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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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persönlich — aber das wird sich ändern, ehe er den Weg in die Todeszelle antritt.«
    »Armer Jerry«, sagte Vivian. Die Stimme klang plötzlich kleinmädchenhaft und traurig. »Ihre Forschheit wird Ihnen bald vergehen. Ronald ist kein Mann, der den Tod für sich selbst akzeptiert. Er gehört zu denen, die ihn verteilen.«
    »Seit wann kennen Sie Sharon?«
    »Seit Ralphs Tod. Eigentlich schon früher«, erwiderte Vivian Benson.
    »Was ist damals passiert?« wollte ich wissen. »Und warum halten Sie zu dem Mörder Ihres Mannes?«
    »Sie wissen nichts über Ronald«, sagte Vivian, die noch immer diese kleinmädchenhafte Traurigkeit zur Schau stellte. »Weniger als nichts. Er ist ein großer Mann. Klug und bedeutend. Ronald ist kein Mörder!«
    »Er muß Sie verhext haben«, sagte ich.
    Vivians volle Lippen schillerten rot, als sie den Kopf zurückwarf und kurz die Augen schloß. »Verhext?« staunte sie. »Mir ist es gleichgültig, wie Sie das nennen. Es gibt ein Urgesetz, an dem keine echte Frau vorbeikommt. Sie schenkt sich stets dem Stärkeren, sie gehört dem Sieger. Ronald hat meinen Mann besiegt. Das ist alles.« In die chromgelben Augen trat ein seltsamer Glanz. Vivian blickte mich voll an. »Wer weiß«, fuhr sie kaum hörbar fort, »vielleicht besiegen Sie Ronald. Dann gehöre ich Ihnen, Jerry!«
    »Ich weiß nicht recht, in welchem Zusammenhang Sie das Wort ›besiegen‹ verwenden. Ich wette, Sharon hat Ihren Mann ermordet, so wie er Stapleton ermordete, ganz zu schweigen von dem Schicksal der anderen…« Vivian machte kehrt. »Steigen Sie ein«, sagte sie. »Ich bringe Sie zu Ronald.«
    Ich zögerte kurz, dann nahm ich neben Vivian in dem offenen Jeep Platz. Vivians geschlitzter Rock legte ein langes schlankes Bein von vollkommenem Ebenmaß frei. Vivian drückte auf den Starter, wir fuhren los.
    Vivians Parfüm hatte etwas Aufreizendes. Wir fuhren nicht sehr schnell. Eingehüllt in diese herb-süße Duftwolke, neben mir die schöne Frau mit den seltsamen Augen und über mir der sternenklare Nachthimmel — das war eine Situation, die normalerweise jeden Mann vom Sitz gerissen hätte.
    Aber nicht mich. Nicht mit dieser Begleiterin und nicht mit der Erinnerung an den sterbenden Nelson Algren und an den toten Stapleton.
    Ich blickte Vivian an. Die Armaturenbeleuchtung zauberte einen grünlichen Widerschein auf die vollkommenen Züge mit den hohen Jochbeinen. Die Frau hielt ihre Lippen geöffnet und den Kopf leicht zurückgelegt. Es schien, als schlürfe sie die klare reine Nachtluft in vollen Zügen.
    Ich brach das Schweigen. »Wie starb mein Freund Stapleton?« fragte ich.
    Warum sagte ich das? Stapleton war nicht mein Freund gewesen. Eigentlich hatte ich ihn nur flüchtig gekannt, hauptsächlich aus einer Reihe von Aktenvorgängen. Aber seitdem ich ihn in dem Haus auf dem Felsplateau gesehen hatte, fühlte ich mich ihm gegenüber auf seltsame Weise verbunden und verpflichtet.
    »Durch eine Kugel, glaube ich«, antwortete Vivian Benson.
    »Ich dachte es mir«, bestätigte ich ihr und fuhr fort: »Sharon hat es getan, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte Vivian Benson. Sie wandte mir ihren schmalen rassigen Kopf zu und blickte mich an. »Nelson war es. Nelson Algren!«
    Ich war froh, daß ich saß. Vivians Worte warfen mich fast um. »Nelson war kein Mörder«, stellte ich mit rauh klingender Stimme fest.
    »Auf dieser Insel wurde nie gemordet«, erklärte Vivian ruhig. »Sie müssen das zur Kenntnis nehmen. Hier wird gekämpft! Jeder hat eine faire Chance. Auch Ralph hatte sie.«
    »Hören Sie auf damit!« stieß ich ärgerlich hervor. »Ich hasse Phrasen, die zur Rechtfertigung von Gewaltverbrechen dienen. Ich hasse sie wie die Pest. Was war denn mit Nelson? Ich sah ihn sterben. Wo blieb seine faire Chance?«
    »Das war etwas anderes«, sagte Vivian. »Die Männer, die ihn beschatteten, hatten Angst, daß er was verraten würde. Im übrigen war Ronald nicht dabei, als die Schüsse fielen.«
    »Mr. Sharon wäscht seine Hände in Unschuld, was? Damit kommt er nicht durch!«
    »Warum schreien Sie mit mir herum? Ich habe Nelson Algren nicht umgebracht!« sagte sie.
    »Sie sind mit seinem Mörder befreundet.«.
    »Unsinn. Die Männer um Ronald kümmern mich nicht. Ich bin nur für Ronald da.«
    »Was hat er mit mir vor?« wollte ich wissen.
    »Das wird er Ihnen persönlich sagen.«
    »Ich möchte es aber von Ihnen hören.«
    Vivian schloß den Mund zu einem verkniffenen ärgerlichen Strich. Dann blickte sie

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