Jerry Cotton - 0526 - Zwei Schluessel fuer die Hoelle
Gangster atmete heftig und mit offenstehendem Mund. Es war leicht zu erraten, was ihm durch den Kopf ging. Er hatte die Haft ertragen, weil ihn der Gedanke an die Heartfield-Millionen getröstet hatte. Er war davon überzeugt gewesen, daß sie ihn nach seiner Entlassung erwarteten. Das war nun vorbei. Vor ihm lag nur noch eine sechsjährige triste Haftzeit ohne Hoffnung.
Ich stand auf und schob die Hände in die Taschen. »Für Sie ist das Geld verloren, Ricon«, stellte ich fest. »Sie können natürlich den Vorsatz fassen, sich nach Ihrer Entlassung zu rächen — aber das wäre kindisch. Sie wissen selbst, was in sechs Jahren alles passieren kann. Bis dahin dürften auch die letzten winzigen Spuren des Täters verwischt worden sein.«
»Hören Sie auf!« keuchte Ricon.
»Sie haben gar keine andere Wahl, als sich mit uns zu verbünden«, sagte Phil.
»Mit Bullen gemeinsame Sache machen? Lieber hänge ich mich auf!« erklärte er.
»Das ist erstens nicht möglich, und zweitens würde Ihnen das nicht mal im Traum einfallen. Glauben Sie ja nicht, daß wir versessen darauf sind, einen Louis Ricon zu unseren Mitarbeitern zu zählen. Es ist auch nicht so wörtlich zu nehmen — wir wollen Ihnen lediglich die Genugtuung verschaffen, daß der Mörder der beiden Mädchen nicht die Chance erhält, die Millionen zu verprassen. Es ist klar, daß wir das nicht um Ihretwillen tun. Uns geht es dabei nur um die Aufklärung einiger Kapitalverbrechen. Trotzdem steht es fest, daß auch Sie davon profitieren würden. Oder wollen Sie sich sechs Jahre lang — Tag für Tag, Stunde für Stunde — mit der Vorstellung herumquälen, wie gut es sich der Täter mit den erbeuteten Millionen gehen läßt, die Sie bereits als Ihr sicheres Eigentum betrachteten?«
»Sie wollen nur, daß ich den Raub der Heartfield-Millionen gestehe!« zischte er.
»Daran gibt es für uns ohnedies keinen Zweifel«, meinte Phil ruhig.
Auf Ricons Stirn stand der Schweiß. »Sie haben recht«, murmelte er. »Sechs Jahre lang daran zu denken — nein, das würde ich nicht aushalten. Aber leider habe ich keine Ahnung, wer es getan haben könnte.«
»Sie würden uns wirklich den Namen nennen?« fragte Phil.
»Ja!« nickte Ricon entschlossen. »Das würde ich. Ich hasse euch Bullen — aber noch mehr hasse ich diese Schufte, die mich ’reingelegt haben.«
***
Als wir den Rückflug antraten, waren wir um einige Informationen reicher.
Ricon hatte uns ein paar Hinweise gegeben — Angaben, die seine bewegte Vergangenheit betrafen. Um ein indirektes Eingeständnis, daß der Raub der Heartfield-Millionen auf sein Konto ging, war er dabei nicht herumgekommen.
Ricon hatte aus dem Impuls heraus gehandelt, getrieben von Enttäuschung, Haß und Rachsucht. Vermutlich bereute er bereits seine Zugeständnisse, und es war denkbar, daß er vieles davon wiederrufen würde — aber Phil und ich hatten erst einmal einige neue Anhaltspunkte, die wir so schnell wie möglich auswerten mußten.
Spät abends trafen wir in New York ein. Wir fuhren vom Flugplatz zum Distriktgebäude und trafen dort noch Mr. High, dem wir rasch Bericht erstatteten. Über Fernschreiber forderten wir dann aus Escondido die näheren Einzelheiten an über den Leichenfund und die bisher angestellten Ermittlungen.
Kurz darauf klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich.
»Joyce Heartfield«, sagte eine rauh klingende Mädchenstimme.
»Was ist‘passiert?« fragte ich.
»Bitte kommen Sie sofort her — Sie sind doch abkömmlich, hoffe ich?«
»Wenn es wichtig ist, fahre ich gleich los.«
»Es geht um Leben und Tod!« erklärte sie. »Jemand ist im Haus. Ein Fremder — ich fürchte mich!«
»Warum alarmieren Sie nicht das nächste Polizeirevier?« fragte ich sie. »Ich brauche über eine Stunde, um bis nach Long Island zu kommen.«
»Solange schließe ich mich ein. Bitte kommen Sie — so schnell wie möglich!«
»Hören Sie, Miß Heartfield —«
»Stellen Sie keine Fragen«, unterbrach sie mich. »Ich will nichts mit der Polizei zu tun haben. Ich will nicht, daß der Name Heartfield erneut in die Schlagzeilen kommt. Ihnen vertraue ich. Bitte, enttäuschen Sie mich nicht!«
Es klickte in der Leitung. Joyce Heartfield hatte aufgelegt. Ich warf den Hörer auf die Gabel zurück und teilte Phil mit, was das Girl gesagt hatte. »Du mußt sofort hinfahren«, meinte Phil.
***
Irgendwie war ich erleichtert, als Joyce mir die Haustür öffnete und mich einließ. »Wo ist der
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