Jerry Cotton - 0532 - Der tote Boss gab die Befehle
Mann blieb bei seiner Meinung. Ich bekam nichts aus ihm heraus. Als ich ging, formte ich die Worte so langsam, wie ich es vorhin bei Smitty gesehen hatte.
»Ich komme wieder, Mr. Marks. Und ich bringe Ihnen jemanden mit. Vielleicht werden Sie dann Ihre Meinung ändern.«
Er zuckte nur die Schultern und wandte sich ab. Für ihn war die Unterredung beendet.
***
Franklin Cook hatte sich wieder gemeldet. Er wollte sich mit Phil und mir in einer Bar treffen, die sich ,Crocodil‘ nannte. Sie befand sich in der 38. Straße Ost, ganz in der Nähe des Hotels St. Clair.
Wir stellten den Jaguar auf dem Parkplatz der Firma Franklin Simon and Co. ab und gingen die wenigen Schritte bis zur Bar zu Fuß.
Phil und ich hatten schon viele Bars besucht, auch sehr exklusive. Das ,Croc‘ schoß allerdings den Vogel ab. Wir wurden gleich von zwei Geschäftsführern empfangen. Sie musterten uns, als ob wir um ein Almosen für einen Wohltätigkeitsbasar bitten wollten. Erst als ich sagte, daß wir mit Mr. Cook verabredet seien, wurden sie höflicher.
Sie führten uns durch einen teppichbelegten Vorraum in ein kleines Hinterzimmer, das der Hochfinanz gelegentlich als Konferenzraum dienen mochte.
»Dürfen wir Ihnen etwas bringen«, sagte der eine. »Mr. Cook wird gleich hier sein.«
Wir bestellten einen Bourbon. Wenige Augenblicke später brachte ein Keilner die bestellten Drinks. Kaum hatte er den Raum wieder verlassen, als Franklin Cook hereintänzelte.
»Hallo, Cotton! Hallo, Decker!« begrüßte er uns aufgeräumt. Mir kam es allerdings so vor, als ob er nicht so sicher war, wie er sich gab.
»Ich sehe, Sie haben schon bestellt. Geht natürlich auf Rechnung des CIA.« Er lachte meckernd. »Mein Verein ist bei der Spesenabrechnung bedeutend großzügiger als das FBI.«
»Kommen wir zur Sache«, sagte ich freundlich. »Was haben Sie inzwischen herausgefunden?«
»Ich?« Er schien überrascht zu sein. »Sind Sie hergekommen, um von mir Neuigkeiten zu hören?«
»Allerdings.«
»Da muß ich Sie enttäuschen. Ich kann Ihnen nichts sagen.«
Phil machte Anstalten aufzustehen. »Bleiben Sie sitzen«, sagte Cook hastig. »Wir wollen unsere Erfahrungen austauschen…«
»Bitte«, sagte ich. »Fangen Sie an!«
»Also«, begann er und lehnte sich in seinem Sessel gewichtig zurück. »Ich glaube, wir können den Fall zu den Akten legen. Die Auffindung des Waffenlagers in St. Johns zieht sozusagen einen Schlußstrich unter die Sache. Ich bin dem Fall noch einmal in allen Einzelheiten nachgegangen. Tom Wane ist tot, seine Organisation zerschlagen.«
Phil überließ mir die Verhandlungsführung. Wir hatten uns auf ein ganz bestimmtes Vorgehen geeinigt. Alles hing nun davon ab, ob Franklin Cook in die aufgestellte Falle ging. Er mußte den Eindruck gewinnen, daß wir ihm vollkommen vertrauten.
»Ich bin nicht ganz Ihrer Meinung, Cook«, sagte ich. »Unsere Ermittlungen hatten ein ganz anderes Ergebnis. Sie kennen doch die Akten des Falles Hounders?«
»Natürlich«, beeilte er sich zu versichern. Ich fragte ihn nicht, woher er sie kannte. Denn dann wäre er wohl in Verlegenheit gekommen. Ich vermied es auch, von seinem angeblichen Bruder Benjamin Cook zu sprechen. Er mußte bei Laune gehalten werden.
»Erinnern Sie sich an einen Mann namens Joey? Joey Marks?«
Cook zuckte zusammen. Er zündete sich eine Zigarette an, um seine Erregung zu verbergen.
»War das nicht der Schatzmeister der Wane-Gang?«
»Ja, ich glaube, so bezeichnete man ihn.« Ich rückte ganz nahe an Cook heran und dämpfte meine Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern. »Ganz im Vertrauen, Cook. Ich glaube, wir sind da an den Kern der Sache herangekommen.«
Phil hatte sich eisern in der Gewalt. Er saß stocksteif in seinem Sessel und mimte den Unbeteiligten, der das alles schon kannte.
Franklin Cook hielt es nicht mehr in seinem Sessel. Er sprang auf und lief im Zimmer herum. »Das ist toll, Cotton«, sagte er ehrlich begeistert. »Das ist einfach toll!«
»Es kommt noch besser«, fing ich wieder an. Dabei versuchte ich, meiner Stimme einen eitlen Unterton zu geben. Cook sollte denken, daß ich mich an meinem Erfolg berauschte und vor ihm protzen wollte.
»Wir haben den Vater von Joey Marks ausfindig gemacht. Und wir werden ihn noch heute abend besuchen.«
»Nein!« Es war ein Aufschrei.
»Doch, Cook. Noch heute soll der Wane-Hounders-Fall abgeschlossen werden. Wir treffen uns nachher mit dem Bruder des Mordverdächtigen, Bob Hounders. Er wird aus
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