Jerry Cotton - 0513 - 12 Stunden Todesangst
wieder zum Loch. »Francis!« brüllte er.
»Was ist?«
»Einen habe ich erwischt. Er ist die Treppe hinuntergeflogen. Was sollen wir jetzt tun? Sie fordern uns auf…«
»Du bist ein Affe«, verkündete Francis Ford. »Wenn du einen erwischt hättest, wäre jetzt der Teufel los. Wir müssen Zeit gewinnen und danach ’rauskommen, ohne daß uns etwas passiert.« Rose war offensichtlich sprachlos.
»He!« weckte Ford ihn wieder auf. »Ohne daß uns etwas passiert?« fragte Rose verblüfft.
Der Schmächtige lachte ironisch. »Du Büffel! Hast du ganz vergessen, daß wir fünf Geiseln haben?«
»Fünf?«
»Ja, fünf. Die vier im Schlafzimmer und den Schnüffler Cotton!« setzte Ford dem begriffsstutzigen Boß der Bande auseinander.
»Cotton? Der ist doch tot.«
»Wir wissen das«, sagte Ford, »die da draußen aber haben keine Ahnung. Sie dürfen es auch nicht wissen. Also, paß auf! Ich werde dir jetzt erzählen, was du zu tun hast. Ich sorge dafür, daß wir herauskommen. Aber euer Anteil ist hin. Die Beute gehört allein mir!«
»Beute?«
»Ja, Beute! Meinst du, ich gehe ohne sie hier weg?«
»Ich bin gespannt, wie du das machen willst!«
***
»Achtung«, flüsterte George Baker, einer unserer Kollegen, der in Phils Nähe stand.
An einem Fenster der Greyton-Wohnung bewegte sich etwas.
Gleich darauf flog ein dunkler Gegenstand aus dem Fenster und landete auf dem Pflaster.
Sofort zuckte kurz ein Suchscheinwerfer auf.
»Revolver«, registrierte Phil. »Sie geben es tatsächlich auf!«
Am Fenster erschien ein Mann mit hocherhobenen Händen. »Nicht schießen!« brüllte er.
»Nicht schießen«, rief Phil in das Mikrofon des Lautsprecherwagens. Er sagte gleich weiter: »Hallo, Sie da am Fenster! Machen Sie keine Dummheiten! Sowie Sie eine verdächtige Bewegung machen, wird geschossen. Kommen Sie durch das Treppenhaus!«
»Nicht schießen!« rief Benny Rose wieder.
»Was wollen Sie?« fragte Phil.
»Mit Ihnen verhandeln!« brüllte Rose mit seiner knarrenden Stimme.
»Bitte«, forderte Phil ihn auf.
»Wir schicken Ihnen einen Unterhändler. Er kommt, durch die Haustür! Ich verlange freies Geleit für ihn. Außerdem muß er sofort nach der Verhandlung zurückkehren. Wenn er nicht mehr kommt, wird dafür Mrs. Greyton erschossen!«
Phil merkte, wie sein Hals trocken wurde. Er mußte schlucken. Man hörte es sogar durch den Lautsprecher. Doch er faßte sich wieder. »Schicken Sie Ihren Unterhändler. Er hat freies Geleit, und wir sichern seine Rückkehr zu.« Der Mann am Fenster verschwand ohne ein weiteres Wort.
»Was meinst du?« fragte George Baker.
»Abwarten«, sagte Phil.
Das Rufzeichen des eingeschalteten und auf Sendung stehenden Funkgerätes meldete sich.
»Hier Decker, bitte kommen!«
»High!« kam es aus dem Lautsprecher. »Ich habe die Hauptsache mithören können. Ich komme. Halten Sie den Unterhändler auf jeden Fall bis zu meiner Ankunft hin!«
»Verstanden«, sagte Phil.
Dann starrte er wie unzählige andere Beamte auf die Tür des Hauses, in dem ein Teufel sein Netz spann.
***
John D. High, der Distriktchef des FBI New York, fuhr mit dem Lift von seinem Office aus in das Erdgeschoß des Distriktgebäudes.
Sein Fahrer erwartete ihn unten.
»Ausnahmsweise einmal mit Rotlicht und Sirene«, ordnete Mr. High an.
Der Fahrer nickte.
»Mr. High!« rief in diesem Moment eine Stimme.
Der Chef war ein klein wenig ärgerlich, daß er in dieser Minute noch aufgehalten wurde. »Was ist denn?«
Der Beamte von der Wache am Hofausgang steckte seinen Kopf aus der Tür. »Ein dringender Anruf, Mr. High! Sorry!«
»Über Funk?«
»Nein, Telefon.«
»Ich habe jetzt keine… Wer ist es?« Er versuchte immer wieder, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Auch in dieser entscheidenden Stunde.
»Ein Frank Hilton, Juwelier, wie er sagt!«
Unser Mann vom Hinterausgang war erstaunt, wie schnell Mr. High am Telefon war.
»Hallo«, klang es Mr. High entgegen, »spreche ich mit dem FBI-Chef? Ja? Hören Sie! Ich bin Hilton, der Juwelier aus der Ludlow Street. Ich habe eben von meinem Freund, der in der Ludlow Street wohnt, einen Anruf bekommen. Bei mir…«
»In Ihrem Geschäft sind wahrscheinlich Gangster«, sagte Mr. High kurz.
»In meinem Tresor befinden sich eine Million Dollar in bar«, klang es ihm entgegen. »Ich wollte an der Diamantenbörse im Auftrag eines Großkunden…«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Sir — aber in der von den Gangstern besetzten Wohnung
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