Jerry Cotton - 0544 - Atombomben gegen Manhattan
darunter? Sie verlangen von mir eine strafbare Handlung. Wissen Sie, was ich damit riskiere?«
Linda sagte kühl: »Sie sind Detektiv. Ich setze voraus, daß Sie clever genug sind, eine solche Sache lupenrein über die Bühne gehen zu lassen. Wenn Sie dazu nicht imstande sind, bin ich an der falschen Adresse.«
»Ich möchte Ihnen ja gern helfen«, versicherte Flint rasch, »aber Sie müssen meine Bedenken verstehen!«
»Lassen sie sich mit zehntausend Dollar ausräumen?« fragte das Girl.
Flint kippte den Inhalt seines Glases hinab. Die genannte Summe brannte schärfer in seinem Inneren als der Whisky. »Zehntausend?« echote er verblüfft. »Woher wollen Sie das Geld nehmen?«
»Ich besitze eigenes Vermögen«, meinte das Girl, öffnete die Handtasche und entnahm ihr ein flaches Päckchen. »Das sind Fünftausend… die Anzahlung.«
Flints Augen drohten aus ihren Höhlungen zu kullern. »Okay, okay… aber was soll das Ganze?« fragte er heiser.
»Sie fragen zuviel. Na ja, das gehört zu Ihrem Beruf. Ich will versuchen, Ihnen meine Beweggründe zu erklären. Mein Vater ist strikt dagegen, daß ich Schauspielerin werde. Er hat mir gedroht, mich zu enterben, wenn ich gegen seinen Willen zur Bühne gehe. Das möchte ich nicht herausfordern — immerhin geht es dabei um rund dreißig Millionen Dollar!«
Flint füllte mit zitternder Hand sein Glas nach. Von Summen dieser Größenordnungen hatte er nicht einmal zu träumen gewagt.
»Einer Freundin von mir erging es zunächst ganz ähnlich«, fuhr Linda fort. »Die Familie stellte sich ihren Berufswünschen in den Weg. Da wurde meine Freundin in einen Unfall verwickelt. Sie entging nur sehr knapp dem Tode. Der Schock krempelte die Familie um. Sie begriff, daß es töricht gewesen war, einen jungen Menschen unglücklich zu machen, und sie erlaubte, daß meine Freundin Schauspielerin wurde.«
»Phantastisch!« meinte Flint. »Wenn ich Sie recht verstanden habe, wollen Sie durch einen Schock erreichen, daß Ihr Vater umfällt. Er soll so froh und glücklich sein, Sie lebend zurückzubekommen, daß er Ihnen alle Wünsche erfüllt.«
»Das ist der Grundgedanke«, nickte Linda.
»Es gibt keine Garantie dafür, daß Ihr Vater tatsächlich so reagieren wird.«
»Das braucht nicht Ihre Sorge zu sein. Sie sollen mich nur entführen, und zwar so, daß mein Vater Augenzeuge der Tat wird. Danach fordern Sie von ihm eine beliebige Summe… meinetwegen hunderttausend Dollar oder mehr…«
»Und?«
»Kein und. Sie holen das Geld nicht ab. Es kann und soll so aussehen, als befürchten Sie ein Eingreifen der Polizei. Nach einer Woche setzen Sie mich auf freien Fuß. Das ist alles.«
»Bis dahin wird das ganze Land Kopf stehen!«
»Das will ich hoffen«, sagte Linda. »Machen Sie mit?«
Flint starrte das vor ihm liegende Geld an. Er nickte. »Ich mache mit!«
***
»Ich habe viel Laufkundschaft«, meinte der Wirt. »Das ist nun mal so, wenn man seine Kneipe in der Nähe des Stadions hat. Ich bin sicher, daß der Mann heute zum erstenmal in meinem Lokal war.«
»Ist er allein gekommen?« fragte Lieutenant Swift.
»Nein, in Begleitung«, meinte einer der Gäste. »Er kam mit einem schlanken Mann herein.«
»Ist dieser Mann anwesend?«
»Nein, Sir«, antwortete der Sprecher, ein mittelgroßer stämmiger Mann mit einem roten verschwitzten Gesicht. »Er ist verschwunden.«
»Würden Sie ihn wiedererkennen?« fragte der Lieutenant. »Können Sie ihn beschreiben?«
»Nicht mit Sicherheit, Sir«, meinte der Mann zögernd. »Es gab für mich keinen Grund, ihn näher zu betrachten. Ich sah nur ganz zufällig die beiden zur Tür hereinkommen.«
»Hat sonst noch jemand den dünnen Mann und seinen Begleiter beobachtet?« fragte Swift. Niemand antwortete.
»Es war knüppelvoll hier drinnen«, meinte der Wirt. »Während der Schlägerei sind ein paar Gäste abgehauen… ich kannte keinen davon.«
Der Polizeiarzt trat zu Swift. Dr. Hoogan war schmalgesichtig und knochig. Seine randlose Brille warf kalte Reflexe. »Es ist Mord, ganz eindeutig«, sagte er leise. »Hurst wurde erstochen. Der Täter muß anatomische Kenntnisse besitzen: Es ist nur sehr wenig Blut geflossen.«
Swift wandte sich an Phil. »Er wollte Sie umbringen, sagten Sie?«
»Nicht dieser Mann.«
»Aber Elmer Barry Hurst, nicht wahr? Weshalb wollte er Sie abservieren, G-man?«
»Wir waren damals einer Bande von Rauschgifthändlern auf der Spur. Hurst war der Boß. Er schlug zurück, als ich ihm das Handwerk zu
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