Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit
kleineren Pannen abgesehen, nach Wunsch verlaufen. Auf Mr. und Mrs. Gardener würde man allerdings bei der Trauungszeremonie verzichten müssen. Sie waren zu gefährlich geworden, und Gibson hatte sich im letzten Moment entschlossen, die beiden alten Leute aus dem Wege räumen zu lassen.
Berufsmäßige Trauzeugen gab es in Glemour Hill in ausreichender Zahl. Trotzdem wäre es schöner gewesen, wenn gleichsam als Vertreter der Familie die beiden Alten aufgekreuzt wären. Die Gardener-Pässe hatten eine Menge Geld gekostet.
Gibson hatte bereits die letzten Häuser des Ortes erreicht. Er bog auf einen Weg ein, der zu einem neuer bauten Bungalow führte. Der hypermoderne Flachbau lag an einem kleinen Weiher, hinter einem Wald verborgen. Ein idealer Schlupfwinkel und ein ideales Liebesnest.
Leise rollte der Wagen vor die Einfahrt.
Willenlos ließ sich Evelyn von Gibson in das Haus führen. Ihre Widerstandskraft war gebrochen.
Auch als sie Jo Lemmy erkannte, der sie in der Diele mit einer spöttischen Verbeugung begrüßte, zeigte sie keinerlei Reaktion.
»Alles vorbereitet, Jo?« fragte Gibson kurz.
Jo Lemmy nickte nur und öffnete eine Tür zu seiner Rechten. Dahinter lag ein geschmackvoll eingerichtetes Damenzimmer. Alles war vorhanden, was sich eine junge Dame nur wünschen konnte.
»Sie können sich jetzt etwas ausruhen«, sagte Gibson. »Gegen zehn Uhr kommt der Notar.«
Evelyn nickte schweigend. Sie registrierte die Worte, ohne zu protestieren.
»Ich brauche noch Ihre Papiere, Miß Gardener. Es sind bestimmte Formalitäten zu erfüllen.«
Evelyn öffnete den Koffer und gab sie ihm.
Dann war sie endlich allein. Mehr stolpernd als gehend erreichte sie die Couch. Fast augenblicklich war sie eingeschlafen.
***
»Dreh dich nicht um«, sagte ich zu Phil. »Ich glaube, wir haben einen Schatten.«
Völlig ruhig schritt Phil durch das Empfangsgebäude des Flugplatzes Cleveland dem Ausgang zu.
»Meinst du die komische Frau, die mit uns von New York hierher geflogen ist?«
»Ja, eine seltene Type. Ich habe mich eben bei der Stewardeß erkundigt. Es ist eine Mexikanerin, Oliva Gonzales.«
»Mir ist nur aufgefallen, daß sie während des ganzen Fluges kein Wort gesprochen hat«, ergänzte Phil, als wir den Vorplatz überquerten und nach einem Taxi Ausschau hielten. »Wo ist sie übrigens jetzt?«
Ich stellte meine Tasche ab und begann, an meinen Schuhen herumzubasteln.
Die Frau war verschwunden, obwohl sie eben noch hinter uns gewesen war. Ich hatte auch nicht beobachtet, daß sie ein Auto genommen hatte.
»Weg«, stellte ich lakonisch fest.
»Und das gefällt dir nicht, mein Alter. Du behältst die Leute lieber im Auge, die sich für uns interessieren«, griente Phil.
Wir fuhren mit einem Taxi in die City. Die FBI-Außenstelle Cleveland war von Mr. High unterrichtet worden. Ein Wagen stand für uns vor der Union-Bank bereit. Den Schlüssel und die Papiere sollten wir am Schalter der Bank abholen.
Mr. High hatte sich für diese Vorsichtsmaßnahmen entschieden, weil die Organisation der Gangster bisher so reibungslos gearbeitet hatte, daß wir vermuten mußten, überwacht zu werden.
Diese Señora Oliva Gonzales schien dazu zu gehören. Unsere Maßnahmen waren begründet.
Wir fanden den Wagen, es war ein unauffälliger Ford, auf Anhieb. Phil holte die Schlüssel, und wir fuhren los.
Wir hatten uns den Weg auf der Karte angesehen, es waren meistens Nebenstraßen, rund 120 Meilen bis Glemour Hill. Wenn wir Glück hatten, konnten wir es in zwei bis zweieinhalb Stunden schaffen.
Phil saß am Steuer, während ich die Karte studierte, die uns die Kollegen von Cleveland in den Wagen gelegt hatten.
Die Straße führte ungefähr zehn Meilen am Ufer des Erie-Sees entlang und bog dann nach Südwesten ab. Es war eine trostlose Gegend, Moor- und Heidelandschaft. Nur selten sahen wir eine Baumgruppe. Der Verkehr auf der Straße nahm mehr und mehr ab, je weiter wir uns von Cleveland entfernten.
Schließlich hörte er fast ganz auf. Ab und zu begegnete uns ein landwirtschaftliches Fahrzeug oder ein Milchwagen, der die Farmen abfuhr.
»Trostlds«, meinte Phil. »Das ist eine langweilige Gegend.«
Ich drehte mich um. Ungefähr im Abstand einer Meile sah ich seit etwa fünf Minuten eine gleichmäßige Staubwolke, die nicht näher kam, sich aber auch nicht von uns entfernte.
»Vielleicht wird das bald anders werden. Hinter uns fährt ein Wagen, der…«
»Ist mir auch schon aufgefallen«, unterbrach mich
Weitere Kostenlose Bücher