Jerry Cotton - 0541 - Der Moerder kam im Thunderbird
angelegentlich mit den letzten Baseball-Ergebnissen in einem Schaukasten beschäftigten.
Wie Kriminalbeamte wirkten sie nicht. Winslaw setzte beruhigt seinen Weg fort.
In diesem Moment ahnte er noch nicht, daß man von zwei Seiten Jagd auf ihn machte.
***
Aldous Petrone schrie nicht und schlug auch nicht um sich wie ein Wahnsinniger, als zwei Männer plötzlich neben seinem Sessel auftauchten.
Er hatte sie nicht kommen hören, weil er über einem Hochfrequenzproblem brütete, das ihn schon seit ein paar Stunden beschäftigte.
Aldous Petrone war müde und völlig kraftlos. Er fragte nicht einmal, wo sie herkamen und was sie von ihm wollten.
Er blickte sie nur aus traurigen Augen an. Er war ein Mensch, der sich in sein Schicksal ergab. Seit der Sache mit Mike Barness war seine letzte, Widerstandskraft gebrochen.
Die beiden Männer — einer davon war Pit, der Indianer — legten ihm ihre Pranken auf die Schultern.
»Wenn Sie sich ruhig verhalten, geschieht Ihnen nichts«, zischte Pit. »Wir sollen Sie nur abholen. Weiter nichts.«
»Abholen?« wiederholte Petrone fragend. »Wohin?«
»Sie stellen besser keine Fragen«, antwortete der andere, »sondern tun nur das, was wir Ihnen sagen.« Zur Bekräftigung seiner Worte zeigte er ihm ein Klappmesser, dessen Spitze er einmal über Petrones Hals tanzen ließ. »Dauert es lange?«
Die Männer blickten sich an und grinsten. »Er will wissen, ob es lange dauert? Sie sind ein Spaßvogel, Mr. Petrone«, sagte Pit. »Wir bringen Sie nicht zu ’ner Party.«
Der andere riß ihn brutal in die Höhe. »Los jetzt, Alter! Wir können uns mit dir nicht solange aufhalten. Und keine Mätzchen, wenn wir auf die Straße kommen.« Er hielt ihm noch einmal das Messer an den Hals.
Aldous Petrone war überzeugt, daß der Mann sofort zustoßen würde, wenn er nicht das tat, was sie von ihm verlangten. Seine Knie zitterten, als er zwischen den beiden Männern die Wohnung verließ.
Im Flur begegnete ihnen die Wirtin. »Nanu, Mr. Petrone«, sagte sie erstaunt. »Wollen Sie noch mal weg? Es ist doch schon spät.«
Petrone spürte den Druck des Messers in seiner Hüfte. Er lächelte schwach. »Die beiden Gentlemen holen mich ab. Ich muß noch mal in den Betrieb.«
Mrs. Kourdres schüttelte den Kopf. »Stimmt was nicht, Mr. Petrone?« Sie war durch das seltsame Verhalten ihres langjährigen Mieters mißtrauisch geworden.
»Doch, doch, es ist alles in Ordnung. Auf Wiedersehen, Mrs. Kourdres.«
Sie blickte den Männern nach, die mit dem alten Mann die Treppe hinunterstiegen. Ihr fiel auf, daß sich Mr. Petrone kaum auf den Füßen halten konnte. Sie dachte an die Affäre mit dem toten Barness, an die merkwürdigen Umstände, unter denen er in die Wohnung gelangt war. Und da Mrs. Kourdres eine Frau war, die mit beiden Beinen im Leben stand, machte sie sich ihren Vers darauf.
Schnell rannte sie zum Schlafzimmerfenster, von dem aus sie die Straße übersehen konnte.
Die Männer kamen gerade aus der Haustür und gingen auf einen Wagen zu, der dicht neben der Straßenlaterne parkte. Die Nummer war deutlich zu erkennen. Mrs. Kourdres schrieb sie auf.
Sie beobachtete auch, daß ein dritter Mann am Steuer saß. Er gab sofort Gas, als die anderen Platz genommen hatten. Und da Mr. Petrone noch nie von einem Firmenwagen abgeholt worden war, wenn er dringend gebraucht wurde, zog Mrs. Kourdres den einzig möglichen Schluß: Irgend etwas stimmte nicht an der Sache.
Sie ging zum Telefon und rief Lexington 5-7700 an.
***
Wir waren vielleicht eine halbe Stunde im Distriktgebäude und hatten mit Mr. High gerade das weitere Vorgehen abgesprochen, als der Anruf von Mrs. Kourdres durchgeschaltet wurde.
Mir war sofort klar, daß Mr. Petrone nicht freiwillig mitgegangen sein konnte.
Phil blickte mich fragend an, als ich den Hörer aufiegte. Ei- hatte an der Zweitmuschel mitgehört.
»Kannst du dir einen Vers darauf machen?«
»Noch nicht. Das spielt aber jm Augenblick keine Rolle. Kümmere du dich bitte um Fleming und Winslaw. Ich fahre zu Mrs. Kourdres.«
Phil war sehr nachdenklich gewor den. »Der Fall Paul Alder scheint sich auszuweiten. Da mischt jemand mit, von dem wir bisher keine Ahnung hatten.«
»So sieht es aus«, erwiderte ich. »Jedenfalls dürfen wir keine Zeit verlieren. Vielleicht ist es am besten, wenn du zuerst zu Fleming fährst. Nimm für alle Fälle einen Haussuchungsbefehl mit. Ich glaube nicht, daß du den Wohnungsinhaber antriffst.«
»Und Winslaw?«
»Die Fahndung
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