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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
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anderen nicht einzugestehen. Immer hatte er von dir nur als von dem kleinen vielgeliebten Bruder gesprochen! Ich glaube, du warst der einzige, dem er noch echte Gefühle entgegenbrach te, und plötzlich mußte er erkennen, daß diese Gefühle weder erwünscht waren, noch daß du die Absicht hattest, sie zu erwidern!«
    Ich nickte matt. Immerhin wußte ich in großen Zügen Bescheid. »Wo hat er eigentlich die Briefe auf bewahrt?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Aber er schenkte mir immer die französischen Marken!« Ein Stein fiel mir vom Herzen. Arty Brockley lebte demnach noch immer in jenem Land, aus dem er vor mehr als siebzehn Jahren nicht mehr nach Hause zurückgekehrt war. Es würde geraume Zeit verstreichen, ehe er vom Tode seines Bruders erfuhr. Bis dahin, davon war ich überzeugt, würde das BBB-Syndikat nur noch für den Distrikts-Attorney, das Gericht und die Beklagten von Interesse sein.
    »Du wirst mir helfen Ärty, nicht wahr?« bat mich das Mädchen.
    Ich blickte sie nachdenklich lächelnd an. Patricia King war nicht nur ungewöhnlich hübsch, sie war auch ebenso jung, wie verdorben. Im Augenblick bemühte sie sich intensiv darum, den Einfluß des Mannes zu erobern, der als Ersatz für den toten Jeff gedacht war. Trotzdem war ich außerstande, das Mädchen zu verachten.
    Irgend jemand hatte Patricia King auf diesen verhängnisvollen, schräg in die Tiefe führenden Weg gestoßen, und bislang hatte sich niemand gefunden, der ihr zur Umkehr riet. Sie wußte noch nicht, was sie erwartete. Ein Prozeß, das Urteil, und schließlich der lange qualvolle Zeitraum der Entziehungskur.
    Sie tat mir fast leid, aber ich konnte das Gesetz nicht ändern, dieses unerbittliche, sich immer wieder beweisende Naturgesetz, daß man früher oder später für alles bezahlen muß, was man tut oder läßt.
    Mir lagen viele Fragen auf der Zunge, die Patricias persönliches Schicksal betrafen, aber ich drängte sie, zurück, weil diese Dinge Zeit bis später hatten.
    »Die Wahl findet morgen abend statt« sagte ich. »Whitey wird allerdings nicht daran teilnehmen. Er ist tot.«
    Patricia zuckte zusammen. »Tot?« flüsterte sie. »Aber er war doch gar nicht mehr im Theater! Hat man ihn doch unter den Trümmern gefunden?«
    »Nein, er wurde ermordet in seiner Wohnung«, sagte ich.
    »Ich wollte ihn besuchen, aber ich kam zu spät. Die Polizei war schon da. Ich sah nur noch, wie sie ihn auf einer Bahre aus dem Haus trugen. Von einigen Presseleuten, die der Bahre folgten, schnappte ich auf, daß Whitey erschossen wurde. Von dem Täter fehlt bis jetzt jede Spur.«
    Patricia atmete rasch. »Das kann nur…« Sie unterbrach sich und schwieg. Die Augen mit den langbewimperten Lidern hielt sie gesenkt.
    »… Slim gewesen sein?« ergänzte ich rasch.
    Patricia schaute mich voll an. »Nimm dich vor ihm in acht! Ich sagte es bereits. Ich kenne Howard. Er war von Anfang an entschlossen, nach Jeffs Tod das Syndikat zu leiten! Connors, Pyle und Whitey sind jetzt tot. Nur du stehst Howard noch im Weg!«
    Ich erhob mich lächelnd und blickte auf Patricia hinab. »Ich weiß, Patty. Dafür erwartet ihn nach der Wahl eine Uberraschung ganz besonderer Art!«
    ***
    Als ich diese Worte äußerte, dachte ich zunächst nur an Howard Slim. Später machte ich mir klar, daß es auch für die anderen Bandenmitglieder und Patricia King eine Sensation zu werden versprach.
    Ich hielt es keine Sekunde lang für möglich, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden selbst noch überrascht zu werden. Wie sich bald herausstellen sollte, war das ein großer Fehler.
    Natürlich wußte ich, was Slim vorhatte. Ich mußte mich vor ihm hüten. Allerdings glaubte ich, er werde seinen Coup nicht vor dem Wahlablauf starten. Er konnte es sich leisten, daß man mich zum Boß wählte. Um so größer würde sein Triumph sein, wenn man mich, wie er es durchzusetzen hoffte, später als Mörder von Whitey verhaftete.
    Ich fuhr zurück ins Hotel und bestellte mir einen Kübel Eis für den Whisky. Mein als Kellner verkleideter Kollege brachte ihn. »Haben Sie eine Ahnung, wer Rocky Zwalicz Girl ist?« fragte ich ihn.
    »Nein, aber ich kann es binnen weniger Minuten erfahren. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Ich brauche vor allem das Geburtsdatum des Mädchens. Und natürlich die Adresse.«
    Der G-man-Kellner kam kurze Zeit darauf zurück. »Ein festes Girl hat Rocky nie gehabt«, berichtete er. »Rocky liebt den Wechsel. Viel länger als zwei, drei Wochen

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