Jerry Cotton - 0541 - Der Moerder kam im Thunderbird
nur ein kleiner Mord.«
Tooney blickte ihn entgeistert an. »Sind Sie wahnsinnig? Ich habe schon viel zuviel getan…«
»Nur weil Sie mußten, Tooney«, unterbrach ihn Quarre. »Ich habe inzwischen das Kanalsystem erkunden lassen. Wir haben einen direkten Zugang zu Ihren Kellern. Sie werden demnächst eine Sendung aufnehmen und aufbewahren, bis ich sie abholen lasse.«
»Waffen?«
»Was es ist, braucht Sie nicht zu interessieren. Ich gebe Ihnen Bescheid, wann die Ware geliefert wird. Und jetzt zu dem anderen.«
»Mit Mord will ich nichts zu tun haben«, wehrte sich der Wirt.
Quarre lächelte höhnisch. »Sind Sie sicher?«
»Ja.«
»Vielleicht erinnern Sie sich an Barness und Paul Alder, den G-man?«
»Damit habe ich nichts zu tun.«
»Doch, Tooney, ich weiß alles. Ich weiß auch, für wen Sie die Arbeit ausgeführt haben. Muß ich erst den Namen nennen?«
»Nein!« stieß Tooney hervor. »Sie haben mich in der Hand. Sie treiben mich immer tiefer hinein, bis… bis zum Ende.«
»Das Ende bestimmen Sie, Tooney. Sie brauchen nur zu tun, was ich von Ihnen verlange, und Sie werden noch lange leben.«
»Warum lassen Sie die Arbeit nicht von Ihren Leuten erledigen?«
Quarre sah ihn fast mitleidig an. »Wollen Sie mir Ratschläge erteilen? Sie übernehmen also, ich habe Sie doch richtig verstanden?«
»Ja.«
Quarre griff in die Tasche und holte einen zweiten Umschlag hervor. Er war bedeutend dicker als der erste. »Hier sind zehntausend Dollar. Wenn die Arbeit erledigt ist, bekommen Sie die gleiche Summe.«
Tooney steckte das Geld ein. »Und wer soll… liquidiert werden?«
»Der Name steht im Umschlag. Und ich bitte mir eine saubere Arbeit aus. Kein Stümperwerk wie bei Barness und Alder. Es darf keine Spuren geben, sonst…« Quarre ließ ungesagt, was sonst geschehen würde. Tooney konnte jedoch die Antwort von seinem Gesicht ablesen.
Quarre stand auf und verließ die Kneipe, ohne etwas getrunken zu haben. Er blickte sich nicht einmal um. Der Gedanke, Tooney könnte einen Schatten hinter ihm herschicken, kam ihm gar nicht.
Quarre war eine Macht in New York. Nur wenige wußten etwas von seiner Existenz. Und die versuchten gar nicht erst, ihn hereinzulegen.
***
Der Parkplatz war nicht bewacht, so daß Winslaw keine Gefahr lief, von dem Wächter später identifiziert zu werden. Er schlängelte sich in eine Lücke und stellte den Motor ab.
»Nur Ruhe jetzt«, murmelte er vor sich hin. »Ich darf keinen Fehler machen.« Zuerst wischte er das Steuerrad und alle Griffe ab, die er eventuell mit bloßen Händen angefaßt haben konnte. Dann stieg er aus, holte die Koffer aus dem Gepäckräum und schloß den Wagen ab.
Niemand beachtete ihn, als er den Parkplatz verließ und zu einem Taxiplatz ging.
»Zur Central Station!«
Der Fahrer nickte und fuhr los.
Eine halbe Stunde .später war alles erledigt. Winslaw verstaute die Koffer in einem Schließfach, löste eine Fahrkarte nach Chicago und eine nach Dallas, um jederzeit unabhängig den Fluchtort wählen zu können.
Bis zur 73. Straße nahm er wieder ein Taxi und ging die letzte Strecke bis zur Nummer 212 in der 74. Straße zu Fuß.
Eine Weile blieb er auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen. Alle Fenster in Samuel Flemings Räumen waren geschlossen. Winslaw nahm an, daß sich niemand mehr darin aufhielt.
Als der Portier einen Augenblick wegging, schlüpfte Winslaw durch die Haustür. Lautlos stieg er die Treppen hoch, bis er vor der Korridortür ankam. Er lauschte einen Augenblick. Als alles ruhig blieb, zog er das dicke Schlüsselbund aus der Tasche, das er dem toten Fleming abgenommen hatte.
Winslaw schloß auf und drückte die Tür hinter sich ins Schloß. In Flemings Räumlichkeiten kannte er sich aus. Er ging in das linke Zimmer, das Flemings Privatbüro war.
Über der fahrbaren Bar hing ein Bild. Es war nicht schön, dafür aber um so wuchtiger.
Winslaw lächelte befriedigt, als er es abnahm und dahinter die Stahltür des Tresors fand. Er hantierte mit dem Schlüsselbund, bis er den richtigen Schlüssel fand. Er steckte ihn ins Schloß.
Lautlos schwang die Tür zurück.
Seine Augen glänzten, als er die dicken Dollarpakete in den Manteltaschen verstaute. Wertpapiere ließ er liegen. Auch den Schmuck, den Fleming in einer silbernen Schatulle aufbewahrte.
Er verschloß den Tresor ordnungsgemäß und verließ die Wohnung. Als er auf die Straße trat — diesmal wählte er den Seitenausgang —, sah er zwei Männer, die sich
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