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Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island

Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island

Titel: Jerry Cotton - 0528 - Ich gegen die Bestie von Long Island Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu und kletterte daran in die Höhe.
    Von oben bot sich mir der bessere Überblick.
    Unterhalb des Daches führte rings um den Fabrikationsraum eine schmale Galerie, die als Zugang zu den Kränen diente. Diese aus Stahlblech gefertigte Konstruktion war offenbar seit Monaten nicht mehr benutzt worden. Sie war mit einer mehr als fingerdicken Schmutzschicht bedeckt.
    Es war leicht, sich auf dieser weichen Unterlage völlig lautlos vorwärts zu bewegen, obwohl es angesichts der lauten Kreissäge kein wirkliches Geräuschproblem gab. Unter mir lag die Werkstatt, ich konnte jeden Winkel aus der Vogelperspektive betrachten, aber nur wenige von ihnen mit meinen Blicken ganz durchdringen.
    Ich hielt nach Hinterausgängen Ausschau, sah aber keinen. Shafton mußte sich noch in dem Raum befinden. Er hatte sich gewiß irgendwo zwischen den Bretterstapeln versteckt, oder er hatte es vorgezogen, unter eine der vielen Werkbänke zu kriechen.
    Ich setzte meinen Weg fort, sehr langsam und vorsichtig, denn ich hatte keine Lust, mich Shafton als Schießscheibe anzubieten.
    Ich stoppte genau in der Höhe eines Kranes, weil ich vor mir in der dicken Sägemehlschicht deutliche Fußspuren gewahrte. Sie waren frisch, aber natürlich stand keineswegs fest, daß sie von Shafton stammten.
    Ich blieb stehen. Genau unter mir heulte die Kreissäge wie besessen. Der feine Staub, der dabei aufgewirbelt wurde, ließ mich blinzeln.
    Instinktiv hob ich den Kopf. Genau in diesem Moment traf mich eine Handvoll Sägemehl mitten ins Gesicht. Es war, als hätte ich eine Ladung Pfeffer in die Augen bekommen. Ich konnte nichts mehr sehen.
    Im nächsten Augenblick erhielt ich einen mit voller Wucht geführten Stoß vor die Brust. Ich feuerte blindlings in die Richtung, aus der der Angriff kam, konnte aber nicht vermeiden, daß ich das Gleichgewicht verlor und vergeblich mit der linken Hand nach dem Geländer griff.
    Ich stürzte in die Tiefe.
    Es war keine Zeit, mich während des Sturzes an die Lehren zu erinnern, die man mir während der kurzen Ausbildung als Fallschirmspringer beigebracht hatte, aber mein Körper reagierte ganz intuitiv und stellte sich auf einen harten Aufschlag und ein möglichst elegantes Abrollen ein.
    Das Geräusch der Säge schoß auf mich zu, gierig und schrill, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, zu einer Landung' auf dem kreischenden, messerscharfen Sägeblatt verdammt zu sein.
    Ich krachte statt dessen auf ein Brett, das sich auf dieses rotierende Sägeblatt zuschob, und blieb wie betäubt liegen. Ich konnte nichts sehen, mein Orientierungssinn war durch den wirbelnden Sturz durcheinandergekommen, und es bestand die Gefahr, daß ich mich bei einer Reflexbewegung direkt auf die tödliche Scheibe zubewegte, statt mich von ihr zu entfernen.
    Ich rollte mich zur Seite und landete weich auf einem Berg von Sägemehl. Ich öffnete die Augen, aber es fiel mir noch immer schwer, die Einzelheiten meiner Umgebung zu erkennen.
    Der Arbeiter hatte sich erst jetzt von seinem Schock erholt. Er stellte die Säge ab. Mit einem schnurrenden wehleidigen Ton lief sie aus.
    In diesem Moment krachte ein Schuß, danji noch einer und noch einer. Die neben mir einschlagenden Kugeln ließen kleine Staubfontänen aufsteigen. Ich spürte einen leichten, fast zärtlichen Schlag am Oberarm. Feuchtigkeit sickerte warm in den Stoff meines Oberhemdes.
    Ich jumpte hoch und zwang mich dazu, die brennenden und tränenden Augen offenzuhalten. Ich konnte den getroffenen Arm bewegen. Es war nur ein Streifschuß.
    Shafton hatte noch eine Kugel in der Pistole. Er konnte es sich nicht leisten, sie zu vergeuden. Wenn er es nicht schaffte, mit dieser letzten Patrone zu treffen, hatte er ausgespielt.
    Er stand oben auf der Galerie, schwer atmend und mit verkniffenem Gesicht.
    Ich sah, was sich ereignet hatte. Shafton war von der anderen Seite des Raumes auf die Galerie geklettert. Er hatte sich an der Dachverstrebung hochgezogen und gewartet, bis ich genau unter ihm gewesen war. Er hatte mir eine Handvoll Staub ins Gesicht geschleudert und dann, wie ein Affe mit beiden Händen an der Verstrebung hängend, mit vollem Schwung seine Füße gegen meine Brust geschmettert.
    Der Arbeiter fand seine Stimme wieder. »He, was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?« schrie er mit heiserer Stimme.
    »Nur die Ruhe, Alter!« sagte Shafton. »Nimm die Flossen hoch und rühr dich nicht! Sonst muß sich dein Boß nach einem anderen Sägemeister Umsehen.«
    Ich konnte nicht

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