Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt
traten hinter mich und führten den Befehl aus. Dann wurde ich nach Waffen abgetastet.
»Ziemlich einfältig«, sagte Paladino. »Ich an Ihrer Stelle hätte wenigstens eine Kanone eingesteckt, auch wenn Ihnen das nicht genützt hätte.«
»Sie sind sich wohl Ihrer Sache sehr sicher«, sagte ich.
»O ja«, grinste er. »Wir befinden uns hier im Keller meines Hauses. Das ist der Ort, wo die Polizei Sie zuletzt suchen dürfte. Der Raum ist absolut schalldicht. Niemand kann Sie hören — und selbst wenn einer es hörte, würde das nichts helfen. Meine Leute sind daran gewöhnt, daß hier manchmal jemand laut wird.«
»Was haben Sie vor?« fragte ich. »Was soll das Theater?«
»Das werden Sie gleich merken. Ich beabsichtige, unsere kleine Unterhaltung von neulich fortzusetzen. Wissen Sie, van Dyk, ich habe Ihren Rat befolgt und mir Ihre Geschichte durch den Kopf gehen lassen. Und dabei bin ich darauf gekommen, daß Sie vergessen haben, mir das Wichtigste mitzuteilen.«
»Und das wäre?« fragte ich.
»Sie sprachen von einem Schriftstück mit belastenden Angaben über mich, das Sie irgendwo deponiert haben. Sie haben vergessen, mir zu sagen, wo Sie es deponiert haben.«
Ich grinste.
»Das habe ich nicht vergessen! Ich habe es Ihnen absichtlich nicht verraten!«
»Nein«, sagte er, »Sie sind ja ein richtiger Geheimniskrämer. Und bei dieser Haltung wollen Sie bleiben?«
»Ich glaube, ja!«
»Gut, daß Sie diese Einschränkung gemacht haben. Sie werden es mir nämlich jetzt verraten.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Werde ich Sie zur Aussage zwingen. Das wäre nicht sehr angenehm für Sie. Besser also, Sie packen gleich aus.«
Ich gab mir den Anschein nachzudenken.
»Okay, nehmen wir mal an, ich würde das tun. Was würde dann passieren?«
»Ich würde Sie laufenlassen«, grinste er.
»Sehen Sie — das glaube ich Ihnen nicht«, sagte ich.
»Es bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig, als mir das zu glauben. Garantien kann ich Ihnen natürlich keine geben.«
»Sie würden es nicht tun«, sagte ich. »Dieses versteckte Schriftstück ist ja gerade meine Lebensversicherung. Das begreifen Sie sicherlich.«
»O ja«, nickte er, »nur überschätzen Sie die Bedeutung dieses Schriftstückes. Ich'habe die Sache mit meinem Anwalt eingehend besprochen, und er meint, er würde es vor Gericht zerfetzen.«
»Wenn das so ist«, sagte ich, »warum inszenieren Sie dann dieses ganze Theater hier?«
Er beugte sich vor, und sein Gesicht verzerrte sich plötzlich.
»Weil ich es haben will — klar? Sie halsen zehn Sekunden Zeit, sich zu entscheiden. Ja oder nein!«
»Nein«, sagte ich.
»Okay«, knurrte er. »Joe, ihr könnt ihn fertigmachen.«
Die Gangster traten an mich heran. Mit geübten Bewegungen packten sie meinen rechten Arm und fesselten ihn an den Stuhl. Das gleiche taten sie mit den Beinen.' Nur der linke Arm war jetzt noch frei beweglich.
Auf einen Wink von Paladino hin nahm Joe das Seil von der Rolle unterhalb der Uhr ab. Er legte es einmal um die Rolle, stieg dann auf den Tisch und führte es oben durch eine kleine Rolle, die unter der Decke angebracht war. Das andere Ende führte er unter dem Tisch entlang und fädelte es durch die linke der beiden Öffnungen in der Tischplatte. Anschließend verband er es mit dem oberen Ende, an dem die Handschelle befestigt war. Er überzeugte sich davon, daß das Seil gut gespannt war, und klemmte es dann mit einer Vorrichtung an dem großen Rad fest, so daß es nicht verrutschen konnte.
Das Seil lief jetzt senkrecht vor mir entlang, durch den Tisch hindurch. Die Handschelle befand sich in Augenhöhe.
»Krempelt ihm den Ärmel hoch«, sagte Paladino.
Der Befehl wurde ausgeführt, und anschließend schloß sich die Handschelle um mein linkes Handgelenk.
Langsam begann ich zu begreifen, was er vorhatte. Ich überprüfte meine Chancen, aber der Abstand war so bemessen, daß ich nicht etwa mit einer plötzlichen Bewegung des Ellbogens die Tischplatte erreichen konnte.
»Sind Sie Ihrer Sache immer noch so sicher?« fragte er.
Ich schwieg, und er kicherte.
»Okay, okay, Sie wollen es nicht besser haben. Joe, bring die Schachtel her!«
Der Gangster verschwand. Ein paar Minuten vergingen. Schweigend warteten wir. Ich spürte, wie mir langsam warm wurde. Kleine Schweißperlen standen auf meiner Stirn. Ich hatte so etwas erwartet, hatte es geradezu herausgefordert — aber jetzt sah es doch anders aus als in der Theorie. Es ist ein Unterschied, ob der Zahnarzt am
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