisen weg. »Vorsicht, Pastry!«, schrie ich. Er hörte nicht, sondern rannte weiter in grotesken Sprüngen auf den Tunneleingang zu.
    Ich behielt den herandröhnenden Zug im Auge. Plötzlich bogen die Lichter nach links ab. Rote und grüne Signallichter flackerten. Eine Weiche leitete den Zug auf ein anderes Gleis und auf einen Ablaufberg zu.
    Zur gleichen Zeit erreichte der Mörder den Tunneleingang und tauchte in die Dunkelheit. Er verschwand, als hätte die Hölle ihr Geschöpf, das sie ausgespuckt hatte, wieder eingesogen.
    Sekunden später stand ich vor der Einfahrt. Ich brüllte: »Pastry! Gib auf!«
    Seine Schritte hallten von den Wänden wider. Ich lief in die Finsternis hinein. Wieder rief ich seinen Namen. Schaurig kam das Echo zurück.
    Dann erfasste ein unterirdisches Grollen den Tunnel. Die Schienen begannen zu beben. Die Wände erzitterten in sich selbst. Das Grollen steigerte sich zum Dröhnen, und aus dem Dröhnen schwoll, von der Enge des Tunnels tausendfach verstärkt, das Getöse eines heranschießenden Zuges.
    Ich sprang gegen die Tunnelwand, hastete an ihr entlang. Ich wusste, dass es in jedem Tunnel Aussparungen gab, die es den Streckenarbeitern ermöglichen sollten, sich zu retten, wenn sie im Tunnel von einem Zug überrascht wurden.
    Das infernalische Donnern schien selbst die Luft zum Atmen wegzunehmen. Zwei Lichter glühten auf, wuchsen mit rasender Geschwindigkeit. Der Zug kam von der Stadtseite her.
    Ich taumelte in eine Rettungslücke, drückte mich gegen den nassen Beton. Ich presste die Hände gegen die Ohren. Der Lärm steigerte sich in ein wahnsinniges Furioso.
    Einem vorsintflutlichen Untier gleich, heulte die Lokomotive und dann Waggon auf Waggon an mir vorbei. Die zusammengepresste Luft pfiff. Ich spürte den beißenden Geruch von heißem Stahl und heißem Öl.
    Dann war alles vorbei. Das Getöse schwoll ab, verwehte. Die Schlusslichter des letzten Waggons leuchteten giftig rot.
    Nur wenige Sekunden später flackerten die Blendlaternen der Rangierarbeiter am Tunneleingang. Mir zitterten die Knie, sodass ich wartete, bis die Männer herangekommen waren. Einer von ihnen, ein großer Kerl, packte mich. »Was ist los?«, brüllte er mich an.
    »FBI«, antwortete ich. »Der Mann, den ich verfolge, ist Ripper II. Helfen Sie mir!«
    Gemeinsam gingen wir weiter. Dreißig Yards noch! Dann schrie der Mann neben mir auf und richtete den Schein seiner Laterne auf die Gleise.
    Es ist nicht viel, was von einem Menschen bleibt, wenn ein Dreißig-Waggon-Zug ihn überrollt hat. Stumm wandten wir uns ab.
    ***
    Wir erreichten die frische Luft. Ich spürte die Erschöpfung, aber ich nahm mich zusammen. Neben mir sagte ein Arbeiter: »Sehen Sie mal, G-man! Die alte Villa brennt! Hängt das auch mit Ihnen zusammen?«
    Die Flammen schossen aus den Fenstern des Erdgeschosses. Aus der Ferne schrillten die Sirenen der

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