Jerry Cotton - 0511 - Jenny das Karate-Maedchen
geschlossen. »Trotzdem interessiert mich der Pudelbesitzer Gordon.«
»Warum?«
»Nach Eastons Darstellung sieht es so aus, als ob dieser Zeuge die Absicht gehabt hätte…« Ich unterbrach mich.
»Ja?« fragte Mr. High gespannt.
»Nein. Das ist zu weit hergeholt. Wissen Sie, ich denke nur an den Anruf, den Phil im ,Bellenden Hund' entgegengenommen hat. Dort wurde er doch mit mir verwechselt und der fremde Anrufer drohte, Cotton das Gruseln zu lehren.«
»Schon«, sagte der Chef. »Aber Sie wissen ja, was unsere Gegner alles so daherreden, wenn sie sich über eine unserer Aktionen ärgern. Allerdings gebe ich Ihnen in einem recht: Irgendwo muß noch ein unbekannter Boß sitzen, der etwas mit diesem absurden Lokal zu tun hat.«
Ich nickte. »Die ganze Angelegenheit mit dem ›Bellenden Hund‹ und dem Karatemädchen, das sich Miß Kings nennt, liegt völlig im Nebel. Und trotzdem passen die beiden- Fälle — mit dem zweiten meine ich die Sache Williams — irgendwo fast nahtlos zusammen. Ich habe es jedenfalls so im Gefühl.«
Mr. High runzelte die Stirn: »Auch weit hergeholt, Jerry, wenn ich offen sein darf. Ich will Sie aber nicht hindern, entsprechende Ermittlungen anzustellen.«
»Wenn es nicht stimmt«, lächelte ich, »dann gibt es immer noch ein gutes Sprichwort.«
»Welches?«
»Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!« zitierte ich.
Mr. High schüttelteden Kopf. »Unsinn, Jerry. Niemand wird spotten. Auch ein G-man kann sich schließlich einmal irren.«
»Ich werde es mir merken«, versprach ich und wandte mich zur Tür.
»Jerry!« hielt mich die Stimme des Chefs zurück.
»Wann waren Sie zuletzt beim Arzt?«
»Routineuntersuchung im Mai«, antwortete ich erstaunt.
»Ergebnis?«
»Ohne Befund.« Ich wußte nicht, auf was er hinauswollte.
»Der Magen auch in Ordnung?«
»Natürlich, Mr. High!«
»Dann ist es gut«, sagte er. »Ich machte mir nur Sorgen wegen des kleingehackten Besens mit Himbeersoße. Der Laborbericht über die Zigaretten bei dieser angeblichen Miß Kings liegt nämlich vor.«
»Und?« fragte ich gespannt.
»Ganz normaler Pfeifentabak, Marke Prince Albert, in normales Durchschlagpapier gedreht. Nicht die geringste Spur von Marihuana!«
Das Karatemädchen schaute sich noch einmal vorsichtig um.
Dann ging es schnell auf den Wolkenkratzer in der 7th Avenue, unweit der 53th Straße zu und verschwand durch den Eingang. Sie war kaum drei Schritte durch die vornehm kühle Halle gegangen, als ein livrierter Portier auf sie zutrat.
»Sorry, Miß«, sagte er naserümpfend mit einem Blick auf die vergammelten Blue-Jeans.
»Ich möchte zu Mr. Hollerth«, sagte das Karatemädchen sicher.
Der Portier verzog spöttisch den Mund. »Mr. Hollerth ist…«
»… für mich jederzeit zu sprechen«, sagte sie bestimmt. »Jenny Bloom ist mein Name.«
Der Mann in der Livree wurde unsicher. »Ich muß, äh…«
»Anrufen«, nickte Miß Bloom alias Kings. »Bitte nicht sein Sekretariat, sondern ihn direkt. Sie wissen ja, Hausanschluß 4001.«
Die Erwähnung dieser Scheinnummer wirkte.
Allerdings mußte der Portier erst tief Luft holen, ehe er sich traute, zu wählen.
»Hollerth!« klang es ihm entgegen.
»Ich bitte vielmals, ich meine, hier ist der Portier,-Sir, und ich…«
»Reden Sie bitte!« ermunterte ihn Hollerth kurz.
»Sir, hier ist eine… Dame, eine Miß Bloom…«
»Sofort zu mir mit dem Privatlift!« ordnete Hollerth an.
Zwei Minuten später trat Jenny Bloom in das Privatbüro des Multimillionärs.
»Mein Gott«, wunderte sich Hollerth, »wie sehen Sie denn aus? Ich kann verstehen, daß unser Portier einigermaßen fassungslos war. Muß diese Maskerade sein?«
»Sie ist vielleicht nicht standesgemäß, aber auf jeden Fall milieugerecht«, erwiderte Jenny Bloom kurz.
»Was macht ihr Rücken?« Er blickte Sie beunruhigt an.
Sie winkte ab. »Es ist nur ein Kratzer. Es war zwar von dem Messerstecher nicht gut gemeint, aber er hatte es eilig und nicht die richtige Waffe. Sein Pech, mein Glück.«
»Wissen Sie, wer es war?«
»Ja. Es war ein gewisser Harry Fenda. Zehn Jahre Zuchthaus hat er schon hinter sich. Das Loch in meinem schönen Rücken bringt ihm mindestens weitere zehn Jahre ein, wenn…«
John Hollerth stand auf. »Sie wissen, daß Sie in Lebensgefahr schweben!«
»Das Risiko gehört dazu«, winkte sie ab.
»Außerdem schweben Sie nicht nur in Lebensgefahr. Sie werden vermutlich wie eine Stecknadel gesucht. Ich habe einen Fehler
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