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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seitengasse. Sobald er außerhalb des Lichtscheins der letzten Laterne war, blieb er stehen und sah sich suchend um. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Wer sollte auch bei diesem Wetter das Verlangen verspüren, spazierenzugehen? Bob Sedan nahm einen kurzen Anlauf, sprang hoch und zog sich auf die Mauer, die das Gelände der »Chedrug« umgab. Er ließ sich auf der anderen Seite hinabgleiten. Der hohe Schnee dämpfte seinen Aufprall bis fast zur Geräuschlosigkeit.
    Geduckt schlich er sich zwischen den Fabrikationshallen hin. Er erreichte unangefochten den Kistenstapel, wo er sich vor ein paar Stunden schon einmal versteckt hatte. Der Wind pfiff noch immer laut und tosend durch die Häuserschluchten. Schneeflocken wirbelten immer noch durch die kalte Luft. Wenn es so weiterschneite, würde es morgen früh ein Chaos geben. Morgen früh…
    Was würde sein, wenn der Dieb nicht zurückkam? Bob Sedan grübelte wieder einmal darüber nach, was wohl geschehen sein mochte in den wenigen Minuten, die er bewußtlos im Schnee vor dem Lager gelegen hatte. Als er zu sich gekommen war, war weit und breit niemand zu sehen gewesen. Der Dieb hatte sich natürlich sofort abgesetzt. Aber würde er tatsächlich noch einmal zurückkommen?
    Eigentlich, dachte Bob Sedan, eigentlich wundert es mich, daß der Werkschutz nicht ein paar Mann in das Lager postiert. Aber vielleicht haben sie nicht genug Leute für so etwas. Das Gelände ist ziemlich weitläufig, und sie können nicht alle Ecken und Winkel entblößen, nur um das Lager zu bewachen.
    Die Zeit verging unendlich langsam. Trotz seiner warmen Kleidung begann er zu frieren. Ab und zu hob er die Uhr mit dem Leuchtzifferblatt vor die Augen. Vielleicht stand er völlig nutzlos in der Kälte. Vielleicht kam der Dieb nicht wieder. Vielleicht war er so erschrocken, daß er nie wieder kommen würde. Und was dann? Dann würde der Verdacht, daß er, Bob Sedan, der Dieb war, für immer auf ihm lasten.
    Bob war so in seinen Gedanken gefangen, daß er die dunkle Gestalt, die an der Wand des Lagerhauses entlangschlich, erst bemerkte, als sie schon dicht vor der vierten Metalltür angekommen war.
    Da ist er! schoß es ihm durch den Kopf. Da ist er! Er ist also doch wiedergekommen! Ich sollte — er verhielt mitten in der Bewegung. Nein. Er würde den Mann nicht daran hindern, wieder in das Lager einzudringen. Im Gegenteil. Er würde warten, bis er wieder herauskam. Denn dann mußte er doch das Diebesgut bei sich haben. Dann erst würde er ihn auf halten und dem Werkschutz übergeben. Und dann war es so einwandfrei bewiesen, wie man etwas nur beweisen kann.
    Bob Sedan blieb stehen und schielte vorsichtig um den Kistenstapel. Jetzt machte sich der Dieb an der Tür zu schaffen. Woher hat er einen Schlüssel? fragte sich der junge Lagerassistent. Schlüssel haben nur der Lagerverwalter, der Chef vom Werkschutz, die Werksfeuerwehr und vielleicht noch ein paar leitende Leute. Wie also war der Bursche an den Schlüssel gekommen?
    Während Bob Sedan noch darüber nachdachte, war der Mann schon im Lager verschwunden. Bob sah wieder auf die Uhr. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis sich die Tür wieder bewegte. Der Dieb reckte den Kopf heraus, sah sich um und kam endlich selbst. Er schob den Schlüssel ins Schloß und zog die Tür zu.
    Bob Sedan duckte sich und huschte lautlos durch den tiefen Schnee von hinten auf den Mann zu. In dem Augenblick, als der sich umdrehte, rannte Sedan die beiden letzten Schritte und rammte dem Kerl seinen Kopf mit voller Wucht in den Leib. Der Mann gurgelte etwas und flog gegen die Metalltür. Bob Sedan ergriff einen Arm des Mannes und wollte ihn auf den Rücken drehen. Zugleich aber brüllte er schon aus Leibeskräften: »Polizei! Werkschutz! Polizei! Hilfe! Polizei!«
    Der Mann stieß ihm die Faust in die Seite. Bob Sedan ließ nicht los. Eine Weile rängen sie keuchend miteinander. Aber zu seiner Freude hörte Bob Sedan schon aus allen Richtungen die Signalpfeifen der Männer des Werkschutzes. Und da waren sie auch schon. Mit ihren Revolvern und ihren starken Stabscheinwerfern.
    »Das ist er!« rief einer.
    »Jawohl, das ist er!« sagte Bob Sedan stolz.
    Und in diesem Augenblick ergriffen ihn starke Männerarme. Jemand riß ihm die Arme auf den Rücken, Handschellen schnappten ein, und einer stieß ihn zurück gegen die Hauswand.
    »Ich dachte es mir doch, daß er wiederkommen würde«, sagte der Mann in dem dunklen Mantel. Es war Chefchemiker Robert

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