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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Bewegungen und der Gestalt Gebbias. Sie hatte Colons Butler nicht oft gesehen, aber sie glaubte nicht, daß er jemals fähig gewesen wäre, sich so zu bewegen wie der Mann auf dem Dach.
    Sie drückte die Zigarette aus, stützte die Ellbogen auf den Tisch und blickte so intensiv auf den Seidenschal, als könnte sie ihm auf diese Weise sein Geheimnis entreißen. Plötzlich senkte sie den Kopf und sog den Geruch ein, der von dem Stoff ausging. Es war nur ein schwacher Geruch nach Seide und vielleicht der Hauch eines herben Parfüms, wie es in Rasierwassern benutzt wird.
    Ein Gedanke durchzuckte Dianes Gehirn.
    »Warum bin ich nicht früher auf die Idee gekommen. Natürlich kann ich feststellen, ob dieser Seidenfetzen von Gebbia benutzt wurde«, sagte sie sich selbst.
    Mit einer heftigen Geste knüllte sie das Zeitungsblatt, auf dem der Schal lag, so zusammen, daß sie den Stoff in das Papier einwickelte, wenn auch auf eine sehr unordentliche Weise. Sie riß ihren Trenchcoat aus dem Schrank, stopfte Zeitung und Schal in die Tasche und verließ die Wohnung. Mit dem Lift fuhr sie in die Tiefgarage hinunter. Sie stieg in ihren Rambler und startete.
    Ihr Ziel war Paul Colons Bungalow. Sie fand das Einfahrtstor, das sonst immer offen gestanden hatte, verschlossen. Sie stieg aus und drückte den Klingelknopf.
    Colon fneldete sich über die Sprechanlage: »Wer ist dort?«
    Der Klang seiner Stimme verriet die schlechte Laune, in der er sich befand. »Ich bin es, Diane Jagg!«
    »Oh, Diane!« antwortete er erleichtert. »Ich fürchtete, es wäre wieder irgendein neugieriger und aufdringlicher Reporter. Kommen Sie herein, Diane!«
    »Ich kann nicht herein, Paul! Das Tor ist verschlossen.«
    »Richtig! Ich mußte es verschließen, um mir diese Journalisten vom Halse zu halten. Ich öffne Ihnen, Diane!« Die Detektivin ging zum Wagen zurück, aber Colon rief sie noch einmal über die Sprechanlage an. »Diane, befindet sich kein Zeitungsmann in der Nähe?«
    »Bestimmt nicht, Paul!«
    Sie klemmte sich hinter das Steuer des Rambler. Der Motor lief noch. Jenseits des Gittertores wurde die Haustür geöffnet. Diane hörte den Hund bellen. Paul Colon kam durch den Vorgarten. Er hielt den Hund an der Leine. Mit der freien Hand winkte er Diane zu. »Irgend etwas von Bedeutung?« rief er.
    Er hantierte am Schloß, öffnete es und zog die Torflügel auseinander. »Fahren Sie zum Haus! Wir können drinnen über alles sprechen.«
    Diane gab Gas und fuhr durch den Vorgarten bis vor das Haus. Im Rückspiegel sah sie, daß Colon das Tor wieder sorgfältig verschloß. Sie wartete vor der offenstehenden Haustür auf ihn.
    »Ich bin froh, daß Sie noch einmal gekommen sind, Diane!« sagte er. »Sie sind der erste nette Mensch, den ich heute zu Gesicht bekomme.« King, der Schäferhund, bellte das Mädchen wütend an. Colon mußte ihn an der Leine hart zurückzerren. »Gehen Sie vor, Diane! King, benimm dich nicht wie ein Wahnsinniger! Ich verstehe nicht, warum er Sie nicht leiden mag. Er müßte sich längst an Sie gewöhnt haben.« Er zog dem Hund mit dem Ende der Leine einen derben Schlag über das Fell. King heulte auf, duckte sich und blickte erschreckt zu seinem Herrn hoch.
    Diane betrat die Halle. Colon folgte und zog die Haustür ins Schloß. »Gehen Sie in den Wohnraum«, sagte er. »Ich werde King einsperren.«
    »Bitte, bringen Sie ihn mit! Ich werde nie Freundschaft mit ihm schließen können, wenn er jedesmal eingesperrt wird, wenn ich im Hause bin.«
    »Wie Sie wünschen! Ich fürchte nur, Sie werden mich nicht mehr sehr häufig besuchen. Ihre Aufgabe ist erfüllt, Diane, wenn auch auf andere Weise, als wir erwartet haben.«
    Die Detektivin warf den Trenchcoat, den sie bisher über dem Arm getragen hatte, auf einen Sessel. Sie ging bis zum Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Unten am Strand zeichnete sich mit schwachen phosphoreszierenden Leuchten die Brandung ab.
    »Warum sind Sie gekommen, Diane?« fragte der Mann.
    Sie drehte sich um, verschränkte die Arme und lachte, aber es klang unsicher. »Ich fühlte mich unruhig, Paul. Es schien mir einfach undenkbar, mich nach allem, was wir heute erlebt haben, einfach ins Bett zu legen. Ich bin sicher, ich hätte kein Auge schließen können.«
    »Glauben Sie, mir erginge es besser!« rief er. »Ich bin mit meinen Nerven am Ende.« Diane musterte ihn. Sein Gesicht schien ihr noch gedunsener als gewöhnlich. Die Augenränder waren rot und entzündet und die Farbe der Haut kalkig. Sie

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