Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik
auch die Wohnung des Girls unter die Lupe nehmen.«
»Was schlägst du vor?«
»Wir sehen uns die beiden Wohnungen an und fahren dann zurück in die Dienststelle. Es gibt noch eine Menge Fragen, deren Beantwortung uns Legrelle, Jenkins und Griffith bis jetzt schuldig geblieben sind. Wir müssen erfahren, wo Ganzetti das Rauschgift gelagert hat!«
***
Es kam so, wie wir es erwartet hatten. Tony Ganzetti hielt sich in keiner seiner vier Wohnungen auf. Phil verhörte noch am späten Abend Legrelle, während ich mich mit Griffith unterhielt.
Griffith gab sich Mühe, seine Lage mit einigen plumpen Lügen zu verbessern, aber ich machte ihm rasch und deutlich klar, daß er mit dieser Methode nur das Gegenteil seiner Wünsche erreichte.
»Sie müssen sich damit abfinden, daß Sie die volle Strafe für den Mordversuch treffen wird«, klärte ich ihn auf. »Aber Sie können das Gericht fraglos milder stimmen, wenn Sie sich zu Ihrer Schuld bekennen und darüberhinaus dazu beitragen, daß Ganzetti das Handwerk gelegt wird.«
»Was meinen Sie damit?« fragte er bitter. »Daß ich nur achtzehn statt zwanzig bekommen werde? Reizende Aussichten!«
»Nehmen wir einmal an, daß das stimmt«, sagte ich. »Im Augenblick wird es Ihnen völlig piepe sein, ob das Urteil auf achtzehn oder zwanzig Jahre lautet. Aber nach achtzehn Jahren kann es Ihnen nicht gleichgültig sein, ob man Sie entläßt oder ob Sie noch zwei weitere Jahre brummen müssen!«
»Hören Sie auf damit! Lassen Sie mich zurück in die Zelle gehen. Ich habe Ihnen nichts zu sagen«, knurrte ich.
»Wir werden Ganzetti schnappen, Griffith. Das ist völlig klar. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich spreche dabei nicht von Monaten oder gar Jahren, sondern von Stunden und Tagen. Wir haben mehr als genug Material vorliegen, um Ganzetti, sein Syndikat und seine Helfer hochgehen zu lassen. Jeder wird dann jeden belasten. Es könnte leicht sein, daß Ihre Verteidungsbemühungen in einer solchen Phase nicht mehr die rechte Beachtung finden. Verstehen Sie mich bitte richtig! Selbstverständlich wünsche ich, daß Sie aussagen, aber ich möchte nicht den Eindruck aufkommen lassen, daß hier der Versuch einer Aussageerpressung gemacht wird. Ihnen muß klar sein, daß alles, was Sie äußern, gegen Sie verwendet werden kann, aber ich kann Ihnen auch zusichem, daß ein rasches und umfassendes Geständnis nur zu Ihrem Vorteil ist. Die Wahrheit finden wir so oder so heraus. Wer uns dabei unterstützt, wird für sich einige wichtige Pluspunkte verbuchen können.«
»Geben Sie mir eine Zigarette, bitte!« Ich schob ihm ein Päckchen Camels über den Schreibtisch zu. Er klaubte sich eine davon heraus und klemmte sie zwischen die Lippen. Ich gab ihm Feuer. Er inhalierte tief und dachte nach. »Okay«, meinte er dann resignierend. »Ich packe aus!«
Ich ließ das Bandgerät anlaufen und rief einen der Stenografen von der Nightshift herein.
»Seit wann arbeiten Sie für Ganzetti?« fragte ich.
»Ich weiß nicht genau, wann es begonnen hat…etwa vor einem Jahr«, antwortete er. »Ein Freund verschaffte mir den Job.«
»Worin bestand Ihre Tätigkeit innerhalb des Syndikates?«
»Ich verkaufte Koks. Das heißt, ich belieferte eine bestimmte Kundengruppe. Ich mußte das Material von der Post abholen, wo es, mit einem fingierten Absender versehen, als postlagernde Nachnahmesendung einging. Für zehn, zwölf oder fünfzehn Dollar bekam ich das Päckchen ausgehändigt.«
»Wie hoch war der Wert der einzelnen Sendungen?«
»Der reine Verkaufswert betrug jeweils dreitausend Dollar«, sagte Griffith.
»Handelte es sich um Heroin oder um Marihuana?«
»Um Marihuana. Meines Wissens war es gute saubere Ware. Ganzetti genießt in New York den Ruf, das beste Material anzubieten. Seine Preise waren entsprechend, aber er hat auch sehr zahlungskräftige Kunden. Billige Reefers gehören nicht zu seinem Verkaufsprogramm.«
»Wie lange brauchten Sie, um eine Dreitausend-Dollar-Sendung umzusetr zen?«
»Rund eine Woche. Dann kam schon das nächste Paket. Mein Monatsumsatz lag bei dreizehntausend Dollar.«
»Wie hoch war Ihre Provison dafür?«
»Acht Prozent.«
»Rund tausend Dollar also. Damit ließ es sich gut leben, was?«
»Es ging. Ich bin eigentlich niemals mit den Bucks ausgekommen.«
»Wo lagert Ganzetti die Ware?«
»Das weiß keiner von den Schleppern. Ich habe keine Ahnung!«
Ich blickte ihn zweifelnd an, aber er sah so aus, als ob er die Wahrheit sagte. »Wußten Sie, wer die
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