Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste
Zeit hier festsetzen will. Ich bin davon überzeugt, daß der eigentlich Grund gar nicht bei dem Geld von Frank Wade liegt.«
»Eine kühne Behauptung«, murmelte Steve Dillaggio freudlos und fuhr fort: »Wenn uns Wade aber nun nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, Jerry? Wenn sich unter uns ein Komplice Wades befindet, der das Geld nicht mit ihm teilen wollte? Was dann? Sie haben doch wirklich allen Grund, daß die Polizei uns nicht findet. Außerdem hatte er hier die beste Gelegenheit, Wade über die Klinge springen zu lassen. Das würde auch erklären, warum er die Nerven verlor, als wir uns als FBI-Beamte zu erkennen gaben.«
»Deine Theorie ist einleuchtend, Steve. Aber ich teile sie nicht. Meines Erachtens liegt der Grund aller Geschehnisse dieser Nacht in diesem Haus verborgen«, widersprach ich. »Und wir werden den Burschen entlarven, der dafür verantwortlich ist.«
Phils durchdringender Blick streifte mich: »Wie schätzt du unsere Chance ein, ihn zu erwischen?«
»Vor Tagesanbruch wird er die Maske fallen lassen!«
»Du hast also eine Idee?«
»Nicht nur eine Idee, Phil. Wir haben drei heiße Eisen im Feuer; Die Zeitung, die Steve fand, den Schwachsinnigen und Mambra Baker.«
»Wenn du glaubst, ich hätte von dem auch nur ein Wort verstanden, dann liegst du schief«, stöhnte Steve.
Ich sah meine Kollegen an. »Was haltet ihr davon, wenn wir unseren Gastgeber an dem Ratespiel teilhaben lassen?«
»Keine schlechte Idee«, grinste Phil. »Ich fürchte nur, er wird von unserem Frage- und Antwortspiel nicht sehr erbaut sein. So wie ich ihn einschätze, wird er uns manche Frage schuldig bleiben.«
Steve Dillaggio legte seine Hand gegen die Jackentasche, in die er die Zeitung gesteckt hatte, und sagte bissig: »Wenn er seinen Vers nicht auswendig gelernt hat, kannst du dich darauf verlassen, daß ich ihm aus der Zeitung soufflieren werde.«
»Beginnen wir also das Spiel!« sagte ich und ging meinen Kollegen voraus.
Ängstliche und erwartungsvolle Blicke richteten sich auf uns, als wir den Drugstore betraten.
***
»Wollen Sie mir bitte für wenige Minuten Ihre Aufmerksamkeit widmen, meine Herrschaften«, eröffnete ich das Gespräch. »Sie haben alle mehr oder weniger aus unmittelbarer Nähe erlebt, was hier geschehen ist. Da wir keinen Tatzeugen haben, möchte ich mit Ihrer Hilfe versuchen, die letzten Minuten vor dem Mord zu rekonstruieren.« Stumm starrten die Leute mich an. »Ich schlage vor«, fuhr ich fort, »wir beginnen mit dem Zeitpunkt, als Miß Reid den Ermordeten den Drugstore verlassen sah. Bitte, Miß Reid, versuchen Sie sich die Situation zu vergegenwärtigen.«
Die Stewardeß flocht nervös ihre Finger ineinander, verkrampfte sie in ihrem Schoß und berichtete mit stockender, belegter Stimme: »Ja, ich sah Mr. Wade den Drugstore verlassen. Er trug wie immer seinen kleinen Koffer bei sich. Wie mir schien, war er ängstlich bemüht, ihn nicht zu verlieren.«
»Das ist uns bekannt, Miß Reid. Und wir wissen ja nun auch, warum. Ich möchte von Ihnen jetzt nur wissen, wer von den Leuten zu diesem Zeitpunkt sich an welcher Stelle befand«, half ich der Stewardeß.
»Also, Mr. Cotton«, überlegte die Stewardeß, »Mrs. und Mr. Baker standen an der Theke. Da war Mr. Wade gerade im Begriff, den Raum zu verlassen. An der Eisbox sah ich Mr. Marchand stehen. Er hantierte mit einem Tuch und einer Schale herum.«
Die Stewardeß verstummte und hob entschuldigend die Schultern.
»Ich glaube, das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
Ich wandte mich an Baker und bat ihn, sich mit seiner Frau an die von Miß Reid bezeichnete Stelle zu begeben.
»Und Sie, Marchand«, dirigierte ich weiter, »werden sich an die Eisbox stellen. Und nun berichten Sie!«
Marchand stand verlegen an der Stirnseite der Theke, wo sich die Eisbox befand.
Ich wartete, bis auch die Bakers ihren Platz eingenommen hatten, und fragte: »Nun, Marchand, ist es so gewesen?« Marchand fuhr sich mit dem Handrücken über das bärtige Kinn. »Ich erinnere mich nicht genau. Aber so könnte es schon gewesen sein.« Er zögerte einen Moment nachdenklich, dann sagte er mit aller Entschiedenheit: »Nein, das ist nicht ganz richtig! Hier neben dem Ehepaar Baker hat noch eine Person an der Theke gestanden. Ich entsinne mich ganz genau!«
Marchand kam aufgeregt einige Schritte näher und zeigte auf die Stelle, wo er die dritte Person gesehen haben wollte.
»Überlegen Sie genau, Marchand«, sagte ich eindringlich.
»Glauben Sie mir,
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