Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste
auf das Foto in der Zeitung.
»Vierunddreißig, fünfunddreißig…« Phils Stimme erstarb in meinen Ohren. Das Foto verschwand unter dem geraubten Geld des ermordeten Wade.
»…zweiundvierzig…«
Da traf mich die Erkenntnis wie ein Donnerschlag.
»Gordon Abbott!« schrie ich auf.
Ich stieß Phil und Steve rücksichtslos zur Seite. Meine Hand fegte die Geldstapel von der Theke. Aus der Zeitung starrten uns die kalten Augen Sheriff Harbins entgegen. Er trug Gefängniskleidung. Auf der Brust befand sich die Gefangenennummer 930 181 Yuma.
»Nehmen Sie die Hände hoch, G-men!« Abbotts Stimme war so scharf wie die Schneide einer Damaszener Klinge. Er hatte sich unsere Verwirrung zunutze gemacht und war bis an die Tür zurückgewichen. Den Colt hielt er drohend auf uns gerichtet. Erst jetzt, da er die Maske fallen ließ, eikannten wir, wie gefährlich dieser Mann war. Gordon Abbott glich einer angeschossenen Wildkatze. Es lag eine tödliche Bereitschaft in seiner Haltung.
Ich zweifelte keine Sekunde daran, daß er uns gnadenlos zusammenschießen würde, wenn er auch nur das geringste Anzeichen von Gegenwehr an uns entdecken würde.
Tödliche Stille breitete sich im Drugstore aus. Die Leute drängten sich ängstlich zusammen.
»Als wenn ich es geahnt hätte«, preßte Steve Dillaggio durch die Zähne.
»Was haben Sie mit Sheriff Harbin gemacht, Abbott?« fragte ich kalt. »War er es, der in der spanischen Mission ins Gras beißen mußte?«
Abbott lachte hämisch. »Habe ich seine Rolle nicht ausgezeichnet gespielt? Dieser alte Trottel hat doch tatsächlich geglaubt, er könnte mich ins Gefängnis zurückbringen. Sie hätten sein dämliches Gesicht sehen sollen, G-men, als ich ihm die Kleidung abnahm.« Abbott lachte schallend auf. »Er hat gewinselt wie ein junger Hund. Er genierte sich wie ein kleines Mädchen. Dabei hätte er doch wissen müssen, daß ich ihm keine Gelegenheit geben würde, sich zu schämen.«
»Sie haben ihn ermordet!«
»Ermordet! Welch ein häßliches Wort, G-man. Ich habe nur dafür gesorgt, daß Harbin mir nicht mehr gefährlich werden konnte. Sollte ich ihn vielleicht nackt in die Stadt zurückschicken? Stellen Sie sich nur die Blamage vor. Das konnte ich Harbin wirklich nicht antun.«
»Mir dreht sich der Magen um, wenn ich dem Dreckskerl noch länger zuhören soll!« stöhnte Phil angeekelt.
»Das wird Sie an den Galgen bringen, Abbott!« sagte ich hart.
»Sie erzählen mir nichts Neues, G-man. Ich habe nichts zu verlieren!« Abbotts Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. »Das sollten Sie sich gut merken, Cotton. Es kommt mir nicht darauf an, ob ich einen mehr oder weniger in die Hölle schicke.«
»Dann gehen die anderen Morde also auch auf Ihr Konto?«
»Meinen Sie diesen idiotischen Kerl, den Sie als Baker kennengelernt haben?« fragte Abbott roh. »Nein, das war tatsächlich ein Unfall. Ich glaubte, Sie hätten auf ihn angelegt. Deshalb schlug ich Ihnen den Arm hoch. Ich wollte nicht, daß er getroffen würde. Er war schließlich mein Schwager.«
Ich hielt die Luft an. »Soll ich das so verstehen, daß Jane Baker Ihre Frau ist?«
»Sie haben es erraten, Sie kluger Junge. Meine Frau und ihr Bruder haben mir geholfen, daß ich aus dem Gefängnis entfliehen konnte.«
Nun war mir alles klar. Ich wußte plötzlich genau, wie sich alles abgespielt hatte.
»Ihre Frau hat sich mit ihrem Bruder hier einquartiert, um Ihnen die Flucht zu erleichtern. Dieses einsame Gasthaus war genau das richtige für sie, um ihre Pläne zu verwirklichen. Nach Ihrem gelungenen Ausbruch saß Ihnen Sheriff Harbin auf den Fersen. Was aus ihm geworden ist, haben Sie uns bereits gestanden. Sie kamen als Sheriff in dieses Haus und rechneten damit, daß die Besitzerin — die von Johnny Mambra Baker genannt wurde — Sie nicht erkennen würde. Sie haben die Frau umgebracht, Abbott! Stimmt das?«
»Ich sagte bereits, Sie sind fein cleverer Junge, G-man.«
Er lachte wieder amüsiert auf. Es schien ihm Spaß zu machen, uns so ohnmächtig dastehen zu sehen. Er berauschte sich förmlich an dem Gefühl, gesiegt zu haben, und vergaß dabei, daß er schonungslos seine Verbrechen bekannte.
»Ich hätte mich damit begnügt, die Telefonverbindung zu unterbrechen und das Funkgerät zu zerstören, aber die Alte wäre mir um ein Haar mit dem Jeep entwischt. Ich hatte keine andere Wahl.« Abbott zuckte gleichmütig mit den Schultern.
»Und warum haben Sie Johnny verschont?« fragte ich.
»Er ist
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