Jerry Cotton - 0562 - Die Peitschenmaenner
Operation leitete.
»Tok!« sagte der Vorsitzende, denn nur mit diesem Namen redeten sich die Großen des Rates untereinander an, »wir haben dich vor den Rat zitiert, damit du Rechenschaft ablegen kannst. Die Aktion Queens steht vor dem Zusammenbruch. Wir werden Jahre brauchen, um den Verlust wettzumachen. Was hast du dazu zu sagen?«
Tok schluckte. Denn diese Anklage hatte er nicht erwartet. Er spürte bereits die Schlinge um seinen Hals. Aber er wollte alles tun, um sich herauszuwinden.
»Hoher Rat«, begann er. Denn die Gangster dieses Kreises legten großen Wert auf Umgangsformen. »Ich habe den Bezirk Queens in vier Jahren aufgebaut. Alle wichtigen Stellen wurden unterwandert. Jeder Geschäftsmann zahlte regelmäßig seine Abgaben an uns. Die Stadtverwaltung unter Murdock…«
»Das wissen wir alles«, unterbrach ihn der Vorsitzende kalt. »Was geschah in den letzten Wochen? Was wurde getan, um den Strohmann Murdock wieder auf den alten Platz zu stellen?«
»Die Aktion lag in den Händen von Richard Wagoner…«
»Den du in der vergangenen Nacht ohne Urteil des Rates getötet hast«, vollendete der Vorsitzende. »Warum, Tok?«
»Er hat sich widersetzt«, log Tok, denn er hielt es für besser, nichts von dem Unbekannten zu sagen, der seinerseits die Organisation unterwandert hatte.
»So«, lautete der einzige Kommentar des Vorsitzenden.
Tok wurde von Minute zu Minute unsicherer. Er hatte das Gefühl, daß die Ratsmitglieder mehr wußten, als sie Zugaben. Aber was wußten sie? Tok glaubte geschickt genug zu sein, um sich rechtzeitig umstellen zu können. Aber dazu mußte er wissen, was man gegen ihn Vorbringen konnte.
»Was geschah mit den Banknoten?« fragte ein Ratsmitglied, das den Namen Sop führte.
»Ich sagte es schon, sie wurden in die Luft gejagt.«
»Bist du ganz sicher, Tok?«
»Ja.«
»Wer kann es bezeugen?«
»Torfino. Ich habe ihm die Kisten gezeigt.«
Der Vorsitzende drückte auf einen verborgenen Knopf unterhalb des Tisches. Lautlos trat der Neger ein.
»Torfino soll kommen.«
Der Neger verschwand. Inzwischen setzten die elf Mitglieder des Rates schwarze Kapuzen auf, die nur zwei Löcher für die Augen freigaben.
Dann wurde Torfino hereingeführt. Er hatte noch nie vor der großen Ratsversammlung der Bosse gestanden. Obwohl er eines der ältesten Mitglieder der Cosa Nostra war und die eisernen, oft unmenschlichen Gesetze des Syndikats kannte, fühlte er sich unsicher und gehemmt.
Doch die ersten Worte des Vorsitzenden bewiesen ihm, daß er nichts zu befürchten hatte.
»Du sollst uns ein paar Fragen beantworten, Silvio. Wahrheitsgemäß, ohne Rücksicht auf irgendwelche Personen.«
Silvio Torfino nickte.
»Du hast auf Befehl von Tok die Wagoner-Villa in die Luft gesprengt.«
»Ja.«
»Tok hat dir die Kisten mit den Banknoten gezeigt?«
»Ja.«
»Hast du dich von dem Inhalt überzeugt?«
»Nein.«
Der Vorsitzende gab dem Neger einen Wink und sagte zu Torfino: »Du kannst gehen, Silvio. Wir brauchen dich heute nicht mehr.«
Er wurde von dem Neger herausgeführt.
»Nun, Tok? Was hast du dazu zu sagen. Die Kisten können auch leer gewesen sein!«
»Sie waren es aber nicht.«
Niemand gab zu erkennen, ob man Tok glaubte oder nicht. Der Vorsitzende klingelte abermals und gab den Befehl, Roy Peltone vorzuführen.
Tok fühlte den Puls klopfen. Instinktiv spürte er, daß mit Peltone etwas auf ihn zukam, das ihm einen tödlichen Schlag versetzen konnte. Fieberhaft arbeiteten seine Gedanken. Aber es blieb ihm nicht viel Zeit.
Roy Peltone stand vor dem Rat, sehr ruhig und sehr selbstsicher. »Roy«, sagte der Vorsitzende, »schildere der Versammlung, was du heute im Zimmer des Bürgermeisters erlebt und gehört hast.«
»Zwei G-men besuchten den Bürgermeister. Sie sprachen von einem Mr. Harwarth, der in irgendeinem Zusammenhang mit Wagoner gestanden haben soll. Und sie sprachen davon, daß ein Lastwagen mit Banknoten das Grundstück mit unbekanntem Ziel verließ. Ich habe inzwischen herausgebracht, wo der Lastwagen hingefahren sein kann, und die Aktion der Sicherstellung…«
»Genug«, unterbrach der Vorsitzende. »Du kannst gehen, Roy. Wir übertragen dir hiermit das Kommando für den heutigen Einsatz.«
»Jawohl«, sagte Roy atemlos und verließ den Raum.
Es war totenstill. Tok schwankte hin und her. Er öffnete den Mund, um sich zu verteidigen. Aber es kam kein Ton heraus. Was hätte es ihm auch genützt. Worte wirkten nicht vor der Ratsversammlung.
Deshalb sagte er
Weitere Kostenlose Bücher