Jerry Cotton - 0523 - Ich war das As der Unterwelt
wer zur Organisation gehört. Ich bin bereit auszupacken. Mit meiner Aussage bringen Sie ihn auf den Elektrischen Stuhl. Ich verlange nur eine Gegenleistung.«
Ich sah ihn an, dann wandte ich mich an den Sergeant.
»Nehmen Sie den Mann fest«, sagte ich »Sie sind etwas zu spät dran, Mr.-Holden.«
»Augenblick«, rief er, »ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Sie glauben, Sie haben ihn überführt. Aber wo ist er? Haben Sie ihn schon verhaftet?«
Ich wandte mich um.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ohne mich kriegen Sie ihn nie«, sagte er hastig. »Ich kenne, seinen Fluchtweg. Er wird versuchen, ins Ausland zu gehen. Er hat in Südamerika einen Haufen Geld deponiert. Also — kommen wir ins Geschäft?«
Ich sagte langsam: »Wir versprechen Ihnen überhaupt nichts, Mr. Holden. Aber wenn Sie jetzt auspacken, ist das bestimmt nicht Ihr Nachteil. Also reden Sie!«
Er sah mich an. In seinem Gesicht arbeitete es. Dann sagte er: »Okay, Sie können Ihre Leute nach Hause schicken. Paladino ist längst in Massany. Er hält sich in einem Haus in der Lake Avenue auf. Ich kann Ihnen das Haus zeigen.«
»Wie ist er da hingekommen?« fragte ich skeptisch.
»Geschwommen«, grinste Holden.
»Durch den Fluß?« Ich überlegte einen Augenblick. Der Massany River verlief hier ganz in der Nähe. Es war denkbar, daß er es geschafft hatte, ungesehen durch den Wald dorthin zu kommen. Aber mehr nicht.
»Ausgeschlossen«, sagte ich. »Am Fluß ist überall Polizei aufgestellt. Man hätte ihn gesehen.«
»Sie irren«, sagte Holden. »Paladino hatte immer schon in einem Versteck am Fluß eine Taucherausrüstung deponiert. Er rechnete mit der Möglichkeit, daß er eines Tages überstürzt fliehen müßte. Und wasserdicht verpackt, hatte er dort alles, was er brauchte — Kleider und Geld. Er brauchte nichts weiter zu tun, als sich den Gummianzug anzuziehen, das Atemgerät umzuhängen, das wasserdichte Bündel zu nehmen und unter- Wasser in die Stadt hineinzuschwimmen.«
Ich sah Phil an. Auf diese Idee waren wir nicht gekommen.
»Sehen Sie«, grinste Holden, »wir kommen doch noch ins Geschäft. Aber ich warne Sie, Paladino ist schwer bewaffnet.«
»Los«, sagte ich. »Madien wir uns auf den Weg!«
***
Es war ein weißgestrichenes Holzhaus mit einer großen Veranda, von Bäumen umgeben. Das Grundstück grenzte unmittelbar an den Fluß. Es war für Paladino zweifellos kein Problem gewesen, ungesehen in das Haus zu kommen.
»Wem gehört das Haus?« fragte ich Lieutenant Lawlor.
»Einem gewissen Joe Dino. Er lebt in New York. Wahrscheinlich gehört er zu Paladinos Bande.«
Wir hatten unseren Gefechtsstand in einem Haus auf der anderen Straßenseite aufgeschlagen. In allen umliegenden Häusern war Polizei postiert worden. Ringsum hatte eine geschäftige, unsichtbare Tätigkeit eingesetzt. Wir waren dabei, einen eisernen Gürtel um das Haus zu legen.
Ich trat ans Fenster und spähte durch einen Spalt in der Jalousie hinüber.
»Macht einen verlassenen Eindruck«, murmelte ich. »Wahrscheinlich will er den Einbruch der Dunkelheit abwarten.«
Das Telefon summte. Phil nahm den Hörer ab und meldete dann: »Das Tränengas ist eingetroffen. Ebenso die kugelsicheren Westen.«
»Okay«, sagte ich. »Was ist mit dem Postwagen?«
»Steht am Lincoln Square bereit.« Lieutenant Lawlor sagte: »Meine Männer haben ihre Posten bezogen. Von uns aus kann’s losgehen.«
Ich nickte. »Fangen wir an.«
Phil und ich verließen das Haus durch den rückwärtigen Eingang. Ungesehen passierten wir den Garten und erreichten die nächste Straße. Dort stand ein graugestrichener Postwagen, wie er zum Ausfahren von Paketen verwendet wurde.
Ich öffnete die rückwärtige Tür. In dem Wagen saßen vier Cops, unförmig vermummt in ihren kugelsicheren. Westen. Sie waren mit Maschinenpistolen bewaffnet
»Solche Sendungen sollte man nur als Einschreiben verschicken«, witzelte Phil.
Wir zogen unsere Jacken aus und schlüpften in Uniformjacken der Post. Dann setzten wir uns die Mützen auf, die wir von der Post ausgeliehen hatten, und zogen sie tief in die Stirn.
Phil schwang sich ans Steuer des Wagens. Ich setzte mich neben ihn und langte mir das Mikrofon des Funkgerätes.
»Wir fahren los«, meldete ich.
»Seien Sie vorsichtig«, kam Lawlors besorgte Stimme aus dem Lautsprecher.
Langsam rollte der Postwagen los. An der nächsten Ecke bog Phil, ab und fuhr die Lake Avenue entlang.
Unser Plan war denkbar einfach. Als Paketboten getarnt,
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