Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik
schluckte. Das Sprechen machte ihm auf einmal Schwierigkeiten. Er stand auf und verwünschte das Zittern, das ihn noch immer schüttelte.
»Hallo, G-man!« würgte er hervor. »Sie haben sich also freimachen können! Ich bin verdammt froh darüber! Sie wissen doch, daß Sie das allein mir verdanken? Ich habe die Knoten so angelegt, daß Sie es schaffen mußten!«
Phil stieß sich von dem Tresen ab. Er ging auf den Tisch zu, an dem Griffith stand. Die anderen Männer machten verständnislose Gesichter.
»Kommen Sie hinter dem Tisch hervor!« befahl Phil mit ruhiger Stimme.
Griffith gehorchte. »Sie müssen mir glauben, G-man!« sagte er schweratmend. »Ich habe nur getan, was der Boß von mir verlangte. Ich wollte Ihnen eine Chance geben! Ich verließ die Wohnung, damit ich mich später dem Boß gegenüber rechtfertigen kann…«
»Das wird nicht erforderlich sein«, meinte Phil. »Mordversuche fordern nur eine Rechtfertigung vor dem ordentlichen Gericht.«
»So etwas dürfen Sie nicht sagen!« protestierte Griffith. »Ich bin doch kein Killer.«
»Sie haben sich verdammte Mühe gegeben, einer zu werden«, sagte Phil. »Sie hätten es sogar geschafft, wenn mein Freund Jerry Cotton nicht in letzter Sekunde dazwischengekommen wäre.«
Griffith schaute erst die beiden Männer und dann den Wirt an. »Versteht ihr, was er meint? Ich komme da einfach nicht mit!«
»Wir auch nicht, Andy«, sagte der Wirt, »aber wenn dieser Gast ein G-man sein sollte, wird es auf unsere Verständnisfähigkeit kaum ankommen. Was hast du denn diesmal ausgefressen?«
»Keine Debatten!« entschied Phil. »Los, kommen Sie mit, Griffith!«
Griffith kam um den Tisch herum. Es sah so aus, als würde er resignieren und auf Phil zugehen, aber dann entschied er sich plötzlich anders. »Schade um den teuren Champagner!« seufzte er und bückte sich nach der Flasche. Er hob sie auf und musterte das Etikett. Dann schleuderte er die Flasche schnell und gezielt auf seinen Gegner.
Phil hatte mit etwas Ähnlichem gerechnet. Er riß den Kopf zur Seite. Die Flasche sauste an ihm vorbei durch die Luft und landete mit ohrenbetäubendem Krachen inmitten des Flaschenregals hinter der Theke. Ein Regen von Glassplittern und Alkohol ergoß sich über den Wandspiegel, der hinter dem Regal hing.
Griffith wartete nicht erst ab, welche Folgen der Fehlwurf hatte. Er jumpte nach vorn und griff Phil mit beiden Fäusten an.
Griffith war kein Mann, der normalerweise den Mut besessen hätte, sich mit einem G-man anzulegen. Zwei Dinge waren es, die seine Einstellung in diesem Moment änderten. Erstens wußte er, worum es jetzt für ihn ging, und zweitens hoffte er, daß Phil Decker die Folgen der Tortur noch nicht verwunden hatte und dementsprechend gehandicapt sein würde.
Griffith sah sich allerdings in seinen Hoffnungen jäh getäuscht. Die volle Rechte, die er gleich am Anfang einstecken mußte, traf ihn wie ein Dampfhammer. Noch ehe er Gelegenheit fand, sich davon zu erholen, schluckte er drei weitere knallharte Treffer, die ihn weiter denn je von der Möglichkeit eines Sieges entfernten.
Griffith ließ sich fallen. Er blieb einige Sekunden lang auf dem Boden liegen und bemühte sich, wie ein geschlagener, völlig ausgepumpter Mann auszusehen. Dann, nachdem er sich leidlich von Phils Treffern erholt hatte, quälte er sich gewollt langsam und schwerfällig auf die Beine. »Ich gebe es auf, G-man!« japste er. »Sie sind mir überlegen! Nichts für ungut… aber mir platzte einfach der Papierkragen! Ich bin kein Mörder! Wer mir so etwas unterstellt, darf sich nicht wundern, wenn ich sauer reagiere!«
»Kommen Sie…« begann Phil, aber genau in diesem Moment sprintete Griffith los, auf die Tür zu den Toiletten zu. Phil war seinem Gegner sofort auf den Fersen.
Griffith riß die Tür auf.
Er jagte in den schmalen dunklen Korridor hinein, aber er kam nicht sehr weit. Er stolperte plötzlich über einen Fuß und ging zu Boden.
Der Fuß gehörte mir.
Ich zog ihn zurück und knipste das Licht an. »Nicht so hastig, junger Freund!« sagte ich. »Wir bringen Sie schon schnell genug vor Ihre Richter!«
***
Uns fehlte noch Ganzetti.
Er war der wichtigste Mann, der Pol, um den sich das Rauschgiftkarussell drehte.
Phil und ich bereiteten seine Verhaftung ebenso rasch wie sorgfältig vor. Noch ehe uns der Haftrichter den Haftbefehl ausstellte, postierten wir zwei Männer vor Ganzettis Haus. Sie hatten den Auftrag, Ganzetti zu folgen, falls es ihm einfallen
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