Jerry Cotton - 0541 - Der Moerder kam im Thunderbird
Auswahl, Mister!«
Phil stieg aus.
»Beeil dich!« rief ich ihm nach.
Er wartete, bis der Mann den Reifen beiseite gelegt hatte und sagte: »Drei Päckchen, bitte.«
Er ging hinter dem Besitzer in die mit Glas verkleidete Kabine. Als der Mann die Kasse aufzog, um das Wechselgeld herauszugeben, sah Phil fünf neue Fünfziger im Fach liegen.
»Ihre Geschäfte scheinen nicht schlecht zu gehen«, sagte Phil mit einem Blick auf das Geld. »Ist es nicht leichtsinnig, die Scheine hier aufzubewahren?«
Der Mann lachte. »Ich habe vorhin ein unerwartetes Geschäft gemacht. Ein Fremder hat mir meinen alten Pontiac abgekauft und…«
»Kam der Fremde zu Fuß?«
»Ja«, antwortete der Tankstellenbesitzer erstaunt.
Phil winkte mich heran.
»Was gibt es denn? Bist du dir nicht klar, welche Sorte du nehmen sollst?« Ich war bissig, weil die Zigarettenauswahl so lange dauerte.
»Können Sie uns den Mann beschreiben?« fragte ich.
»Was soll das? Sie kommen hierher, fragen mich nach einem Thunderbird, den ich nie gesehen habe, wollen dann angeblich Zigaretten kaufen, interessieren sich in verdächtiger Weise für das Geld in meiner Ladenkasse und…«
Ich stoppte den Redefluß, indem ich meinen Ausweis auf den Tisch legte. »Zufrieden, Mr…«
»Müller, Edward Müller«, stellte er sich vor. »FBI?« sagte er dann. »Hat das mit dem Mann zu tun, der vorhin den Pontiac kaufte?«
»Durchaus möglich. Wie sah er aus? Hatte er Gepäck bei sich? Wirkte er nervös?«
»Das sind viele Fragen auf einmal. Also, es war ein gutaussehender Mann. Vielleicht vierzig Jahre dlt, elegant angezogen Er hatte eine Aktenlasche anbei, sonst nichts.«
»Und was sagte er, warum er den Pontiac kaufen wollte?«
»Er hätte sich mit einem Freund treffen wollen, und der wäre nicht gekommen. Die Sache interessierte mich nicht weiter.«
»Sie haben natürlich auch nicht seinen Namen?«
»Nein, er wollte nicht mal ’ne Quittung für sein Geld. Er hatte es sehr eilig.«
»Würden Sie ihn wiedererkennen?«
»Sofort.«
»Ist er gleich auf den Highway gefahren?«
»Nein, jetzt, wo Sie mich danach fragen, fällt es mir erst auf. Er machte einen Umweg, er fuhr ein Stück die Landstraße entlang.«
»Ruf in New York an«, sagte ich zu Phil. »Versuch bitte, Aldous Petrone zu erreichen. Wir brauchen ein Bild von Alfred Winslaw.«
»Was willst du denn damit?«
»Und dann soll sich jemand um Samuel Fleming kümmern, wenn er noch da ist.«
Phil begriff anscheinend nicht, worauf ich hinauswollte. »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte ich und lief zu meinem Wagen. Ich wendete und fuhr den Weg entlang, den auch der Mann mit dem Pontiac genommen hatte. Als ich die Feldscheune entdeckte, fuhr ich darauf los.
Der Thunderbird stand an der Hinterseite. Ohne Zweifel war es der Unfallwagen. Kotflügel und Scheinwerfer bewiesen es.
Ich untersuchte ihn flüchtig, konnte jedoch zunächst nichts entdecken, was irgendeinen Hinweis auf den Fahrer gegeben hätte. Dafür entdeckte ich im Handschuhfach die Zulassungskarte, die im allgemeinen an der Windschutzscheibe befestigt wird. Sie lautete auf Samuel Fleming.
Der Kreis wurde enger. Entweder war der Tote Winslaw und Fleming. Und so lautete auch meine Theorie, die ich aufgestellt hatte.
Winslaw und Fleming! Das schienen die Schlüsselfiguren zu sein. Beide Namen waren auch mehrmals in Paul Alders Notizbuch aufgetaucht. Möglicherweise war es die Kenntnis dieser beiden Namen, die Paul Alder den Tod gebracht hatte.
Ich fuhr zur Tankstelle zurück. »Den Wagen habe ich gefunden. Er steht dort hinter der Scheune und gehört Samuel Fleming. Was hast du erreicht, Phil?«
»So gut wie nichts. Ich weiß lediglich, daß weder Aldous Petrone noch Samuel Fleming in ihren Wohnungen zu erreichen sind.«
Ich spielte mit der Schnur des Telefonhörers. »Was schlägst du vor, Phil? Sollen wir die Jagd abbrechen und uns lieber um Samuel Fleming und Petrone kümmern?«
»Du vergißt Winslaw.«
Ich schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Fleming oder Winslaw — einer von beiden saß im Thunderbird und jetzt im Pontiac Mr. Müllers. Ich wette mit dir, daß er den Wagen inzwischen längst wieder gewechselt hat. Wir müssen nach beiden die Fahndung einleiten.«
»Schon geschehen, mein Alter. Als Fleming nicht zu erreichen war, habe ich zwei und zwei zusammengezählt.« Wir bezahlten die Gespräche, bedankten uns bei dem Tankstellenbesitzer und fuhren nach New York zurück.
Der Streifenpolizist baute sich vor ihm auf.
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