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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Türöffnung ab. Dann glitt er nahezu lautlos in die Halle hinaus.
    »Marian!«, flüsterte ich. »Schnell, versuchen Sie, meine Fesseln zu lösen!«
    Sie begriff und eilte herbei. Sie hantierte an den Knoten herum. Ich behielt die Tür im Auge. »Beeilen Sie sich!«, drängte ich.
    »Die Knoten sind so stramm gezogen, und er hat sie drei- und vierfach geknüpft.«
    Aus der Halle drangen der Aufschrei eines Menschen, ein wüster Fluch Mastics und ein dumpfer Schlag. Polternde Schritte, noch einmal ein Schrei und der Fall eines Körpers. Keuchend stieß Mastic einen Fluch aus.
    »Gehen Sie weg!«, befahl ich Marian leise.
    »Die Knoten sind noch nicht offen.«
    »Weg!«, zischte ich. Sie lief wieder zu Jane hinüber.
    Mastic erschien in der Türöffnung. Er zeigte zuerst seinen Rücken, denn er schleifte an den Füßen einen Mann herein, dessen Kopf haltlos auf den Boden schlug. Der Mann hatte die Augen geschlossen. Ein dünner Blutfaden sickerte aus einer Platzwunde an der Stirn.
    Beim Anblick des Mannes fielen alle meine Hoffnungen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Dirty Mastic zerrte Elmer Pastry in den Schein der Karbidlampe. Der Henker mochte wissen, was den Burschen bewogen hatte, auf eigene Faust in die Villa einzudringen.
    Ich spannte die Muskeln an. Ich spürte, wie der Gurt nachgab, aber es gelang mir nicht, mich zu befreien. Mastic warf mir einen misstrauischen Blick zu. Ich saß unbeweglich und bemühte mich, ein bestürztes Gesicht zu zeigen.
    Der Gangster beugte sich zu Pastry hinunter und begann ihn sorgsam und sachgerecht zu ohrfeigen. Innerhalb weniger Minuten ohrfeigte er ihn ins Bewusstsein zurück.
    Er packte ihn an den Jackenaufschlägen und zerrte ihn hoch. Der Junge kam schwankend auf die Beine. Aus aufgerissenen runden Augen starrte er um sich. Mastic schüttelte ihn und grunzte ihn an:
    »Warum kommst du her? Wer hat dich geschickt? Rede, oder ich breche dir das Genick, du Idiot!«
    Er ließ eine Flut von Verwünschungen auf Pastry niederprasseln. Ich erkannte, dass Mastic nicht wusste, was er mit dem merkwürdigen Burschen anfangen sollte.
    Pastrys runder Seehundskopf fiel hin und her. Er überragte den anderen um zwei Handspannen, aber er wehrte sich nicht. Schließlich wurde es Mastic Leid, seinen Gefangenen zu schütteln und zu beschimpfen. Er stieß ihn von sich. Pastry prallte gegen die Zimmerwand, blieb aber auf den Füßen.
    Der Gangster wandte sich mir zu. Ratlos kratzte er an seinen Bartstoppeln. Er kaute an seiner Unterlippe und strengte sich mächtig an, sein Gehirn in Gang zu bringen. Er brauchte Minuten, um zu einem Entschluss zu kommen. Während dieser Zeit erholte sich Pastry zusehends. Er wischte einige Male mit dem Handrücken über die Platzwunde, drehte den Kopf hin und her und bewegte die Schultern. An den überlangen Armen schlossen und öffneten sich in ununterbrochener Folge die starkknochigen Finger.
    Über Mastics zerbeultes Gesicht ging ein Schimmer von Erleuchtung. Er trat noch einen Schritt näher und stand dann ungefähr in der Mitte zwischen Pastry und mir. Jane saß wieder auf der anderen Seite des Tisches auf ihrem Stuhl, und Marian Dagh stand neben ihr.
    »He, G-man«, knurrte Dirty, »können wir uns irgendwie verständigen?«
    »Sofort! Du brauchst mich nur loszubinden.«
    Zu einer so prompten Reaktion ließ er sich nicht bewegen. Von neuem begann er das Gekratze an den Bartstoppeln.
    An ihm vorbei konnte ich Pastry sehen. Der Bursche stand jetzt ganz still und eng an die Wand gepresst. Er hielt den Kopf ein wenig nach links gedreht und blickte unverwandt auf eine Stelle. Sein Mund öffnete sich. Seine Augen schienen größer zu werden. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    Plötzlich war der Geruch von Gefahr in der Luft.
    »Okay, Mastic«, drängte ich. »Wir werden sehen, was wir für dich tun können. Binde mich los, zum Teufel!«
    »Und die Belohnung?«, fragte er, ohne sich vom Fleck zu rühren. »Habe ich Anspruch auf die Belohnung, weil ich euch Ripper II liefere?«
    »Es ist Unsinn, jetzt darüber reden zu wollen.«
    Er grinste breit über das ganze ungewaschene Gesicht. »Die Cops im 55. Revier fallen von den Stühlen, wenn sie sehen, wer der Frauenmörder ist.«
    Er drehte sich um und schrie Pastry an: »Komm her, du Null!« Der Bursche rührte sich nicht, und Mastic röhrte: »Du sollst herkommen, beim Henker!« Er ging zwei, drei Schritte in Richtung auf den anderen. Langsam bewegte sich Pastry vorwärts, aber sein Blick blieb auf

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