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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge Kostenlos Bücher Online Lesen
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glatt ging. Niemand fragte ihn warum. Einer beugte sich vor und zog eine Klappe. Dylan tastete unter der Haube entlang, fand die Sperre, drückte sie zurück und klappte die Kühlerhaube hoch. Er nahm die Verteilerkappe ab und zog den Verteilerfinger heraus. Er hielt ihn in der geballten Faust. Es war eigentlich zum Lachen, dachte sein erschöpftes Hirn.
    »Was machen Sie denn da?« rief Marik, der den von ihm selbst erschossenen Piloten aus dem Schnee ausgegraben hatte und nun natürlich wußte, daß sie sich verfahren hatten. Er trat an den Wagen heran und wiederholte seine Frage: »Was machen Sie da, Mister?«
    Bolder Dylan trat einen Schritt zurück, holte weit aus und schleuderte den Verteilerfinger weit hinaus in das nächtliche Schneetreiben. Keuchend stützte er sich anschließend gegen den Wagen.
    »Ich habe Sie erkannt«, sagte er. »Sie gehören zu den Verbrechern, die uns ausgeraubt haben. Einer von euch muß diesen Mann da drüben erschossen haben. Ich weiß nicht, warum Sie zurückkommen. Ich weiß nicht, was Sie wieder beim Flugzeug wollen. Ich weiß nur, daß Sie nicht hinkommen werden.«
    Ed Marik runzelte die Stirn. War der Kerl verrückt?
    »Sie werden hier nicht mehr wegkommen«, sagte Bolder Dylan und spürte jetzt wieder die unendliche Müdigkeit. Schwer und dick wie Blei kroch sie durch seine Adern und seine Gehirnwindungen. »Keinen Schritt werden Sie mehr mit diesem Wagen fahren können«, krächzte er müde. »Ich habe den Verteilerfinger weggeworfen. Sie werden hier genauso erfrieren wie ich…«
    ***
    »Bob, du solltest es nicht tun!« sagte die kleine blonde Marylou Anderson, während sie verzagt auf Bob Sedan blickte.
    »Ich muß«, erwiderte der Junge. »Ich muß, Lou. Die halten mich für den Dieb. Ich weiß aber doch jetzt ganz genau, daß es irgendein großer Mann ist. Und ich möchte wetten, daß er heute nacht noch einmal kommt. Vorhin hat es nicht geklappt. Also wird er es wieder versuchen. Das nehme ich wenigstens an. Und diesmal wird er mich nicht so einfach niederschlagen. Diesmal nicht, darauf kannst du dich verlassen!«
    »Ich weiß nicht, Bob«, meinte das Mädchen. »Du läßt dich auf etwas sehr Gefährliches ein!«
    »Ich lasse mich auf nichts ein. Diesmal schlage ich ihn nieder, bevor er weiß, was los ist.«
    »Du holst dir den Tod in dieser Kälte, Bob!«
    »Na ja«, gab er zu, während er seine Freundin lächelnd ansah, »ich wüßte schon eine wärmere Art, diese Nacht zuzubringen. Aber es muß sein, Lou. Die halten mich für den Dieb, bloß weil ich als Junge mal diesen Blödsinn mit dem aufgebrochenen Wagen gedreht habe. Wenn ich denen nicht den richtigen Dieb liefere, buchten die mich womöglich deshalb ein. Und dann ist es endgültig aus mit mir. Zweimal vorbestraft — da kannst du auch gleich einer Gang beitreten.«
    Marylou Anderson kramte in ihrem Kleiderschrank.
    »Zieh diese wollenen Socken über«, sagte sie. »Und nimm diesen Trenchcoat. Du kannst die Kapuze hochschlagen, siehst du? Er ist dir vielleicht ein bißchen zu klein, aber es wird schon gehen.«
    »Besser als gar nichts«, meinte Bob Sedan. »Nach Hause möchte ich nicht, bevor ich nicht den Kerl erwischt habe. Wahrscheinlich wartet zu Hause sowieso schon die Polizei auf mich.«
    Nachdem er sich auch noch einen dicken Winterpullover seiner Freundin übergestreift hatte, schlüpfte er in den dicken Knebelmantel des Mädchens. In den Schultern war er ein bißchen eng für ihn, aber er war warm, und darauf kam es an. Mit einem Blick von Dankbarkeit winkte er ihr noch einmal zu, bevor er das Mansardenzimmer an der Lower East Side verließ.
    Draußen schneite es noch immer. Während er durch das Schneetreiben zur nächsten Bushaltestelle stapfte, dachte er noch einmal durch, was er sich überlegt hatte, als Lou ihm die kleine Platzwunde am Kopf mit Jod behandelt und mit einem Pflaster versorgt hatte. Der Dieb hatte vorhin keine Zeit gehabt, seine Absicht zu verwirklichen. Aber er würde sicherlich wiederkehren. Oder doch nicht? Bob Sedan wußte es nicht. Er wußte nur, daß er in einen schweren Verdacht geraten war und daß er alles tun wollte, was in seinen eigenen Kräften stand, um diesen Verdacht zu widerlegen. Und wenn er sich dafür die ganze Nacht um die Ohren schlagen mußte. In Lous warmen Sachen würde es schon auszuhalten sein.
    Er fuhr mit einem Bus bis in die Nähe der »Chedrug«. Die Straßen waren menschenleer. Bob Sedan kannte sich gut genug aus. Er drückte sich in eine schmale

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