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Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord

Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord

Titel: Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Yorker Slang.
    »Fünf vor fünf«, mischte ich mich in das Gespräch.
    »Quatsch«, widersprach der Wirt. »Ich habe Radiozeit. Also ist es fünf nach fünf.«
    »Nein«, behauptete ich dickköpfig, »entweder ist es jetzt vier vor fünf oder sechs nach fünf. Eine Minute quatschen wir nämlich schon.«
    »Wohl ein kleiner Witzbold, was?« Der Wirt schaute mich aus seiner Höhe schräg an und zog die Augen zusammen, daß ich mich nach seinen Vorstellungen fürchten mußte.
    »Streitet euch nicht«, sagte der Mann im Overall. »Auf die zehn Minuten kommt es mir sowieso nicht an. Mein Wecker zeigt zwanzig nach vier, Und das ist natürlich ein Unterschied. Um halb sechs muß ich meine Tour anfangen, sonst krieg’ ich die Kurve nicht mehr. Was meinste, was mein Chef tobt, wenn ich zu spät zur Abrechnung komme.«
    »Haste so’n üblen Chef?« fragte ich neugierig und schob mir meine schöne graue Melone ins Genick. Dieser Hut war kein Hut, sondern für mich fast ein Brechmittel. Windermere, unser einfallsreicher Kleiderkammerboß und Kostümgestalter, hatte mir das Ding verpaßt. Ich sollte aussehen wie ein etwas übergeschnappter kleiner Gangsterboß. Deshalb mußte ich auch eine Zigarre rauchen und Slang sprechen.
    »Mein Chef ist ein Ekel, und mies zahlen tut er außerdem«, behauptete der Overallmann.
    Laß das nur Mr. High nicht hören, lieber Phil, dachte ich. Er war der Overallmann. Dank der Idee, die ich am Vormittag bei Mr. High entwickelt hatte, hatte Windermere aus Phil einen Lieferwagenfahrer gemacht. Blauer Overall, rotkariertes Hemd, Leinenmüt ze auf dem Kopf. Und die Inschrift »Bakers Backwaren sind die besten« vor der Brust.
    »Wenn die Trinkgelder nicht wären, könnte mein Boß mich gern haben«, verkündete Phil dreist. »Aber du weißt, wie das ist. Hier ’n Quarter, dort ’n Dime, hier ’nen Whisky, dort ein Bier…«
    »Fein«, lobte ich.
    »Yeah«, knautschte er und goß eine halbe Flasche Cola in sich hinein.
    »Und was verdienst du sonst?« erkundigte ich mich.
    »145 pro Woche. Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Möchte nur wissen, für was ich dauernd Gewerkschaftsbeiträge bleche. Aber nichts zu machen. Wenn ich die sparen will, bin ich meinen Job gleich ganz los. Also mache ich weiter für 145«, maulte Phil.
    »Was machste denn dafür?« wollte ich wissen.
    Ein viereckiger Typ schob sich neben mich auf den Barhocker. Er musterte mich auffällig und rieb sich dann überlegend seine Nase, die mich an einen bekannten französischen General erinnerte.
    Phil grunzte etwas vor sich hin. Für andere war es unverständlich. Ich verstand es. Geht es etwa schon los, sollte das heißen. Ich dachte das gleiche. So schnell hätte ich keinen Erfolg erwartet.
    »Was machste dafür«, wiederholte Phil meine Frage, »na, du wirst lachen. Von morgens um sechs bis abends um sieben bin ich auf den Füßen. Ich meine, tagsüber geht’s ja. Da kann ich mich mal ’ne Stunde im Central Park in die Sonne setzen und so. Nur morgens, von sechs bis neun, da geht’s richtig rund. Brot und Brötchen ausfahren, 35 Brote für Winnemaker, 25 für Chabot, 40 für Clyde. Und so weiter. Jeden Tag das gleiche. Abends um halb sechs geht wieder der Hochbetrieb los. Nicht verkaufte Brote abholen. Vier bei Winnemaker. Manchmal auch nur zwei…«
    »Fünf bei Chabot«, riet ich.
    »Mensch!« staunte er. »Woher weißt du denn das?«
    »Nur so…«
    Der viereckige Typ neben mir bohrte sich mit Hingabe im linken Ohr, schüttete einen dreistöckigen Whisky hinunter und stieß mir dann in die Rippen.
    »He«, bellte er, »kennen wir uns nicht?«
    Ich schaute ihn an, als sei er der erste Mensch. »Doch«, sagte ich dann, »deinen Riechkolben habe ich schon mal irgendwo gesehen.«
    Niemand kann etwas für das Aussehen seiner Nase. Und nie würde es mir einfallen, jemand wegen seines Aussehens zu verspotten. Aber diesmal hatte ich, nach meiner eigenen Idee, den dienstlichen Auftrag, einen Gangster zu spielen. Gangster aber sind nicht zart besaitet. Jeder kleine Gauner hätte in dieser Situation so geredet wie ich. Jetzt kam es nur darauf an, wie der andere reagierte. Er lachte. »Trinkst du einen Whisky mit mir?«
    »Von mir aus!« antwortete ich. »Manchmal sind es aber bei Chabot auch nur drei«, plauderte Phil weiter aus seiner angeblichen Praxis als Brotlieferant. »Es kommt aber auch vor, daß einer zu wenig hat. Dann muß ich tagsüber Nachschub hinbringen. Meistens aber abholen.«
    »Zwei Dreistöckige!« rief

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