Jerry Cotton - 0525 - Der Teufel mit der weissen Weste
zurück, »Sie werden die Revolver einsammeln, in die Eisbox werfen und sie sorgfältig verschließen, damit sie auch frisch bleiben. Vielleicht haben die Herren vom FBI später noch Verwendung dafür.«
Steve Dillaggio stöhnte vor verhaltenem Grimm.
»Meinen Revolver werden Sie sich holen müssen, Abbott.«
»Das glauben Sie tatsächlich?« fragte Abbott drohend.
»Sie können sich auf mein Wort verlassen!« knirschte Steve.
Abbott hatte sich während des Gesprächs immer weiter von der Tür entfernt. Durch das Intermezzo mit Don Lesser war es mir völlig entgangen, daß er nicht mehr auf seinem bisherigen Platz stand.
Meine Unachtsamkeit sollte verheerende Folgen haben.
Denn jetzt, als Abbott Steves Widerstand spürte, war er plötzlich mit einem Satz an der Sitzbank, auf der die schlafende Cärolyn lag, und hatte sie mit einem Ruck brutal an sich gerissen.
Wir standen vor Schreck gelähmt.
Das so unsanft aus dem Schlaf gerissene Mädchen begann heftig zu strampeln und zu schreien. Doch der starke Arm Abbotts zwang sie mit unerbittlicher Gewalt an seine Brust, bis sie hilflos und ohne Sträuben in der Umklammerung seines Armes hing.
Carolyns Blick lag voll namenlosem Entsetzen auf dem Gesicht ihres Peinigers.
»Die Revolver auf die Erde, G-men!« herrschte Abbott uns an. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, richtete er die Mündung seines Colts auf den Kopf des Mädchens.
Mir spannte sich die Kopfhaut.
»Phil! Steve! Die Revolver weg!« befahl ich heiser.
Dumpf polterten unsere Waffen auf den Fußboden. Die Gesichter meiner Kollegen wurden zu steinernen Masken.
»Wenn Sie dem Kind auch nur ein Haar krümmen, Abbott«, zischte ich, »dann holt Sie der Teufel. Das verspreche ich Ihnen!«
Ich erschrak vor meiner eigenen Stimme, so fremd erschien sie mir.
»Das liegt bei Ihnen, Cotton!« Abbott lachte gehässig auf. »Nehmen Sie den Koffer, G-man, und kommen Sie mit bis an den Wagen. Aber keine Tricks, wenn ich bitten darf. Nur eine verdächtige Bewegung von Ihnen oder Ihren Kollegen, Cotton, und ich werde schießen. Merken Sie sich das!«
Abbott biß knirschend die Zähne zusammen. Die Mündung seines Colts wies unverwandt auf den Kopf des Kindes. Rückwärts gehend wich er bis zur Tür zurück.
»Los, heben Sie den Geldkoffer auf, Cotton!« befahl er mir. Er wandte sich halb ab, um mit dem Ellenbogen die Tür hinter sich aufzustoßen.
Ich zögerte. Mein Blick fiel auf Phil. Mein Freund schüttelte unmerklich den Kopf.
Nein, es war aussichtslos, gegen Abbott etwas zu unternehmen, ohne Carolyn zu gefährden.
»Ich komme, Abbott!« sagte ich heiser und beugte mich über den Koffer.
In diesem Moment zerschellte krachend eine Flasche neben Abbotts Kopf.
Mit einem gräßlichen Fluch riß er den Colt hoch und schoß.
Hinter mir ertönte ein erstickter Schrei.
Jack Marchand taumelte mit bleichem Gesicht an die Wand, eine Hand gegen die Schulter gepreßt.
»Sie verfluchter Satan!« knirschte er unter Schmerzen. »Wenn ich Sie doch nur getroffen hätte.«
»Ich lege euch alle um, wenn noch einer versucht, was anzufangen!« sagte Abbott kalt.
Es war Wahnsinn, was Marchand da unternommen hatte. Wenn Abbott die Nerven verloren hätte, wäre es jetzt um Carolyn geschehen gewesen.
»Kümmert euch um Marchand«, sagte ich zu Phil und Steve. »Und sorgt dafür, daß keiner auf die Idee kommt, den Helden zu spielen. Ich werde jetzt den Koffer an den Wagen bringen.«
Ich tauschte noch einen langen Blick mit meinem Freund, dann ging ich los.
»So ist es brav, mein Freund!« lobte Abbott mich höhnisch. Er schob sich grinsend durch die Tür auf die Veranda hinaus. »Schön ruhig, Cotton! Wir wollen doch nicht, daß dem Mädchen was passiert.«
»Nein, ihr soll nichts geschehen!« preßte ich durch die Zähne. Gehorsam wie ein Hündchen folgte ich Abbott über die Veranda.
Vorsichtig tastete sich Abbott über die Stufen in den Hof hinab. Er ließ keinen Blick von mir. Ich fühlte seine innere Anspannung, obwohl sein Gesicht noch immer das hämische Grinsen trug.
Abbott wich zur Seite und sagte: »Los, werfen Sie den Koffer in den Wagen!«
»Was wird aus dem Mädchen?« fragte ich.
»Ich werde sie aus Sicherheitsgründen ein Stück mitnehmen. Dann setze ich sie ab«, grinste Abbott.
»Welche Garantie geben Sie mir dafür, Abbott?«
»Dafür gibt es keine Garantie, mein Freund«, antwortete Abbott sanft.
Ich trat schweigend an den Wagen und setzte den Koffer auf den hinteren Sitz. Meine Hand
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