Jerry Cotton - 0507 - Ich hetzte die Asphalt-Hyaenen
seine Augen weiteten sich im ersten Schrecken.
***
»Johnny!« brüllte Idelworm noch einmal in den Hörer. Doch es kam keine Antwort.
Der Gangsterboß schüttelte den Kopf. Schließlich legte er den Hörer wütend auf die Gabel zurück. Er blieb stehen und starrte auf den Apparat. Dann stützte er den Kopf in beide Hände und blieb fast eine Minute regungslos sitzen. Als er sich auf richtete, stand sein neuer Entschluß fest.
Er stand auf und ging zu einem niedrigen Schrank, auf dem die dickleibigen Bände des Telefonverzeichnisses lagen. Es dauerte eine Weile, bis er die gesuchte Nummer hatte. Das offene Buch trug er zum Rauchtisch, auf dem das Telefon stand. Noch einmal vergewisserte er sich, ehe er die Nummer wählte.
»United Press International«, meldete sich die Gegenseite.
»Ich will den Chef sprechen!« forderte Idelworm.
»Wen wollen Sie…«
»Den Chef!« brüllte Idelworm unbeherrscht.
Das Girl in der UPI-Zentrale wußte mit diesem Ausbruch nichts anzufangen. »Wollen Sie eine Meldung machen?«
»Ja, zum Teufel!« tobte der Gangsterboß.
»Ich verbinde«, bekam er Bescheid.
Es knackte in der Leitung.
»Aufnahme«, meldete sich eine sachliche Stimme.
»Ich will Ihnen was durchgeben, damit jeder weiß, warum es passiert«, erklärte Idelworm in Unkenntnis der Gepflogenheiten bei UPI.
»Geben Sie Ihren Text, bitte, und nennen Sie am Schluß Ihren Namen. Anfängen bitte.«
Idelworm räusperte sich. Einen Moment verspürte er Lust, den Hörer aufzulegen. Doch er tat es nicht.
»Es ist so«, sagte er, »ich gehe jetzt aus dem Haus…«
»Ihre Meldung, Mister!« forderte die andere Seite barsch.
»Verdammt!« schrie Idelworm, »ich werde jetzt ein paar Kinder erschießen!«
»Wir haben keine Zeit, Witze zu machen«, entgegnete der Stenograf im Aufnahmezimmer der New Yorker UPI-Redaktion.
»Das ist kein Witz!« tobte Idelworm. »Keiner will mich ernst nehmen. Ihr nicht, das FBI nicht, niemand! Ihr sollt es lernen!«
»Hör auf, Freund«, sagte der Mann bei UPI ungerührt. »Erzähl mir lieber, was du wirklich willst. Bist du’s, Patrick?«
»Nein«, antwortete Idelworm wütend. »Ich bin Fidel Castro!«
Voller Wut warf er den Hörer auf die Gabel und gab dem ganzen Tisch einen heftigen Tritt. Er blickte sich noch einmal um, fand aber kein Objekt, an dem er sich austoben konnte.
Er warf noch einen Blick auf die Uhr.
Sieben Minuten vor neun.
Der Gangster Idelworm verließ sein Versteck.
***
»Ist er das?« fragte der vierschrötige Patrolman, ohne seinen Blick von John Sharkey zu wenden.
»Ja, Officer«, sagte die alte Frau, »das ist der ungehobelte Kerl. Ich habe nur die Nummer meines Arztes gesucht. Sie wissen ja, im Alter ist das Gedächtnis…«
John Sharkey erkannte seine Chance. Wenn die Alte selbst von ihrer Gedächtnissschwäche sprach, konnte ihr die Polizei schließlich nicht glauben.
»Wollen Sie telefonieren, Patrolman?« fragte der Gunman ganz ruhig und trat noch einen Schritt weiter aus der Telefonzelle heraus.
»Laß die Lady ausreden, Freund«, brummte der Polizist.
Sharkey hatte das Gefühl, nicht unbedingt das. Wohlwollen des Uniformierten zu genießen. In ihm schrillte eine Alarmklingel.
»Madam?« fragte der Polizist und wandte sich der heftig schnaufenden alten Frau zu.
Unvermittelt sprang Sharkey einen Schritt vor und rammte den schweren Patrolman in vollem Schwung. Der hatte nicht mit diesem Angriff gerechnet, flog zur Seite und prallte gegen die alte Frau.
Die Frau stieß unwillkürlich einen schrillen Schrei aus. Es klang fast wie ein Pfiff aus einer Trillerpfeife.
Dutzende von Menschen blieben stehen. Einige Frauen schrien gleichfalls auf.
Sharkey war bereits drei Schritte von dem Policeman entfernt. Ein Lastwagenfahrer, der mit der Masse seiner Gestalt dem angegriffenen Policeman nicht nachstand, reagierte sofort. Er ließ eine große Holzkiste, die er gerade von der Ladefläche seines Wagens auf seine breiten Schultern gehievt hatte, einfach fallen und spurtete mit einem Tempo los, das niemand seiner massigen Gestalt zugetraut hätte.
Sharkey bemerkte den neuen Gegner zu spät. Er rannte direkt auf ihn zu.
Der Lastwagenfahrer brauchte nichts weiter zu tun, als seine 200 Pfund in den Weg des Flüchtenden zu stellen. In vollem Lauf krachte der Gunman gegen den Lastwagenfahrer. Der griff sich in aller Ruhe den Mann, der ihn gerempelt hatte, und schob ihn eine Armlänge von sich weg.
»Komm, Cop!« sagte der Lastkraftwagenfahrer dröhnend.
Eine
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