Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen
Patrick hier?« hörte er den Teilnehmer rufen. Wenige Sekunden verstrichen, dann ertönte eine glatte und energische Männerstimme. »Patrick.«
»Franklin. Ich soll Sie anrufen.«
»Ich weiß Bescheid. Wo kann ich das Klavier abholen, Mister?«
»Es steht nicht hier in New York. Ich habe es ’rüber nach Jersey geschafft. Es steht in Sommerville.«
»Was Sie nicht sagen! Geben Sie mir die genaue Anschrift.«
»Sorry — damit können Sie nichts anfangen. Ich muß dabei sein.«
»Verstehe. Wir treffen uns in einer Stunde in Weehawken, auf der anderen Flußseite.- Hudson Boulevard 1185. Im ersten Stockwerk ist eine Bar. Erwarten Sie mich dort.«
»Woran erkenne ich Sie?«
»Entweder an einem freundschaftlichen Schulterklaps — oder an einer Kugel«, sagte der Anrufer. Die letzten Worte flüsterte er nur in den Hörer. Dann legte er auf.
»Bandit!« knurrte Franklin und wählte die Nummer von James Brooks. Sie war besetzt. Erst nach drei Minuten kam eine Verbindung zustande. »Sekretariat Mr. Brooks, Richester.«
»Ich möchte Mr. Brooks sprechen, und zwar rasch. Es ist sehr wichtig«, sagte Franklin.
»Wer ist am Apparat?«
»Mein Name tut nichts' zur Sache, junger Mann. Wenn Sie nicht wollen, daß Ihrem Boß ein Haufen Geld verlorengeht, würde ich Ihnen raten, das Gespräch sofort durchzustellen.«
»Bedaure, Sir«, sagte Richester kühl. »Mr. Brooks ist ein vielbeschäftigter Mann. Wenn Sie nicht in der Lage sind, mir den Grund Ihres Anrufes zu nennen, kann ich keine Verbindung hersteilen. Ich darf es nicht.«
»Mein Name sagt ihm nichts. Aber ich habe gute Verbindungen zur Northern Trust Limited.«
Richester begriff sofort. »Ich verbinde«, sagte er.
»Brooks«, tönte es Sekunden später an Franklins Ohr. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe eine Frage, Mr. Brooks. Ich benötige einen Mann, der meine Interessen wahrnimmt. Es geht dabei um die Sicherung beträchtlicher Werte. Ich bin bereit, mit Ihnen zu teilen, wenn es Ihnen gelingen sollte, meine — äh — Anteile vor einer Entwertung zu bewahren.«
»Darauf bin ich spezialisiert«, sagte Brooks. »Kommen Sie zu mir, wir unterhalten uns dann im Detail darüber. Paßt es Ihnen morgen früh gegen zehn Uhr?«
»Nein, in einer Stunde treffe ich bereits mit dem Interessenvertreter der Gegenpartei zusammen — drüben in Weehawken.«
»Kennen Sie den Mann?«
»Nicht persönlich. Ich habe mit ihm telefoniert. Ich glaube sagen zu können, daß er mir nicht sonderlich sympathisch ist. Können Sie nicht zwei oder drei Ihrer Leute abkommandieren, die sich der Sache sofort annehmen? Es ist, wie ich fürchte, keine Zeit zu verlieren. Die Gegenpartei verfügt über beträchtliche Mittel.«
»Hm, ich denke schon, daß ich Ihnen helfen kann — aber Sie werden sich legitimieren müssen.«
»Ich bringe Ihnen meinen Paß mit.«
»Machen Sie Witze? Ich möchte nur einige Banknotenbündel sehen — und zwar solche, die mit der Banderole einer gewissen, in letzter Zeit sehr viel genannten Bank versehen sind.«
»An wie viele Bündel denken Sie, Sir?«
Brooks lachte. »Das überlasse ich Ihnen, Mister — aber natürlich läßt sich ganz allgemein sagen, daß die Überzeugungskraft Ihrer Legitimation in sehr engem Zusammenhang mit der Menge der Banknotenbündel steht.«
***
Die Allensbury Road stammte aus der Zeit der Jahrhundertwende. Wären nicht die Fernsehantennen auf den Dächern und die modernen Wagen am Rande der Bürgersteige gewesen, hätte man meinen können, daß die Zeit hier stehengeblieben wäre.
Phil und ich hatten keine Zeit, umfassende Vorbereitungen zu treffen. Wir klingelten mit unseren Bürstenkoffern bei Mr. Hunter, dem Besitzer des Hauses 105, und präsentierten rasch unsere ID-Ausweise, noch ehe uns der gute Mann die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. Wir erklärten ihm, was wir wollten, und erkundigten uns, ob es eine Möglichkeit gäbe, über die Hausdächer bis zur 113 vorzudringen.
Mr. Hunter musterte uns kritisch. Er schien mit dem, was er sah, zufrieden zu sein. »Das sollten Sie schaffen«, meinte er. »Folgen Sie mir bitte.«
Larry hatten wir in dem Chevy vor dem Haus zurückgelassen. Er hatte den Auftrag, den Eingang des Hauses 113 im Auge zu behalten und gegebenenfalls Franklin zu folgen.
Mr. Hunter führte uns auf den Dachboden. Dort öffneten wir die Koffer.
Wir entnahmen ihnen je ein Paar Seglerschuhe und ein Seil. Nachdem wir die Schuhe gewechselt hatten, schwangen wir uns durch eine kleine Dachluke
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