Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge
Um genau zu sein: Wir möchten sogar wissen, wo sich außer Mr. Turner auch noch die anderen 47 Passagiere des Fluges 218 befinden.«
»Reden Sie etwa von 218 der AAA?«
»Ja.«
»Verflucht peinliche Geschichte. Ich verstehe nicht, wieso die Maschine einfach verschwinden kann. Morgen früh werden wir Suchflugzeuge losschicken. Jetzt bei der Dunkelheit und dem Schneetreiben ist es völlig sinnlos. Aber was hat dieser Turner mit der AAA zu tun? Turner fliegt für die ›Western Airlines‹.«
»Er fliegt für die ›Western Airlines‹, gut«, sagte ich. »Aber heute nachmittag flog er mit der AAA nach Toronto. Jedenfalls steht er in der Passagierliste.«
»Was?« krächzte der Flugleiter und fuhr sich über die schweißglänzende Stirn. »Das gibt’s doch gar nicht! Er wußte doch, daß er heute abend — warten Sie mal!«
Er telefonierte zehn Minuten lang mit allen möglichen Leuten. Dann sah er uns entgeistert an.
»Theoretisch hätte er es schaffen können. Mit der 218 nach Toronto und fünfzig Minuten später mit Flug 436 zurück. Dann hätte er pünktlich für seine Maschine hier sein können. Ich möchte wissen, wo die vom AAA-Schalter ihre Augen haben! Seit zwei Stunden lasse ich den Kerl ausrufen, und niemand stolpert über den Namen in der Passagierliste!«
»Kennen Sie Turner?« fragte ich. »Möglich. Keine Ahnung. Ich kenne Hunderte von Piloten.«
»Sie sprachen von einem Charterhotel, wo Sam Turner nicht war. Was hat es mit diesem Hotel auf sich?«
»Das ist doch ganz einfach. Jede Fluggesellschaft hat Verträge mit bestimmten Hotels, wo sich ihre Piloten und das übrige Flugpersonal ausruhen können zwischen den Flügen.«
»Ich verstehe. In welchem Hotel hätte Sam Turner sein können?«
»Im Cordtland, gleich drüben am Linden Boulevard.«
»Okay«, sagte ich. »Wir sehen uns noch. Jetzt fahren wir erst einmal zu dem Hotel, wo sich dieser Mr. Turner hätte aufhalten müssen. Wenn er aus einem persönlichen Grunde plötzlich dringend nach Toronto mußte, hätte diese Nachricht ihn im Hotel erreichen müssen. Und vielleicht kann man sich dort an etwas Derartiges erinnern.«
»Gute Idee! Verständigen Sie mich, ja?«
»Darauf können Sie sich verlassen«, sagte ich.
Der Linden Boulevard war vom Flugplatz nicht weit entfernt. Wir fanden das Hotel und parkten hinter dem zwölfstöckigen Gebäude. In der Halle herrschte nicht viel Betrieb. Wir suchten uns den Mann vom Empfang. Kaum hatte ich den Namen Sam Turner ausgesprochen, da nickte er schon: »Ach ja, Mr. Turner! Im Augenblick sind gerade zwei Herren von der Flugleitung in seinem Zimmer, um sein Gepäck abzuholen. Mr. Turner war heute nachmittag nicht hier, und er wird erst nächste Woche wiederkommen. Er mußte irgendeine Vertretung übernehmen, sagten die beiden Herren.«
»Von der Flugleitung?« wiederholte ich.
»Von der Flugleitung«, bestätigte der Empfangsclerk.
»Na«, sagte ich grimmig, »dann wollen wir uns mal diese beiden Herren von der Flugleitung ansehen…«
***
Howard Burke schüttelte die erstarrten Hände. Nachdem es diesem sommersprossigen Jüngling, dem niemand etwas Gescheites zugetraut hatte, gelungen war, mit den bloßen Zähnen die Fesseln des großen Negers zu lösen, war es eine Sache von Minuten gewesen, bis die Fesseln aller gefallen waren. Die meisten versuchten jetzt, im Mittelgang ein wenig herumzustampfen, um ihren Kreislauf anzuregen und die Kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben.
Der große Neger sprach Howard Burke an.
»Sir«, sagte er freundlich.
»Ja?« fragte Burke knapp und herrisch, wie es seine Art war.
»Darf ich ein paar Vorschläge unterbreiten? Ich habe nachgedacht, wie wir unsere Situation verbessern könnten.«
»Lassen Sie hören!«
»Zuerst sollten wir den Funkoffizier befreien. Er müßte in der Lage sein, irgendeine Funkverbindung herzustellen.«
»Hört sich gut an. Sie sehen ja, daß die beiden da vorn sich schon um unsere glorreiche Besatzung bemühen. Die beiden Piloten allerdings scheinen eine Art Rausch auszuschlafen. Wenn die Burschen Rauschgift genommen haben sollten, werden sie nicht alt genug werden, um es genug bereuen zu können, darauf können die sich verlassen. So etwas m'acht niemand mit mir. Was haben Sie noch?«
»Wenn wir genug Treibstoff haben, sollten wir vielleicht die Motoren laufen lassen. Ich verstehe nichts von Flugzeugen, aber wenn es wie in einem Auto ist, müßten die laufenden Motoren Strom für die Heizung erzeugen.«
»Das müßte dann
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