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Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner

Titel: Jerry Cotton - 0530 - Mein grausamster Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
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letzte Stück Schinken in den Mund, spülte mit Kaffee nach und griff in die Tasche, um mir die erste Zigarette dieses Tages anzuzünden. Ich fand ein zerdrücktes Camel-Päekchen. Zwei Glimmstengel waren noch darin.
    Jetzt öffnete sich die Restauranttür, und der Gast kam herein. Mit einem schnellen Blick erfaßte ich ihn. Er war etwa fünfzig, groß und stark, nicht fett, aber mit ansehnlichem Bauch versehen. Die Haut war dunkel gebräunt. Ein energisches Kinn schob sich über den Kragen. Von dem dünnlippigen Mund sah man nicht viel. Er lag im Schatten einer knochigen Adlernase. Der Mann hatte schwarze stechende Augen, buschige Brauen und dunkles lockiges Haar. Vor zwanzig Jahren mußte er der Traum vieler Frauen gewesen sein. Jetzt wirkte er wie ein harter Zyniker, der sich mit seinem Diabetes abgefunden hat. Der Mann steckte in einem schwarzen Anzug mit weißen Nadelstreifen. Der Anzug sah nach 800 Dollar aus, war aber ungebügelt, hatte Lehmflecke an den Aufschlägen und Saucentupfer auf dem Revers. Am linken Ärmel fehlten zwei Knöpfe. An der Brust baumelte einer am langen Faden so lose, daß ich versucht war, dem Mann zu empfehlen, er sollte ihn abreißen und einstecken.
    Ich ließ mein Feuerzeug aufschnappen und zündete die Camel an. Dann starrte ich, an dem Gast nicht weiter interessiert, zum Fenster hinaus.
    Der Mann war an der Tür stehengeblieben. Er musterte die Einrichtung, als wolle er sie kaufen. Ich merkte, daß sein Blick an mir hängen blieb. Ich spürte die stechenden Augen, als werde mein Gesicht von einem kalten Hauch getroffen.
    Irma kam aus der Küche.
    Ich drehte den Kopf.
    Meine Kusine stand auf der Schwelle, den Mund geöffnet, um den Gast zu begrüßen. Aber sein Anblick schien sie zu lähmen. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Das rassige braune Gesicht wurde innerhalb von Sekunden fahl. Ich sah, daß ihre Hände zitterten.
    Hoppla, dachte ich, da ist nicht irgendwer gekommen. Ich äugte wieder zu dem Mann hinüber und stellte fest, daß er lockeren Schrittes auf mich zukam. Dabei musterte er mich eingehend. Auch als ich ihn böse anstarrte, zuckten seine Lider nicht — und die Augen blieben kalt und hart wie schwarze Diamanten.
    Mit der Selbstverständlichkeit eines Feudalherren, der den miesesten seiner ausgebeuteten Untertanen hat rufen lassen, ließ sich der Mann an meinem Tisch nieder. Mir gegenüber, wobei er sich den Stuhl mit einem Tritt zurechtschob. Dann saß der Bursche, stützte die Ellbogen auf das weiße Tischtuch, begann die Fältchen rings um meine Augen zu zählen, griff in die Tasche, holte eine goldene Zigarettenspitze hervor und ein Päckchen Lucky Strike. Er tat das alles, ohne daß sein Blick meine Augen losließ.
    Ich fühlte, wie es langsam in mir zu kochen begann. Aber mein Gesicht blieb kalt. Ich bohrte meinen Blick in seine Augen. Wir saßen so nahe beieinander, daß ich mich in seinen Pupillen sehen konnte.
    Jetzt stak die Zigarette in der goldenen Spitze, und ihr weißes Elfenbeinende klemmte zwischen den Rändern der Mundkerbe.
    »Feuer!« sagte er. Nicht drohend, aber befehlsgewohnt.
    »Können Sie haben«, sagte ich. »Und zwar werde ich es Ihnen unter dem Allerwertesten anzünden, wenn Sie nicht bald erklären, wie ich Ihr lümmelhaftes Benehmen verstehen darf.«
    Es beeindruckte ihn überhaupt nicht. Er griff nach meinem Tausendzünder, der noch auf dem Tisch lag, setzte seine Lucky Strike in Brand, und blies etwas Rauch in die Luft.
    »Womit verdienen Sie Ihr Geld?« Er sprach hart und kurz. Die Worte wirkten abgehackt.
    »Ende Dezember arbeite ich als Weihnachtsmann«, sagte ich, »im Frühjahr als Osterhase. Während der übrigen Zeit verprügele ich Leute wie Sie.«
    Er wandte den Kopf und blickte zu Irma, die wie angewurzelt hinter der Theke stand. Er hob die Hand und machte eine wischende Bewegung, als verscheuche er ein lästiges Insekt. Und Irma — ich traute meinen Augen nicht — reagierte sofort. Sie machte kehrt und verschwand in der Küche.
    Ich rauchte langsam weiter. Dann sagte ich: »Weshalb sind Sie hierher gekommen, Mr. Kider?«
    »Ich will mit Ihnen reden.«
    »Warum?«
    »Sie interessieren mich. Ich sammle Menschen. Sie fehlen in meiner Sammlung.«
    »Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tue, krieche ich gern in Ihre Botanisiertrommel. Sie müssen mir nur versprechen, mich vor dem Aufspießen zu betäuben, damit ich nicht zu sehr leide, wenn sie mich unter Glas zu anderen Faltern stecken.«
    »Ich sammle lebende Menschen. Leute,

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