Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste
Kartenschrank und ein wackeliger Stuhl — das war alles, was ich im Moment außer dem Grund unserer Erregung entdecken konnte. Die Überbleibsel des Funkgeräts waren ein Tohuwabohu aus Spulen, Draht, Röhren und verbogenem Blech.
Eine brutale Hand hatte mit wenigen Schlägen ein hochempfindliches Gerät zu einem unansehnlichen Schrotthaufen degradiert.
»Aus dem Rest kannst du dir notfalls eine vollautomatische Bremse für deine elektrische Zahnbürste bauen lassen!« fauchte Dillaggio aufgebracht.
»Hast du noch mehr Witze auf Lager?« fragte ich ruhig.
»Ist ja schon gut!« schränkte Steve ein. »Wir werden langsam alle nervös. Ich möchte nur wissen, wie wir die Leute noch hinhalten sollen. Don Lesser spielt bereits Weltuntergang und ersäuft seinen Ruin in Whisky.«
»Fällt euch eigentlich nichts auf?« fragte ich nachdenklich. »Der Bursche hat es offensichtlich eilig gehabt, das Funkgerät zu zerschlagen, sonst hätte er es doch ganz einfach verschwinden lassen können. Ich verstehe nicht, daß es keiner gehört hat. Das geht doch nicht ohne Geräusche ab.«
»Das kann geschehen sein, als wir alle auf die Veranda liefen«, sagte mein Freund.
»Darauf wollte ich hinaus!« grinste ich. »Ich vermute, daß es die Person getan hat, die mir den Kopf auseinanderschießen wollte.«
»Er kann durch diese Tür gekommen sein«, sagte Phil und deutete auf einen Durchgang, der in den Flur des Wohnhauses führte.
»Ja, das kann durchaus möglich sein. Der Laden ist aber auch der reinste Fuchsbau.«
Von der Diele führte eine Treppe in den oberen Stock. Neben dem Treppenaufgang war die Tür, die in den Raum führte, durch den der Mann geflüchtet war. Es war ein ziemlich großer Raum, den Baker als Lager für seine Waren benutzte. Dann waren da noch die Türen für Drugstore, Hinterhof, die zweite Tür zur Veranda und die, die in das Büro führte.
»Es hat so keinen Sinn«, murmelte ich. »Wir werden ihn nur erwischen können, wenn er es noch einmal versuchen sollte.«
»Das sind ja herrliche Aussichten!« Steve schabte mit dem Daumennagel über seinen blauschwarzen Bart. »Ich hoffe nur, daß er sich nicht zuviel Zeit dabei läßt. Ich brenne förmlich darauf, die nähere Bekanntschaft dieses Herrn zu machen.«
Wir gingen in den Drugstore zurück, wo sich inzwischen unsere Gesellschaft zur Ruhe niedergelassen hatte. Einige von ihnen hatten sich ein provisorisches Lager bereitet und wälzten sich unruhig im Schlaf.
Don Lesser hockte mit Jane Baker und Blydon zusammen. Er hielt eine Whiskyflasche zwischen den Knien. Seine Augen waren verschwommen. Er hatte zweifellos mehr getrunken, als er vertragen konnte. Sein feister Nacken beugte sich unter der schweren Bürde seines hohen Geldverlustes.
, »Die Vertreter der hohen Gerechtigkeit!« moserte er betrunken, als er uns erblickte. »Wenn die bei mir arbeiten würden, könnten sie nicht das Salz in die Suppe verdienen. Und so was ist bei der Polizei!«
Jane Baker und Blydon machten betretene Gesichter.
»Sie können uns nicht dafür verantwortlich machen, daß Ihnen ein Geschäft mißglückt ist, Lesser«, sagte ich lakonisch.
»Verantwortlich machen?« plärrte er. »Was wissen Sie schon davon, wie ein Geschäft gemacht wird, Sie erbärmlicher Hungerleider!«
Ich hielt Phil mit einem Ruck am Arm zurück. »Ich muß Ihnen da beipflichten, Lesser. Zumindest sind Geschäfte Ihrer Art mir unbekannt. Was aber den erbärmlichen Hungerleider betrifft, so möchte ich Ihnen mit aller Dringlichkeit empfehlen, den Mund zu halten. Hoffentlich kommen Sie eines Tages nicht in die bedauernswerte Lage, die Hilfe eines Hungerleiders in Anspruch nehmen zu müssen!«
»Ich werde mich Ihrer erinnern, mein Herr!« höhnte Lesser.
»Manchmal möchte ich für wenige Minuten nicht mehr beim FBI sein!« quälte sich Steve Dillaggio von den Lippen.
Brian Mallroy war unbemerkt zwischen uns getreten. Wir sahen ihn erst, als er sich mit drohender Haltung Don Lesser näherte. In seinen Augen spiegelte sich der ganze Widerwillen, den er gegen den Dicken empfand.
»Ich gehöre nicht zu dem Verein der Hungerleider, Mister. Und trotzdem kann ich nicht behaupten, daß mir Ihre ständige Pöbelei gefällt.« Mallroy verschränkte die Arme, setzte seinen rechten Fuß vor und spie dem Dicken die nächsten Worte förmlich ins Gesicht. »Sie kotzen mich regelrecht an, Sie feister Drecksack!«
Lesser kreischte empört auf.
»Halten Sie Ihre kodderige Schnauze, Mann!« fuhr ihn Mallroy
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