Jerry Cotton - 0562 - Die Peitschenmaenner
bedrückend.
Das erste Ziel war das Zimmer des Bürgermeisters. Während Phil und ich die Wände abklopften, bemühte sich unser Techniker um den Tresor.
Phil blieb plötzlich stehen. Er hatte einige Bücher aus einem Regal geräumt und die dahinterliegende Wand abgeklopft. Sie klang hohl.
»Jerry!« rief er leise. »Hör dir das mal an!« Er klopfte nochmals.
»Kein Zweifel, dahinter ist ein Hohlraum«, stellte auch ich fest. Wir sahen im Bauplan nach, konnten aber keine Einzeichnung finden, die auf einen versteckten Raum schließen ließ. Uns fiel nur auf, daß der Schornstein, der in der Wand hochgeführt wurde, verhältnismäßig groß und tief eingezeichnet war.
»Wissen Sie, was sich hinter dieser Wand befindet?« fragte ich Cook.
Der schüttelte den Kopf und sah mich nur ängstlich an.
Wir versuchten das schwere Regal von der Wand abzurücken. Dabei mußte Phil an einen verborgenen Kontakt geraten sein. Plötzlich drehte sich das Regal in die Mitte des Raumes und gab eine schmale Tür in der Wand frei.
Sie ließ sich leicht nach innen öffnen. Dahinter war es dunkel. Eine schmale Wendeltreppe führte hinunter.
Mit einer Stablampe leuchtete ich in die Tiefe. Dann stiegen wir hinunter, ich zuerst.
Die Treppe kam uns endlos vor. Ab und zu blieben wir stehen, um nach einem eventuellen Ausstieg zu sehen. Wir mußten schon im Erdgeschoß sein, aber noch immer war die Treppe nicht zu Ende.
Sie war mit Filz belegt und dämpfte unsere Schritte erheblich ab. Die Erbauer und Benutzer dieses Geheimganges hatten an alles gedacht. Seit wann mochte er schon benutzt werden? Das Stadthaus war vor vier Jahren erbaut worden, zur gleichen Zeit, als William Murdock das Amt des Bürgermeisters übernahm.
Wir standen auf dem letzten Absatz. Halb rechts von mir befand sich eine schmale Tür, ähnlich der im Zimmer des Bürgermeisters. Auch sie ließ sich leise öffnen.
Nach meinen Berechnungen mußten wir uns noch unterhalb der eigentlichen Keller befinden. Aber in dieser Tiefe war im Bauplan nichts eingezeichnet.
Wir kamen zuerst in einen quadratischen, fensterlosen Raum, in dem viele Kisten gestapelt waren.
Phil hob einen Deckel an. »Dynamit, und hier die dazugehörigen Zündschnüre.«
Ich beschäftigte mich mit einer anderen Kiste. Sie enthielt Pistolen und Revolver aller Kaliber. Wir untersuchten Kiste für Kiste. In einigen war Munition, in anderen Eierhandgranaten, Nebelkerzen und sogar Maschinenpistolen. Die Waffen hätten ausgereicht, eine kriegsstarke Kompanie zu versorgen.
»Wir werden noch mehr solche Überraschungen erleben«, sagte ich ahnungsvoll. Und ich sollte mich nicht irren.
Der nächste Raum war bedeutend größer. An den Wänden befanden sich Schlafpritschen. Auf grob zusammengeschlagenen Tischen und Bänken standen leere Gläser und Flaschen. Auf dem Boden lagen Zigarettenschachteln und Stummel herum.
»Anscheinend das Quartier von Peltones Einsatzreserve«, meinte Phil.
Ich prägte mir alle Einzelheiten ein. »Wir wollen nichts berühren, Phil«, sagte ich. »Irgendwann wird die Mannschaft zurückkehren. Und auf die Überraschung freue ich mich.«
Der nächste Raum war nur klein und diente offenbar als Vorratskammer. In zwei Regalen waren Konserven und Kartons gestapelt. Natürlich fehlten auch die Getränke nicht.
Wir wollten gerade weitergehen, eine Treppe führte steil nach oben, als wir aus dieser Richtung ein leises Kratzen hörten. Dann vernahmen wir Schritte. Es schien ein einzelner zu sein.
Wir suchten hinter dem Regal Deckung. Keine Sekunde zu früh. Oben öffnete sich eine Tür, und ein schmaler Lichtschein fiel die Treppe herunter. Er kam näher und wurde größer und größer. Der Mann, der die Lampe hielt, blieb stehen. Eine Lampe an der Decke flammte auf, und wir konnten den späten Besucher erkennen. Es war Don Sayes.
Er durchquerte den Raum, sein Ziel war offenbar die Waffenkammer. Ich ließ ihn fast bis zur Tür kommen.
»Hallo!« sagte ich nur.
Er fuhr herum, als ob er auf eine Mine getreten wäre. Phil blendete ihn mit der Stablampe. Sayes schien noch immer zu glauben, daß er einen seiner eigenen Leute vor sich hatte.
»Laß den Unsinn«, sagte er brummig. »Was machst du überhaupt hier?«
Ich ließ den Lauf meines Revolvers im Lichtkegel der Stablampe aufblinken und trat aus der Deckung hervor.
»Ach, so ist das?« sagte Don Sayes nur und nahm, ohne meine Aufforderung abzuwarten, die Hände in die Höhe. Noch immer begriff er nicht, was hier gespielt wurde.
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