Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord
Stunden nach den letzten Ereignissen. Er zog aus dem Stapel Papier, der — wie jeden Morgen — im Eingangskorb seines Schreibtisches lag, einen dünnen Packen heraus.
»Hier habe ich einen Auftrag für Sie, Jerry. Die City Police bittet uns um Unterstützung bei der Aufklärung einer Serie von Raubüberfällen auf Kraftfahrer, die…«
»Die Rotlicht-Sache«, unterbrach ich ihn, um ihm den Vortrag des mir inzwischen verteufelt genau bekannten Sachverhaltes zu ersparen.
»Können Sie Gedanken lesen?« wunderte er sich.
»Nein, aber Captain Baker und Lieutenant Ballister haben mich gestern abend gebeten, ihnen in dieser Sache zu helfen. Der schriftliche Antrag der City Police schmorte wohl einige Tage auf dem Dienstweg.«
Mr. High schaute schnell auf die verschiedenen Ein- und Ausgangsstempel. »Ja, sechs Tage!«
»Gestern abend ereignete sich wieder ein Überfall. Der Überfallene gab offensichtlich sein Geld nicht heraus und wurde erschossen«, begann ich und gab ihm einen genauen Bericht über alles, was sich inzwischen ereignet hatte.
»Heiße Spuren?« fragte der Chef zum Schluß.
»Robert Carmata, genannt Killer-Bob, war seit vier Wochen wie vom Erdboden verschwunden. Bei unseren V-Leuten war er völlig unbekannt. Der Reviercop aus dem Streifenwagen nannte uns die Adresse eines ehemaligen Komplicen von Carmata. Phil und ich fuhren heute früh um sechs Uhr hin und holten ihn aus dem Bett. Ich hatte den Eindruck, daß er ehrlich war, als er uns sagte, er wisse nichts weiter von Bob. Das einzige, was er gehört hab'e, sei, daß Killer-Bob sich einer Gang angeschlossen habe.«
»Der zweite Mann?« fragte Mr. High. »Ebenfalls anhand des Archivs bei der City Police identifiziert. Butcher, Vorname Ralph, vorbestraft wegen verschiedener Taschen- und Trickdiebstähle. Seit einiger Zeit nicht mehr aufgefallen. Nach Auskunft unserer V-Leute in Gangsterkreisen unbekannt. Es könne möglich sein, daß er sich einer neuen Gang angeschlossen habe. Sonst keine Hinweise über ihn.«
»Das ist sehr wenig«, gab Mr. High zu.
»Inzwischen haben wir aus der Verkleidung dev Fahrerhausdecke in dem überfallenen Lastwagen das für den Kraftfahrer Edward Grant tödliche Geschoß geborgen und den üblichen Untersuchungen unterzogen. Tatwaffe ist mit ziemlicher Sicherheit ein Webley-Fosbery 455er Automatikrevolver.«
»Das ist eine Spur. Diese Waffen gibt es nicht sehr häufig. In Fachkreisen müßte es sich herumgesprochen haben, wer eine solche Kanone benutzt«, überlegte der Chef laut.
»Ich hoffe, daß wir Hinweise bekommen«, pflichtete ich ihm bei. »Außerdem haben wir das Telefongespräch mit dem Mann, der mich auf das Trümmergrundstück bestellte, auf Tonband. Ich habe inzwischen veranlaßt, daß ein Stimmabdruck gemacht wurde. Die Kurve liegt bei den Akten. Wenn wir einen Verdächtigen haben, können wir ihn dadurch überführen.«
»Wenn!« nickte der Chef. »Wie wollen Sie weitermachen?«
Ich wollte antworten, aber es klopfte an der Tür. Es war Phil. Er brachte seinen Bericht über den Mann, den es nicht gibt und den es doch gibt. Das hörte sich spannend an, aber ich war natürlich nicht dazu gekommen, mir von Phil das Rätsel aufklären zu lassen. Aber jetzt würde ich es sicher erfahren, denn der Chef verlangt gewohnheitsgemäß zu jedem abgelieferten Bericht eine mündliche Schnellinformation.
Er nahm Phil den Bericht aus der Hand. »Ist es so wichtig, daß wir uns jetzt damit befassen müssen?«
»Nein«, sagte Phil im Brustton der Überzeugung. .
Der Chef schaute mich wieder an, während er Phils Bericht von dem Mann, den es nicht gibt, auf den Aktenstapel legte. Ich kam mir vor wie ein Mann, dem beim Fernsehen fünf Minuten vor dem Ende eines Hitchcockfilms die Bildröhre platzt. Ich seufzte abgrundtief und stand auf, ging zu Mr. Highs inzwischen filmbekanntem riesigen Stadtplan und umriß mit der Hand ein ziemlich enges Gebiet von Downtown Manhattan. »Alle Rotlicht-Überfälle haben sich, mit einer Ausnahme in Harlem, in diesem Gebiet abgespielt. Hier müssen wir einhaken.«
»Wie?« fragten Mr. High und Phil wie aus einem Munde.
»Ich habe eine Idee«, verkündete ich.
***
»Wie spät ist es? Meine Mistuhr geht mal wieder nach dem Mond!« Der Mann im blauen Overall schüttelte heftig seinen linken Arm und legte dann die so geschmähte Uhr ans Ohr.
»Fünf nach fünf«, sagte der spindeldürre und baumlange Wirt hinter der Theke.
»Thanks!« knautschte der Overallträger in seinem New
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