Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben
Gegenüberstellungen.«
»Ich werde mich beschweren«, verkündete er.
»Schriftlich, bitte«, sagte der Beamte aus dem Zellentrakt höflich und nahm seinen Schutzbefohlenen am Arm.
Als die Männer den Raum verlassen hatten, griff ich zum Telefon. Myrna meldete sich aus der Zentrale.
»Suchen Sie einmal die Nummer eines gewissen Sharkey, Timothy, heraus«, bat ich und gab ihr die volle Anschrift. »Wenn Sie die Verbindung hergestellt haben, meldet sich Phil. Ich bin auf Apparat 2218.«
»Sekunde, Jerry!«
Es dauerte doch länger, obwohl Myrna eine wahre Meisterin im Nachschlagen in dickleibigen Telefonbüchern ist. Nach einer Weile meldete sie sich. »Tut mir leid, Jerry, aber der Anschluß ist besetzt.«
»Vielleicht versucht er gerade, mich anzurufen«, meinte ich. »Wenn er sich meldet, geben Sie ihn bitte in mein Office. Andernfalls versuchen Sie es bitte weiter.«
»Wird gemacht«, versprach sie mit ihrer Mitternachtsstimme.
Ich ging zu meinem Office hinauf. Ein paar Minuten wartete ich. Das Telefon rührte sich nicht. Ich angelte mir den Handapparat und rief schnell bei Mr. High an.
»Er bleibt bei seiner Aussageverweigerung«, berichtete ich. »Wir warten mal ein paar Stunden. Passieren kann ja kaum noch etwas.«
»Einverstanden, Jerry. Wollen Sie jetzt noch einmal zu Phil in Sharkeys Wohnung fahren? Ich habe den Durchsuchungsbefehl hier.«
»Vermutlich fahre ich gleich hinüber. Ich will nur einmal schnell mit Phil telefonieren. Ich melde mich wieder.«
»Gut«, sagte er knapp.
Diesmal tippte ich nur die Gabel kurz hinunter und wählte wieder die Zentrale.
»Jerry?«
»Was macht die Nummer?«
»Immer noch besetzt!«
»Das gibt es doch nicht, Myrna. Hat Phil sich gemeldet?«
»Nein, sonst hätte ich doch…«
»Klar, aber ich hatte gerade ein Gespräch mit Mr. High.«
»Nein, Jerry. Er hat sich nicht gemeldet, und die Nummer ist ständig besetzt. Ich -versuche es mit unserem Wählautomaten alle 30 Sekunden. Merkwürdig, was?«
»Allerdings. Versuchen Sie es weiter, Myrna!«
Ich legte den Hörer auf und versuchte, mich einen Moment in meinem Schreibtischsessel auszustrecken und zu entspannen. Es gelang mir nicht. Die gerade angerauchte Zigarette drückte ich wieder aus. Ein Gefühl innerer Spannung überwältigte mich. Hastig griff ich wieder zum Telefon. Ich wählte erneut die Zentrale.
»Jerry?« kam Myrnas Stimme. »Immer noch be…«
»Fragen Sie mal die Störungsstelle bei Beils System. Vielleicht war der Apparat schon vorher als gestört gemeldet. Bitte, schnell!«
Die Sekunden verrannen so langsam, als seien sie aus dickgewordenem Tomaten-Ketchup.
Endlich schrillte der Telefonwecker. Ich ließ ihn kaum zu Wort kommen, sondern riß den Hörer von der Gabel. »Verbinde!« sagte Myrnas Stimme. Darauf eine andere: »Hallo, Teilnehmer?«
»FBI, Cotton!« meldete ich mich kurz. »Callaghan, Störungsstelle Beils System. Sie fragten wegen des Anschlusses Sharkey?«
»Ja — der dauernd besetzt ist.«
»Wir haben gerade in die Leitung gehört. Dort wird nicht gesprochen. Der Anschluß ist vermutlich von Teilnehmer außer Betrieb gesetzt worden und…«
»Danke!« brüllte ich und sprang schon aus meinem Sessel auf, bevor der Hörer wieder auf der Gabel lag.
Ich rannte durch die Tür, den Gang entlang, sprang im letzten Moment in den Lift nach unten, vergaß, mich bei Mr. High abzumelden, flitzte gleich in den Hof und machte den Zuschauern einen echten Le-Mans-Start vor. Noch im Hof schaltete ich das Rotlicht und die Sirene ein.
Das Gefühl innerer Spannung war noch stärker geworden.
Mein Rotlicht fegte mir die Straßen frei. Ein paar wackere Cops halfen mir dabei, indem sie in Blitzeseile Kreuzungen räumten.
Knappe acht Minuten brauchte ich bis zu Sharkeys Wohnung. Den Jaguar fuhr ich mangels anderer Parkmöglichkeiten auf den Bürgersteig und ließ ihn dort mit rotierendem Rotlicht stehen.
In der Halle war keine Liftkabine. So raste ich mit riesigen Sprüngen die Treppen hoch. Beinahe wäre ich im Eifer des Gefechtes noch einen Flur zu weit gespurtet. Als ich in letztem Moment bremste und herumfuhr, rutschten mir auf dem glatten Boden die Füße weg. Ich prallte unsanft gegen die Wand, fing mich wieder und rannte weiter.
Drei Schritte vor der Tür blieb ich stehen.
Ich brauchte mich nicht zu bücken, um den goldglitzernden Gegenstand zu erkennen. Es war ein Manschettenknopf mit den Initialen »PD«. Phils Manschettenknopf.
Ich drückte auf den Klingelknopf, wartete drei,
Weitere Kostenlose Bücher