Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet
ließ sich nicht öffnen. Proof kam zurück.
»Der Schlüssel steckt von innen. Ich kriege meinen nicht ins Schloß.«
Wir liefen ums Haus. Eine steile Treppe führte zur Kellertür hinab. Audi hier paßte der Schlüssel. Nachdem Proof einen Moment erfolglos gestochert hatte, ließ er die Hand sinken.
»Das gleiche wie vorn. Der Schlüssel steckt von innen. Ich kann mich entsinnen, daß ich ihn vor Wochen so gedreht habe, daß er sich von außen nicht aus dem Schloß stoßen läßt.«
»Dann bleibt uns nur ein Fenster.«
»Die sind alle geschlossen. Aber das zum Heizungskeller können wir einschlagen, Ohne daß sie oben was hört.«
Das Fenster lag neben der Kellertür. Mit dem Ellbogen zerstieß Proof die Scheibe. Sie klirrte nur wenig. Er griff durch die Öffnung, löste den Riegel und schob das Fenster nach innen. Er kroch als erster ins Haus. Bevor ich folgte, schaltete er die Beleuchtung ein. Nahezu der ganze Raum wurde von drei großen Öltanks eingenommen. Ich mußte über sie hinwegklettern, um zu der Stahltür zu kommen. Proof wartete dort. Zum Glück war diese Tür nicht verschlossen. Auf Zehenspitzen betraten wir den Kellergang.
Proof knipste auch hier das Licht an. Wir gingen an vier Türen vorbei und stiegen eine Steintreppe hinauf. Sie endete an einer massiven Holztür. Ich horchte. Aber im Haus war es still. Proof schob die Tür auf und trat in die erleuchtete Diele.
»Hallo«, rief er, »Mrs. Markson — ich bin's. Warum haben Sie nicht aufgemacht? Ich mußte durch ein Kellerfenster einsteigen.«
Keine Antwort. Proof öffnete Türen und sah in die Räume hinein. Währenddessen huschte ich lautlos in die Diele. Proof drehte sich um. Er sah verstört aus. »Ich verstehe das nicht. Sie ist nicht da.«
An der Haustür steckte tatsächlich der Schlüssel von innen.
Proof stand mit hängenden Schultern vor der Garderobe. »Mr. Cotton, auf Ehre — ich verstehe das nicht.«
Ich schluckte den galligen Geschmack hinunter, der sich in meinem Mund sammelte. Ich inspizierte die Räume. In Bad, Küche und Schlafzimmer konnte ich nichts Ungewöhnliches entdecken. Aber als ich in den Wohnraum trat, sträubten sich mir die Nackenhaare. Sofort fiel mein Blick auf das freie Stück des hellen Parkettbodens hinter der schwarzen Ledercouch. Sie war ziemlich weit in die Mitte des Zimmers hineingerückt. Zwischen ihr und dem Fenster konnte man bequem zu der großen Hausbar gehen.
Ich blieb stehen. Bevor ich mich weiterwagte, suchte ich vor mir den Boden ab. Aber hier war nichts.
Proof beobachtete mich. »Ist was?«
Ich stand jetzt hinter der Couch. Ich kniete nieder und beugte mich über die dollarstückgroßen Flecke auf dem Parkett. Mit der Kuppe des Zeigefingers berührte ich den ersten. Er war noch klebrig. Blut! Ich stand auf und ging suchend durch den Raum. Hinter einem Couchkissen fand ich eine schwarze Damenhandtasche. Sie enthielt Lippenstift, goldene Puderdose, Parfümzerstäuber, Portemonnaie mit etwas Münzgeld, drei Papiertaschentücher, eine handliche Tränengas-Spraydose, eine Stahlrute mit Bleiknopf, die sich auf Handlänge zusammenschieben ließ, und eine Brieftasche. Ich fand auch Gloria Marksons Führerschein, ein Dutzend Fotos, etwa fünfhundert Dollar, ein Flugticket von Kansas City nach New York und zwei Quittungen über je 50 Dollar Anzahlung bei Leihwagen-Firmen. In einem Falle handelte es sich um den mir bekannten Ford, im anderen Falle um einen Buick.
»Ist das Blut?« Proof deutete auf die Flecke.
Ich nickte und starrte ihn an. Er bemerkte das Mißtrauen in meinen Augen. »Sehen Sie mich nicht so an. Ich weiß sowenig wie Sie, was hier vorgefallen ist.«
»Wo hat die Markson ihren Wagen versteckt?«
»In meiner Garage.«
»Sehen wir nach.«
Die Garage lag ein Stück vom Haus entfernt. Sie war leer. Das Tor der Einfahrt stand offen.
Proof hielt es für an der Zeit vorzubauen. »Mr. Cotton«, meinte er, »wenn Mrs. Markson die Frau umgebracht haben sollte und jetzt die Leiche beseitigt, ich, das müssen Sie mir glauben, habe nichts damit zu tun. Ich wußte und ich weiß nichts davon. Ich habe ihr lediglich Gastfreundschaft gewährt, wenn dann so was pas…«
»Halten Sie endlich die Klappe. Was das hier betrifft, glaube ich Ihnen sogar. Wahrscheinlich ist Gloria Markson zur Mörderin geworden. Hätten Sie uns sofort benachrichtigt, wäre es dazu nicht gekommen.«
Ich ging zum Haus zurück. Proof trottete hinter mir her. Vielleicht kommt sie zurück, dachte ich, vielleicht hat
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