Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen
herum zu gehen.«
Weitere kostbare Minuten verstrichen. Ehe Phil und ich Vic Shire aufsuchten, übergaben wir Vivian Swift an den Revierdetektiv. Er brachte sie auf unser Geheiß zu Lieutenant Easton.
Vic Shire, der Garagenbesitzer, war ein unglaublich dicker Mann. Er saß an der Ausfahrt seines zwanzig Boxen umfassenden Garagenkomplexes auf einem Stuhl und rauchte eine Zigarre.
Phil und Larry blieben in dem Chevy, während ich mit Shire sprach. »Franklin ist vor einer Viertelstunde losgefahren«, teilte mir Shire mit. »In dem alten Lieferwagen.«
»Was ist das für ein Lieferwagen?«
»Der Aufschrift nach zu urteilen, hat er mal einer Radioreparaturwerkstatt gehört. Einer Firma Blackmiller. Es ist ein dunkelblauer Ford mit Kastenaufbau, älteres Baujahr… so um 55 herum.«
»War Franklin allein?«
»Ja — er hatte es offenbar ziemlich eilig.«
»Ist ihm jemand gefolgt?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Hatte er Gepäck bei sich — einen Koffer oder etwas Ähnliches?«
»Nur eine kleine blaue Tasche — eine von der Art, wie sie Luftverkehrsgesellschaften verschenken.«
Ich bedankte mich und schwang mich in den Chevy. »Abfahren!«
Ich schnappte mir den Hörer des Wagentelefons und rief die Zentrale an. »Rundspruch an alle Patrolcars«, sagte ich. »Gesucht wird ein blauer FordKastenlieferwagen, Baujahr vermutlich zwischen 54 und 56. Der Wagen ist dunkelblau und trägt die Firmenaufschrift Blackmiller. Wagen bitte nicht stoppen. Feststellen, wohin Fahrer sich wendet. Rückmeldung mit laufender Positionsangabe erwünscht.«
Ich legte auf. Larry kurvte auf die Straße. »Wohin?« fragte er.
»Weehawken«, sagte ich und lehnte mich zurück.
»Ich bezweifle, daß er jemals dort ankommen wird«, meinte Phil skeptisch. »Die Gangster werden ihn in dem Moment hopp nehmen, wo er das Geld aus seinem Versteck holt — und das wird, wette ich, irgendwo in der Nähe sein.«
»Ich tippe trotzdem auf Weehawken«, sagte ich. »Du wirst dir denken können, warum.«
Phil stieß einen dünnen Pfiff aus. »Du meinst, das Geld befindet sich in dem alten Wagen?«
»Nicht nur das Geld«, vermutete ich, »sondern auch unser Freund Steve!«
Er merkte genau, daß ihm jemand folgte. Von Zeit zu Zeit vergewisserte er sich durch einen Blick in den Außenspiegel, daß der rote Pontiac noch hinter ihm war. In dem Wagen saßen drei Männer. Ihre Gesichter ließen sich nur undeutlich erkennen, weil die Spiegelung auf der Windschutzscheibe ziemlich stark war. Immerhin konnte er sehen, daß es sich um Leute in seinem Alter handelte und daß die Männer Sonnenbrillen trugen.
Allan Franklin begann zu schwitzen. Es gab für ihn nicht den geringsten Zweifel, daß er von den Gangstern verfolgt wurde — von den gleichen Leuten, die Cynthia in die Mangel genommen und außerdem die Hälfte der Beute an sich gerissen hatten.
Franklin stoppte an einer Ampel, die auf Rot sprang. Sein Wagen stand in Höhe der Chambers Street, Manhattan. Ganz in der Nähe befand sich Parkers berühmtes Feinkostgeschäft. Hier hatte der große Coup begonnen. Sollte er hier auch enden?
Franklin schüttelte die deprimierenden Gedanken ab. Noch war er nicht geschlagen! Ich muß es schaffen, Weehawken und Brooks’ Leute zu erreichen, hämmerte er sich ein. Wenn mir das gelingt, bin ich gerettet. Dann können sich diese Typen gegenseitig die Köpfe einschlagen! Mir bleiben danach noch immer zwei Millionen — mehr, als ich jemals verdienen könnte.
Die Ampel wechselte auf Grün. Franklin fuhr weiter. Er wischte sich erst die rechte und dann die linke Hand an der Hose ab. Nein, nein, er hatte keine Angst. Er schwitzte nur wegen der verdammten Hitze. Der Pontiac war noch immer hinter ihm. Wenn schon! Hier in der City gab es sowieso keine Möglichkeit, einem Verfolger zu entrinnen.
Die Fahrt ging kurz darauf durch den Holland Tunnel unter dem North River hinweg. Wenig später rollte Franklin in südlicher Richtung durch Hoboken. Das Unglück passierte in der Willow Avenue. Der Motor begann plötzlich zu spucken. Franklin wußte, daß noch genügend Benzin im Tank war — daran konnte es also nicht liegen. Er lenkte den Lieferwagen auf den Parkplatz eines Supermarktes und stoppte in einer Parklücke. Links und rechts von ihm war ziemlich viel Betrieb. Hausfrauen schleppten Einkaufstüten zu ihren Wagen, andere stiegen aus und eilten auf das Geschäft zu. Franklin verließ den Fahrersitz und öffnete die Motorhaube. Er hatte ein paar Jahre als Automechaniker
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