Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit
verbesserte ich ihn. »Öffnen Sie bitte.«
Doch er war viel zu aufgeregt. Außerdem mußte der innen steckende Schlüssel erst herausgestoßen werden.
Ich nahm ihm die Arbeit ab und öffnete selbst.
Wir traten in einen elegant eingerichteten Wohnraum. Im Zimmer brannten alle Lampen. Vor dem Fenster war eine Sesselgruppe angeordnet, ein runder Tisch, ein Clubsofa und drei Sessel.
Und an diesem Tisch saß das angebliche Ehepaar Gardener, George Preston Price und seine Haushälterin Emmy.
Prices Kopf ruhte seltsam verkrampft auf dem Tisch. Seine Rechte umklammerte ein leeres Portweinglas.
Emmy lag halb auf der Seite. Ihre Augen waren geschlossen. Sie stöhnte.
Mr. Green starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die seltsame Gruppe. Bevor er etwas sagen konnte, schloß ich die Tür.
Phil trat an Price heran. Er schob dessen Augenlid nach oben, fühlte nach dem Puls und sagte dann: »Er ist tot, Jerry.«
»Einen Arzt«, sagte ich zu Fred, und zu dem Geschäftsführer gewandt: »Sie haben doch einen Arzt im Hotel!«
»Ja… ja…«
Fred war schon draußen.
Phil und ich bemühten uns um die alte Frau. Ihr Atem ging kurz und stoßweise. Manchmal setzte er ganz aus.
Vorsichtig betteten wir sie auf das Sofa. Mehr konnten wir im Augenblick nicht tun.
Phil öffnete die Tür zum Nebenzimmer und untersuchte es flüchtig. Er kam zurück, als der Arzt mit Fred eintrat.
Doktor Hamilbury war schon über fünfzig. Er schien in seiner Praxis als Hotelarzt allerlei erlebt zu haben. Er stellte keine Fragen, sondern bemühte sich sofort um die Frau.
»Die Betten sind unberührt«, flüsterte mir Phil zu. »Davor stehen ein Koffer und eine Tasche. Beide noch nicht ausgepackt.«
Der Arzt hatte seine kurze Untersuchung beendet. Langsam richtete er sich auf. »Es ist vorbei«, sagte er. »'Hier kommt jede Hilfe zu spät. Sie werden die Mordkommission benachrichtigen müssen. Die beiden Personen sind vergiftet worden.«
»Aber die Frau atmete noch«, sagte ich.
»Nicht mehr. Es waren die letzten Sekunden.«
»Mordkommission!« flüsterte der Geschäftsführer entsetzt. »In unserem Hause!«
Phil telefonierte bereits mit der Bereitschaft Manhattan.
Der Arzt packte seine Instrumententasche ein.
»Können Sie mir sagen, welche Vergiftung vorliegt?« fragte ich ihn.
Er blickte mich groß an. »Das könnte ich, junger Mann, aber ich habe dazu keine Veranlassung. Ich möchte warten, bis die Polizei…«
»Entschuldigen Sie«, sagte ich mit einem kleinen Lächeln. »Ich bin Jerry Cotton, Special Agent des FBI, und das sind meine Kollegen Decker und Kinsey.« Ich zeigte ihm meine ID-Card.
Er sah sie sehr genau an. Dann sagte er kurz: »Blausäure. Der Mandelgeruch ist unverkennbar.«
***
Evelyn Gardener stand am Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Ein feiner Nieselregen hatte kleine Pfützen auf dem Asphalt gebildet. Die Straßenlaternen spiegelten sich darin.
Niemand war in der stillen Gegend zu sehen.
Die Uhr auf dem Kamin schlug viermal. Dann folgten zwei tiefe, volle Töne.
Im gleichen Augenblick kam ein Wagen mit abgeblendeten Lichtern die Straße herunter und hielt vor der Einfahrt der Gardener-Villa.
Wie unter einem hypnotischen Zwang nahm Evelyn den Koffer auf und ging durch die Verandatür in den Garten. Leise schloß sie das Tor auf und schlüpfte auf die Straße.
Die Tür neben dem Beifahrersitz öffnete sich geräuschlos.
»Steigen Sie ein, Miß Gardener. Ich freue mich, daß Sie pünktlich sind.«
Evelyn warf den Koffer achtlos auf den Rücksitz und setzte sich neben den Mann am Steuer.
Er wandte ihr das Gesicht zu. Da erkannte sie ihn.
»Mr. Gibson…«
Der Geschäftsführer des Golfclubs lächelte. »Mich haben Sie wohl nicht erwartet, Miß. Aber die Zeiten ändern sich. Ich bin nicht mehr der kleine Angestellte, den man herumkommandieren kann. Jetzt bin ich es, der die Befehle gibt.« Sein Grinsen wurde teuflisch. »Und wenn ich sage, Miß Gardener, Sie heiraten — dann werden Sie heiraten!«
Evelyn rückte so weit wie möglich von ihm ab. Alles in ihr wehrte sich gegen diesen Mann. Und ihn sollte sie heiraten?
Gibson fuhr an. Weichfedernd beschrieb der schwere Wagen einen Bogen. »Wir haben einen weiten Weg vor uns, Evelyn. Es wäre gut für Sie, wenn Sie recht freundlich zu mir sind.« Er versuchte den rechten Arm um ihre Schulter zu legen.
Evelyn machte sich mit einer schnellen Bewegung frei. »Nennen Sie mich nicht Evelyn«, sagte sie kalt. »Für Sie bin ich immer noch Miß
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