Jerry Cotton - 0562 - Die Peitschenmaenner
sagte Murdock aufgeregt. »Sie wissen, wir stehen dicht vor den Wahlen, und man möchte doch seine Chancen wahren, wenn man der Verwaltung mehrere Jahre treu gedient hat.« Seine Rede begleitete er mit einem albernen Lachen.
»Wir halten Sie nicht lange auf«, sagte ich. Phil blickte auf den Tresor. Denn davon hatte uns Harwarth berichtet. Die Gegenstelle befand sich in Wagoners Haus, in einem Tresor. Es lag also nahe, daß sich die Empfangs- und Sendegeräte hier ebenfalls unter so sicherem Verschluß befanden.
Meine Stimme wurde leise, vertraulich. »Ich kann doch hier ganz ungeniert sprechen«, sagte ich.
»Aber selbstverständlich«, versicherte der Bürgermeister. »Mr. Peltone ist mein Erster Sekretär, sozusagen meine rechte Hand. Sie können ihm genauso vertrauen wie mir.«
Davon war ich überzeugt, nur im umgekehrten Sinne.
»Sie wissen sicher, daß in der vergangenen Nacht das Haus des zweiten Bürgermeisterkandidaten in die Luft geflogen ist.«
»Es ist schrecklich, ganz furchtbar«, sagte Murdock theatralisch.
»Wir haben seine Leiche gefunden, oder jedenfalls das, was von ihm übriggeblieben ist. Wir nehmen an, daß es in Queens Kräfte gibt, die seine Wahl auf jeden Fall verhindern wollten. Wir haben auch einige Spuren, die auf die Täter hinweisen. Im Zusammenhang damit wurde ein Mr. Harwarth verhaftet.«
Ich beobachtete Murdock genau.
»Mr. Harwarth?« fragte er erstaunt. »Das ist unmöglich! Mr. Harwarth ist eine untadelige Persönlichkeit.«
Er war offenbar von dem überzeugt, was er uns sagte. Und die Überraschung war echt. Auch Peltones Gesicht zeigte für den Bruchteil einer Sekunde ehrliche Verblüffung.
Ich änderte meine Taktik. Jetzt kam der entscheidende Schuß.
»Wir wissen noch mehr«, sagte ich. »Unter anderem sollen gestern mehrere Kisten mit Banknoten aus Wagoners Villa herausgeschafft worden sein. Uns ist bekannt, daß es ein Lastwagen gewesen ist. Aber wir kennen nicht das genaue Ziel.« Ich machte eine Pause, um meine Worte wirken zu lassen.
In Wirklichkeit befanden sich die Blüten zu diesem Zeitpunkt bereits im Falschgelddezernat. Denn Harwarth hatte uns aufgeschrieben, wohin er sie schaffen ließ. In eines seiner vielen Häuser in Oaks Village, das zur Zeit leer stand.
In Roy Peltones Augen blitzte es auf. Er wußte also von der Existenz dieser Banknoten, was ich übrigens schon vorher vermutet hatte.
»Das ist eine tolle Geschichte!« keuchte Murdock. »Unglaublich, daß so etwas in unserer Stadt passieren kann.«
»In diesem Zusammenhang fielen auch zwei Namen, Don und Jim. Wir wissen allerdings nicht, ob sie in die Sache verwickelt sind. Der Wagen fuhr in nördlicher Richtung zur Küste. Und nun wollten wir Sie bitten, im Grundbuchamt feststellen zu lassen, ob Mr. Harwarth in dieser Gegend irgendwelche Besitzungen hat. Wir denken da an ein abgelegenes Grundstück, vielleicht ein Sommerhaus oder so etwas Ähnliches.«
Roy Peltone wurde munter. »Ich werde mich selbst darum kümmern und die in Frage kommenden Pläne heraussuchen lassen. Wenn Sie morgen noch einmal herkommen würden, kann ich Ihnen bestimmt die gewünschte Auskunft geben.«
Ich bedankte mich überschwenglich. Peltone mußte mich für einen ausgemachten Trottel halten. Aber das tat mir nicht weh. Ausschlaggebend war der Erfolg. Und ich hatte eine Mine ausgelegt, die den ganzen Laden hochjagen sollte.
Sie brauchte nur noch gezündet zu werden.
***
Wir verschafften uns durch den General Attorney für den Staat New York einen außerordentlichen Haussuchungsbefehl. Den Haussuchungsbefehl für die Stadtverwaltung Queens.
Und zu diesem Zweck holten wir Jos Cook aus dem Sanatorium, der sich wie kein anderer in den verwinkelten Räumen und Kellern des Stadthauses auskannte.
Außerdem begleitete uns ein Bevollmächtigter des General Attorney. Denn dieser Eingriff in die Verwaltung mußte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln rechtlich untermauert sein.
Kurz nach acht Uhr abends, als auch die letzten Putzfrauen das Gebäude verlassen hatten, verschafften wir uns durch einen Nebeneingang Zutritt.
Jos Cook war sehr aufgeregt. Aber wir konnten auf seine Hilfe nicht verzichten, ebensowenig wie auf den Experten unserer technischen Abteilung.
Wer sollte uns die Türen öffnen… und den Tresor?
Zunächst ging alles ganz planmäßig vonstatten. In dem riesigen Gebäude herrschte Totenstille. Unsere Schritte hallten hundertfach von den Wänden zurück. Wenn wir uns nicht bewegten, wirkte die Ruhe
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