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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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allein.
    Der Raum, in dem wir uns befanden, war etwa einhundert Squareyard groß. Die geschickte Aufteilung der Einrichtung verriet den Geschmack eines Mannes, der eine Menge von guten alten Möbeln verstand und der die Mittel hatte, sie sich auch leisten zu können. Der vorherrschende Eindruck war der von altem Mahagoni, schwerem Brokat, echten Teppichen und wertvollen Ölbildern. Drei Stehlampen und eine Wandlampe schufen kleine behagliche Lichtinseln. Ich ließ mich jedoch nicht von der Stimmung einfangen. Ich wußte, daß ich mit einem Mörder sprach, und ich war entschlossen, Sharon klarzumachen, was ich von ihm hielt.
    »Sie werden diese Partie verlieren, Sharon«, sagte ich. »Sie werden ein paar alte Rechnungen begleichen müssen — und eine neue dazu.«
    Sharon lächelte. Er schien von mir geradezu begeistert zu sein. Flüchtig strich er sich mit seiner schlanken wohlgeformten Rechten über das glatt zurückgekämmte Haar. Es war blond, hatte jedoch an den Schläfen einen silbernen Schimmer. Sharon war wirklich ein blendend aussehender Mann.
    »Nehmen wir einen Drink?« fragte er und begab sich zu der in einer Wandnische eingerichteten Hausbar. Langsam folgte ich ihm dorthin.
    »Wer hat Stapleton ermordet?« fragte ich.
    Sharon füllte zwei Gläser mit Eiswürfeln. Er lächelte nicht mehr. Mit einem Ausdruck milden Abscheus zog er die Augenbrauen hoch. »Sie sollten sich diese rüden Formulierungen abgewöhnen«, meinte er tadelnd. »Sehen Sie, mein Lieber, es hat doch keinen Sinn, Tatsachen'zu ignorieren. Stapleton unterlag in einem Kampf. Übrigens muß ich ihm bescheinigen, daß er ein großartiger und sehr tüchtiger Gegner war. Ich habe ihm selbstverständlich ein Denkmal gesetzt.«
    Ekel würgte in meiner Kehle. »Sie haben ihn ausgestopft wie einen toten Vogel!«
    Wieder zeigte sich maliziöse Betroffenheit auf Sharons Gesicht. »Das dürfen Sie nicht sagen. Es klingt… abwertend. Was ist gegen die Erhaltung der menschlichen Hülle einzuwenden? Ich könnte Ihnen eine Reihe alter und sehr hoch stehender Kulturen nennen, die diese Kunst zur Vollkommenheit entwickelten. Halten Sie es denn für erstrebenswert, daß ein Mensch verbrannt oder von Würmern zerfressen wird? Ich habe dafür gesorgt, daß dem guten Stapleton dieses Schicksal erspart wurde. Sie sollten mir dankbar dafür sein.«
    Ich starrte ihm in die Augen, ohne etwas zu sagen. Es ist schwierig, mit einem Wahnsinnigen zu debattieren. Sharon erwiderte meinen Blick und lächelte schon wieder.
    »Sie halten mich für verrückt, nicht wahr? Aber ich bin völlig normal. Ich kann es Ihnen beweisen — und ich werde es Ihnen beweisen! Sie müssen sich nur daran gewöhnen, daß ich eigene Auffassungen vom Wert und Unwert konventioneller menschlicher Gedanken habe. Bitte, kommen Sie mit!«
    Er ging zu einer Tür und öffnete sie. Ich folgte ihm. Wir betraten ein großes Zimmer, eine Art Bibliothek. Die beiden Schmalwände waren mit dichtgefüllten, bis unter die Decke reichenden Buchregalen bedeckt. Außerdem gab es in dem Raum noch eine schwarzlederne Sitzgruppe, einen Kamin, einen Gewehrschrank und einen Schreibtisch mit Armlehnstuhl. Am auffälligsten aber waren die präparierten Tierköpfe an den beiden Längswänden. Es waren Büffel-, Bison-, Löwen-, Grislybären-, Tiger- und Jaguarköpfe, und dazu noch eine Reihe anderer, die ich nicht auf Anhieb einordnen konnte.
    Auf dem Boden lagen zwei große ausgestopfte Krokodile und ein präparierter Menschenhai. Unter jedem der Tierköpfe hing ein winziges Messingschild mit eingravierten Daten.
    »Das ist meine Strecke«, sagte Sharon. »Eine Erinnerung an meine Anfängerzeit.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Kein Mensch hat etwas dagegen, wenn ein Jäger seine Jagdtrophäen zur Erinnerung aufhängt, nicht wahr? Warum also sollte er mit gejagten und erlegten Menschen nicht in der gleichen Weise verfahren?« Er hob seine Hand, als er sah, daß mir eine scharfe Entgegnung auf der Zunge lag. »Kommen Sie mir nicht mit der Würde des Menschen«, meinte er verächtlich. »Auch das Tier hat seine Würde. Trotzdem wird es ausgestopft, trotzdem hängt man es an die Wand, oder man stellt es in eine Vitrine. Wir verzehren es sogar. Wo, bitte sehr, bleibt da die Würde?«
    Er machte abrupt kehrt und ging zurück an die Hausbar des großen Zimmers. Ich warf noch einen langen Blick auf Sharons Trophäen und folgte ihm dann.
    »Nehmen Sie den Whisky mit Eis?« fragte er. »Scotch oder

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