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Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar

Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar

Titel: Jerry Cotton - 0524 - Sie starb in meinem Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
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Telefongespräch am nächsten Morgen.
    Ich fuhr nicht nach Dukewarn hinein, sondern blieb auf der Küstenstraße, bis ich Norwalk erreichte. Ich suchte einen Bootsverleiher, der mir einen schnellen Flitzer mit niedrigem Tiefgang lieh. Ich packte die Taucherausrüstung in den Kahn, ließ mir zwei Reservekanister Benzin geben und sagte dem Verleiher, daß ich vermutlich erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkommen würde. Da er meinen Jaguar als Pfand besaß, regte er sich nicht über die Mitteilung auf.
    Ich schipperte die Küste entlang nach Süden. Ungefähr eine Stunde brauchte ich, bis ich den Strand bei Dukewarn erreichte. Von der See aus bot sich Wasserland als ein grünes Pflanzengefilz dem Blick. Ich hatte damit gerechnet, daß ich die Einfahrt zur Lagune nicht auf Anhieb finden konnte. Ich machte mich daran, die Wasserwege zu erproben. Ich stieg aus dem Anzug in die Taucherausrüstung um. Phil hatte eine Harpune und eine starke Unterwasserlampe nicht vergessen. Ich verzichtete auf die Harpune, als ich zum erstenmal über Bord ging. Das Boot band ich an den Stamm einer massiven Agave. Fünfmal schwamm ich weit in die Lagunen hinein, und als ich endlich die richtige fand, stand die Sonne schon so tief, daß im Schatten der wuchernden Sumpfpflanzen eine halbe Dämmerung herrschte. Außerdem war das Wasser nicht klar.
    Ich hielt es für möglich, daß die Gravdale-Leute das Ufer der Lagune ständig beobachteten. Ich ging daher frühzeitig nach unten und tauchte, bis ich den Grund erreichte. Ein Blick auf den Tiefenmesser zeigte mir, daß die Lagune knapp sechzig Fuß tief war. Selbstverständlich verminderte sich die Tiefe, je weiter ich landeinwärts schwamm. Der Grund war schlammig. Die Sicht schlecht. Das Licht der Lampe reichte nur zwei Yard weit. Unter diesen Umständen war es fast ein Wunder, daß ich das Wrack auf Anhieb fand, aber ich stieß nahezu mit dem Kopf gegen den Kajütenaufbau, bevor ich das Boot erkannte. Ich umkreiste den Kahn und identifizierte ihn als ein Canberra-Modell, ein küstentüchtiges Kabinenboot mit starker Maschine, gedecktem Steuerstand und einer Reichweite von rund dreihundert Meilen. Das Boot ist so konstruiert, daß es von einem Mann bedient werden kann.
    Ich glitt an der Bordwand entlang. Das Boot lag schräg, war aber noch nicht tief in den Schlamm eingesunken. Ich überschwamm die niedrige Reling. Der Lichtkegel meiner Lampe traf die Leiter zum Steuerstand, die bei der Lage des Bootes nicht mehr nach oben, sondern zur Seite führte. Der Steuerstand war verglast, das Wasser im Stand noch trüber als in der Umgebung des Bootes. Ich stemmte die Lampe gegen das Glas und versuchte in das Innere zu blicken. Ich bewegte die Lampe. Das Licht holte die Umrisse einer weißen Scheibe aus der grün-trüben Dunkelheit. In einer Reflexbewegung stieß ich mich von dem Steueraufbau ab. Mein Herz klopfte wie rasend.
    Tut mir leid, daß mir für eine Sekunde die Nerven durchgingen, aber auch für mich ist es kein alltägliches Erlebnis, in vierzig Fuß Tiefe aus einer Handbreit Abstand in die aufgerissenen Augen eines Menschen zu blicken.
    ***
    Ich stoppte die instinktive Fluchtreaktion, stellte mich auf den Kopf und ging wieder hinunter. Ich schwamm die Tür zum Steuerstand an und öffnete sie. Ein wenig Luft hatte sich im Stand gehalten. Sie entwich in zwei schweren Blasen. Der Körper des Mannes bewegte sich. Ich leuchtete ihn ab. Das Wasser hatte ihn noch nicht entstellt. Der Mann trug einen schwarzen Schnurrbart auf der Oberlippe. Seine Augen waren sehr dunkel und das Haar tiefschwarz. Am rechten Handgelenk baumelte eine Goldkette. Ich hielt ihn für einen Lateinamerikaner. Sein Körper wies keine Verletzungen auf. Der Mann war ertrunken, und sie hatten ihm keine Chance gelassen, als sie die Bodenventile des Bootes öffneten, denn sie hatten ihn vorher mit beiden Händen an das Steuerrad gefesselt.
    Ich überwand mich und untersuchte die Taschen. Ich fand nichts. Sie hatten gründlich ausgeräumt.
    Der Niedergang zu der Kajüte und dem Maschinenraum befand sich unterhalb des Steuerstandes. Als ich hineintauchte, scheuchte ich einen Kraken auf, der sich schon eingenistet hatte. Wenige Dinge sind unheimlicher als der Besuch auf einem gesunkenen Schiff, ganz besonders, wenn der Kahn noch nicht lange unten liegt. In den Schränken steht das Geschirr. Die verschraubten Stühle laden zum Sitzen ein, aber die Kissen schweben im Raum. Unter der Koje, deren Decken jede Wasserbewegung

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