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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Viertelstunde wußte er, daß es ein Marsch in den Tod sein mußte. Denn seit einer Viertelstunde toste der Schneesturm rings um ihn mit der gnadenlosen, eiskalten Gewalt der Elemente.
    Bevor der Sturm eingesetzt hatte, war Dylan vielleicht zwei Meilen gegangen. Die Orientierung war nicht schwergefallen, als er erst einmal die Baumreihe entdeckt hatte, die neben der Zufahrtsstraße entlanglief. Blattlose, schneebedeckte schwarze Äste, die düster in die schneeverhangene Landschaft ragten. Er hatte sich mit seinen dünnen Halbschuhen vorwärtsgekämpft, von einem Baum zum nächsten und wieder zum nächsten und abermals zum nächsten. Nach einiger Zeit hatte er gewußt, daß dieses Abenteuer ihn zumindest erfrorene Füße kosten würde. Zum Glück konnte man trotz der nachtschwarzen Finsternis immer noch den schwärzeren Schatten des nächsten Baumstammes ausmachen.
    Dann hatte sich das Fauchen des Windes gesteigert bis zu einem heulenden Getöse. Die Schneeflocken trafen ihn jetzt mit der Wucht von Nadelstichen. Und schließlich war aus dem scharfen Wind der Sturm geworden, der Schneesturm, der Blizzard. Zweimal hatte ihn die Gewalt des Sturmes wie einen hilflosen Ball vor sich hergefegt und einmal gegen einen Baumstamm geworfen, daß er im ersten Augenblick fürchtete, er hätte sämtliche Rippen gebrochen, aber dann kroch er auf allen vieren weiter, richtete sich auf, kämpfte sich zwei Schritte auf den nächsten Baum zu, wurde vom Sturm wieder von den Füßen gerissen und weitergetrieben und stand doch wieder auf. Sein Glück war, daß der Sturm ungefähr in die Richtung blies, in die die Zufahrtsstraße lief. Gegen den Sturm wäre er nicht einen Yard voran gekommen. So konnte er die Gewalt des Windes für seinen Zweck nutzen und sich manchmal treiben lassen, da seine längst leblosen, gefühllosen Füße sich nicht schnell genug regen konnten.
    Sein Atem ging pfeifend. In den Augenbrauen hatten sich Schneekristalle zu einer Eiskruste verklebt. Der Hauch von seinem Atem schlug sich als Eisfilm um Mund- und Nasenpartie nieder. Eine Zeitlang hatte er mit Entsetzen daran gedacht, daß das große Flugzeug mit seinen Schwingen und dem breiten Leitwerk dem Sturm gewaltige Angriffsflächen bot. Dann konnte er an nichts mehr denken als daran, daß er auf den Füßen, in Bewegung, in Marsch bleiben mußte, auch wenn dieser Marsch mehr ein Herumgewirbeltwerden war als eine bewußte Bewegung. Keuchend stürzte er in eine Schneewehe, grub sich mit den bloßen Händen heraus, taumelte zwei Schritte voran und wurde wieder von der Gewalt des tosenden Blizzards vorwärts geschleudert, so daß er abermals stürzte.
    Er hatte längst jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. War er eine Stunde unterwegs oder drei? Hatte er drei Meilen zurückgelegt oder schon fünf? Kam er überhaupt noch voran, oder war es immer derselbe Baum, der vor ihm auftauchte, an den er sich eine Minute verzweifelt klammerte?
    Zuerst glaubte er wirklich, es sei der Stamm des Baumes, an den er sich klammerte. Dann wurde ihm bewußt, daß er ja im Schnee lag, nicht stand, nicht einmal kniete, sondern lag, flach und der Länge nach lag. Mit seinen frostklammen Fingern tastete er ab, was er umklammert hielt. Es dauerte lange, bis er begriff, daß es das Bein eines Menschen war, das er umklammert hielt.
    ***
    Im zweiten Wagen der Gangster, die die Passagiere ausgeraubt hatten, saßen Mac Walsh, Steve Mallott und Bruce Winter. Ihr drei Jahre alter Buick war breit genug, daß sie alle drei auf der vorderen Sitzbank Platz hatten. Walsh, der finster blickende Jüngste der Bande, steuerte das Fahrzeug.
    »Der Wind wird allmählich ungemütlich«, brummte er. »Man hat mit dem verdammten Schnee schon genug zu tun.«
    Eine Viertelstunde später war »ungemütlich« schon eine bei weitem nicht mehr ausreichende Bezeichnung. Inzwischen war der Blizzard herangekommen. Immer wieder wurde von seiner Urgewalt der Wagen herumgeschoben, daß Walsh manchmal glaubte, das Steuerrad habe überhaupt keinen Kontakt mehr zu den Vorderrädern. Aber immer wieder gelang es ihm, den Wagen in die Spur zu zwingen.
    Bis Mallott plötzlich rief: »Verdammt noch mal, wo sind denn die anderen? Wo ist Ed mit dem Ford? Die waren doch dauernd vor uns?«
    Sechs Augen starrten nach vorn in die von herumwirbelnden Schneeflocken gesättigte Dunkelheit, die das Scheinwerferpaar nur noch auf ein paar Yard durchdringen konnte.
    Die roten Schlußlichter des vorausfahrenden Ford waren wie

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