Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
sauer war. Ich hatte ihn ’reingelegt, und das würde er mir niemals verzeihen.
»Sie wissen, was Hedy Simpson zugestoßen ist?« begann ich die Unterhaltung.
Er blickte an mir vorbei ins Leere. Seine Lippen umspielte ein spöttisches Grinsen. Er hatte sich wahrscheinlich vorgenommen, kein Wort zu sagen, aber die Versuchung, mir ein paar Grobheiten an den Kopf zu werfen, war natürlich stärker als seine Absicht zu schweigen.
»Ja, ich habe in der Bibliothek ein paar Zeitungen gelesen, die die Meldung brachten«, sagte er. »Vermutlich glauben Sie jetzt, daß ich meine Verbindungen spielen und Hedy aus dem Wege räumen ließ, noch ehe Sie unter Anwendung des Kennwortes das Geld kassieren konnten. Sie haben recht, Cotton. So war es.« Er grinste mich höhnisch an. »Es kann für Sie nicht sehr angenehm sein, über ein Verbrechen orientiert zu werden, daß Sie weder klären noch sühnen können.«
Phil und ich wechselten einen kurzen Blick miteinander. Es lag auf der Hand, daß Ricon sich bloß wichtig machen wollte.
Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich freue mich, Sie so selbsticher und gutgelaunt zu sehen«, sagte ich. »Offenbar ist Ihnen die Erkenntnis noch nicht aufgegangen, daß der Täter hinter Ihrem Geld her war.« Ich räusperte mich. »Pardon — hinter dem Geld der Heartfields.«
»Ich weiß nichts von diesem Geld«, behauptete Ricon. »Beweisen Sie mir doch das Gegenteil.«
Wir setzten die Unterhaltung nur noch eine halbe Stunde lang fort, dann brachen wir sie ab und fuhren zum Flugplatz. Es hatte wirklich keinen Zweck, mit Ricon zu sprechen. Ihn konnte man nur durch unwiderlegbare Indizien überführen.
Auf dem Flugplatz mußten wir etwa zwanzig Minuten auf die nächste Maschine nach New York warten. Wir kauften uns ein paar Zeitungen und blätterten darin.
In San Pasqual war eine Mädchenleiche gefunden worden. Man hatte sie als Sheila Lonesdale identifiziert. Miß Lonesdale, die durch einen Messerstich getötet worden war, hatte einige Zeit in Escondido gewohnt. Vorher hatte sie als Sekretärin in New York gearbeitet.
Ich stieß einen Pfiff aus. Phil schaute mich an.
»Sieh dir das einmal an«, bat ich ihn.
Phil überflog den Artikel und gab mir die Zeitung zurück. »Was ist damit?«
Ich zog Harveys Bericht aus meiner Mappe. »Hier«, sagte ich. »Das ist die Liste der Leute, die Hedy Simpson früher einmal gekannt haben.«
»Sheila Lonesdale«, las Phil beeindruckt. »Du hast ein tolles Gedächtnis.« Ich faltete die Zeitung zusammen und stand auf. »Willst du nach Escondido fahren?« fragte Phil und erhob sich gleichfalls.
»Nein — zurück zum Alcatraz.«
»Du willst noch einmal mit Ricon sprechen?«
»Ja, ich möchte sehen, welches Gesicht er zieht, wenn er von Sheila Lonesdales Tod erfährt.«
Wir ließen den Flug umbuchen und fuhren mit einem Taxi bis nach Fort Mason. Von dort brachte uns ein Polizeiboot zu dem Zuchthaus, das auf einer Insel in der San-Franzisko-Bay liegt. Kurz darauf saßen wir Louis Ricon wieder gegenüber.
»Haben Sie etwas vergessen?« fragte er spöttisch.
Ich legte ihm die Zeitung auf den Tisch. »Als wir sie kauften, war sie noch druckfeucht. Ich nehme an, daß Sie ihren Inhalt noch nicht kennen.«
Er blickte verdutzt auf den Artikel, den ich ihm zeigte. Ich sah, wie sich seine Augen weiteten. Ricon wurde erst blaß und dann rot. Sein Atem ging plötzlich rascher. Ich merkte, wie sehr er sich um Haltung bemühte, aber er brachte es einfach nicht fertig, seine plötzliche Erregung zu meistern.
Ich steckte die Zeitung wieder ein. »Was sagen Sie nun?«
Er schluckte und starrte mich an, haßerfüllt. »Gehen Sie doch zum Teufel!«
»Erst wurde Sheila ermordet und dann Hedy. Sie haben beide Mädchen gekannt, nicht wahr?«
Er versuchte es mit Hohn. »Ja — und ich habe zweimal Sonderurlaub bekommen, um die Girls aus dem Wege zu räumen. Warum beschweren Sie sich darüber nicht beim Zuchthausdirektor?«
Ich blickte ihm in die Augen. Meine Stimme war nicht sehr laut, »jetzt weiß ich, wie die Sicherheitsmaßnahmen aussahen, von denen Sie mir gegenüber einmal sprachen. Keines der Mädchen konnte ohne die Zustimmung der anderen an das Geld heran. Wer die Heartfield-Millionen kassieren wollte, mußte schon beide kennen, nicht wahr?«
Ricon schloß die Augen. Phil und ich spürten, wie es in ihm arbeitete. »Jemand ist Ihnen auf die Schliche gekommen, Ricon«, fuhr ich fort. »Jetzt sind Sie ein armer Mann.«
Der
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